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Nr.0261

An Marg. Guillot

J. M. J.

Lyon, Freitag, Juli 1851.

Meine teure Tochter, ich habe Ihren traurigen Brief erhalten. Sie haben richtig gehandelt, mir zu schreiben; wenn ich könnte, würde ich Sie besuchen, aber ich kann es in diesem Augenblick nicht; wenn Sie mich aber brauchen, kommen Sie, ich werde Sie immer mit der Güte eines Vaters empfangen.

Beten Sie, meine Tochter, den hl. Willen Gottes an; und folgen Sie mit Maria Jesus, der auf den Kalvarienberg steigt. Seien Sie ein ganz kleines Kind im Gehorsam.

  1. Ihr Zustand ist ein Zustand der Versuchung... verdemütigen Sie sich tief, das bewirkt Ehre, die Gott erwartet.
  2. Ich kümmere mich um alles; fahren Sie mit Ihren Kommunionen fort, Sie brauchen sie sehr. Gehen sie aus Gehorsam hin wie die niedrigste der Armen.
  3. Opfern Sie den Tag auf, beten Sie die 3 Ave des Dritten Ordens.
  4. Besuchen Sie die hl.Messe. wenn es Ihnen die Gesundheit erlaubt.
  5. Wenn Sie mit Ihren Schwestern beisammen sind, beten Sie den Englischen Gruß und die Tischgebete.
  6. Ich möchte den Rosenkranz.

Für den jetzigen Zeitpunkt dispensiere ich Sie von der Gewissenserforschung, von der Lesung und vom Abendgebet! Aber ich will - wenn es Ihre Gesundheit gestattet - einen Besuch beim Hlst. Sakrament am Nachmittag, wenn Sie in St. Josef sind.

7. Ich habe Ihnen die Nachtstunde zweimal in der Woche erlaubt, wenn es die Gesundheit zuläßt.

Kopf hoch, meine teure Tochter; das ist wieder ein Sturm, in dem der lb. Gott sein Werk vollbringt. Selbstvergessenheit und Gehorsam.

Ich segne Sie. Geben Sie mir Ihre Nachrichten; Ihr Zustand erweckt mein Mitleid.

An Frl. Guillot Margarete,

in Bellecour, Façade du Rhône, Nr. 9

Lyon.


Nr.0262

An Frau Jordan

La Favorite, 7. Juli 1851.

Gnädige Frau!

Wahrhaftig! Ich muß Ihnen gleich mein Mißgeschick mit Ihrem Brief erzählen, um mich zu entschuldigen. Ich hatte ihn verlegt und erst vorgestern abends wieder gefunden; Sie können sich mein Bedauern vorstellen...

Es wurde mir immer wieder gesagt, Sie würden bald nach Lyon zurückkehren. Ich erwartete Sie und warte immer noch; aber Wochen und Monate vergehen, und Frau Jordan kommt immer noch nicht. Sie ist so glücklich in ihrer Einsiedelei, inmitten der ländlichen Häuschen und deren lieben Bewohner, denen sie Freundin, Krankenpflegerin und Mutter ist! Lyon hingegen bietet keine solchen Herzensfreuden, nur die Freuden, die der Glaube und die sich in Opfern betätigende Liebe gewährt.

Ich hoffe, daß Sie uns recht gesund, recht innerlich, recht fröhlich und recht großmütig wiederkehren werden. Einige Abwechslung im Leben tut gut; das Herz möchte immer wieder etwas Neues und Gott auch. Ihr Gedanke gefällt mir: sich gleichsam nur herleihen, nicht völlig hergeben, wo es sich um die Dinge handelt; auf diese Weise stets seine Freiheit und Geistesgegenwart bewahren. Fahren Sie fort, nur wie im Vorübergehen Gutes zu tun, so wie unser göttlicher Meister. Ich danke Ihnen herzlich für Ihr kräftiges Gebet aus Anlaß des von mir in Saint-Chamond begangenen Jubiläums; der lb. Gott hat es über alles Erwarten gesegnet; seine Gnade ist so mächtig! Ich sah ganz klar, daß all diese schönen, tröstlichen Bekehrungen nicht die Frucht menschlicher Rede, sondern einer verborgenen Gnade waren; Gott sei in Ewigkeit dafür gepriesen!

Ich habe Ihrem Wunsch gemäß jene Personen in den III. Orden aufgenommen, die Sie mir empfohlen haben. Ich kannte ihren guten Ruf; leider: es sind arme Blinde, die sehr zu beklagen sind! Wenn sie die Gabe Gottes, seine Güte, seine Liebe, die Freude der Hoffnung kennten, wären sie so glücklich!

Ich komme auf Ihren jungen Mann zu sprechen; es wäre nicht schwierig, ihn zu diesem Zeitpunkt als Bruder bei uns aufzunehmen, wenn er von Ihnen vorgestellt und unterstützt würde; ich würde es mir zur Pflicht machen, ihn zu begünstigen. Wir müßten sein Alter, seine sittlichen Eigenschaften wissen; oder besser wäre es noch, wenn er selber nach Lyon herreist, denn gewöhnlich nehmen wir keine Postulanten auf, ohne sie vorher zu sehen. Sollte es bei uns unmöglich sein, könnte sich dieser junge Mann Herrn Rey in Tullins vorstellen oder es bei den Maristenbrüdern von Saint-Chamond versuchen, und ich könnte ihm ein Empfehlungsschreiben geben.

Der III. Orden bereitet mir auch weiterhin viel Trost und Erbauung. Viele Mitglieder halten gerade wie m e i n e D a m e d e r D a u p h i n é ihre Betrachtung beim Anblick der schönen Natur, im friedvollen Schweigen der Täler und Hügel. Vergessen Sie meinen Felsen nicht - seine Kapelle und seinen herrlichen Ausblick! Oh, welch selige Stunde habe ich vor einigen Jahren dort zugebracht, als ein schöner Tag zur Neige ging! Ich genoß in meiner Seele einen Frieden, den man nie mehr vergißt.

Leben Sie wohl! Sie wissen ja, daß ich Sie alle Tage am Altar nenne und segne: Sie, Ihre lb. Tocher und Ihren guten Mann.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard, P.

An Frau Jordan, im Landhaus in Saint-Romans, über Saint-Marcellin (Isère)


Nr.0263

An Marianne

J. M. J.

La Favorite, 20. Juli 1851.

/Im Band III der gedruckten Briefe, S. 90, Nr. 81, wird das Datum 20. Juli angegeben. Das muß aber der 10. Juli sein, denn der Poststempel der Ankunft des Briefes zeigt den 11. Juli an (Troussier)/

Liebe Schwestern!

Ich hoffe, daß in La Mure alles in Ordnung geht und daß Ihr auf den Flügeln der göttlichen Vorsehung glücklich ans Ziel gelangt seid.

Der Zweck meines Briefes ist ganz einfach folgender: Herr Cat kennt die Existenz des Drittordens in La Mure, er weiß alle Einzelheiten, auch die Monatsmesse, an der alle Mitglieder teilnehmen; die Ansprachen des Herrn Pillon, dem man die Bezeichnung Direktor gibt, usw. Er sieht darin eine verschworene Gesellschaft oder zumindest eine Gelegenheit, einen Tag, Elend... Ich habe ihm geantwortet, daß es sich lediglich um eine besondere und private Angliederung handle, wie es tatsächlich nicht anders der Fall ist, denn ich habe niemals in La Mure weder Versammlungen noch Organisation gewollt. Es scheint, daß einige vom Drittorden alles dem Herrn Pfarrer erzählt hätten, und ich würde mich darüber gar nicht wundern, es genügt dafür nur eine indiskrete und geschwätzige Person.

Was wir nun tun sollen, lb. Schwestern, ist, daß wir ihnen nichts weitersagen, was Ihr bezüglich des Drittordens aus Lyon erhaltet. Traut nicht den Frommen, sie haben für ihren Leiter kein Geheimnis.

Wir dürfen nichts unternehmen, was den Anschein einer Versammlung erwecken könnte.

Gegen einen privaten Drittorden könnte der Herr Pfarrer nichts sagen, wenn das aber eine Gesellschaft würde, hätte er ein Recht, sich zu beklagen. Ich wünschte sehr, daß Herr Pillon sehr vorsichtig sei und dies alles beiseite lasse. Ich fürchte die Kleckserei der Frommen in La Mure. Ich lasse diese Sache Eurer großen Diskretion über. Ihr kennt das Gelände und die Einfühlsamkeit der Leute.

Lebt glücklich in Eurem kleinen Winkel, aber ängstigt Euch nicht darüber, es bedeutet nichts. Der Herr Pfarrer hat sich mir gegenüber korrekt verhalten.

Es geht mir gut und ich bete für Euch, lb. Schwestern.

Euer in J. Chr. ergebenster

Eymard.

An Fräulein Eymard Marianne,

du Breuil-Straße, La Mure d'Isère.


Nr.0264

An Frau Gourd

J. M. J.

18. Juli 1851.

Gnädige Frau!

Ich danke Ihnen, für mich gebetet zu haben, und vor allem zu meinem hl. Patron. Wenn ich ihm doch wenigstens ein bißchen in seiner Liebe zu Unserem Herrn und für seine Ehre gleichen würde! Aber ach! Ich bin sehr arm und ganz kalt, ich bin auf das Almosen meiner Töchter angewiesen und eigenartigerweise denke ich mehr an ihr Wohl als an meines.

Ich komme auf Ihren Brief zurück. Geben Sie jener niedergeschlagenen und so unglücklichen Mutter folgende Ratschläge:

  1. Sich immer fest im Stand der Gnade zu halten, damit der Dämon, der diesen Mann zu beherrschen scheint, über sie keine Macht hat. Das ist der wichtige Punkt.
  2. Sie opfern bereitwillig dem lb. Gott ihre Leiden für das Heil Ihres Gatten auf; denn er ist leider sehr der Gefahr ausgesetzt.
  3. Sie würde guttun, die kostbare Reliquie des sel. Gaspard von Buffalo zurückzubringen und jeden Tag einige Gebete zu Ehren des Kostbaren Blutes zu verrichten auf die Fürbitte dieses großen Dieners Gottes hin. Wir werden hier unsere Gebete mit den Ihrigen, gnädige Frau, vereinigen.

Sie sind also immer sehr beschäftigt, immer für die anderen da! Gott sei dafür gelobt! Man ist nie sicherer, den hl. Willen Gottes zu erfüllen, als wenn man nicht den eigenen Willen erfüllt. Und man ist nie freier und ruhiger als in der kindlichen Hingabe an diesen überaus liebenswürdigen Willen Gottes. Seien Sie also ganz zufrieden, wenn Sie am Abend zum lb. Gott sagen können: "Mein Gott, ich habe am heutigen Tag auf meinen eigenen Willen verzichtet."

Vergessen Sie jedoch nicht, daß eine innerliche Seele nicht gänzlich aus sich selbst heraustreten darf, sondern stets das Auge auf den gegenwärtigen Gott und auf seine Pflicht gerichtet haben soll.

Innerlich mit seinem guten Meister Zwiesprache halten und damit Gott in den Geschöpfen und mitten in der Welt finden.

Aber befreien Sie sich während des Tages, soweit Sie können, von Ihren mündlichen Andachtsgebeten, damit Sie am Abend frei sind.

Adieu, gnädige Frau! Grüßen Sie mir das gnädige Fräulein: sie möge stets einfach sein mit dem lb. Gott, mit sich selbst, mit Ihnen! Sie gelange zur göttlichen Liebe durch die Reinheit des Opfers von Herz und Willen.

Ihr im Herrn ergebenster

+

An Frau Gourd, in Romanèche (Saône-et-Loire)


Nr.0265

An Marg. Guillot

La Seyne-sur-Mer, bei Toulon (Var), am 7. August 1851.

Meine teure Tochter, ich möchte Ihnen meine Nachrichten übermitteln und Ihnen sagen, daß mich der Gehorsam noch hier läßt bis zum Ende des Monats August, um ein neues Haus zu organisieren; ich habe mir dies nicht erwartet, aber der lb. Gott erwartete mich hier; und so bin ich nun hier wie in Lyon mit seiner heiligen Gnade und seiner eucharistischen Gegenwart. Ich bin hier sehr ruhig, da ich hier fast niemanden kenne; ich kümmere mich um die Einrichtungsgegenstände, die Reparaturen usw.... indessen bin ich oft im Gedanken in Lyon und im kleinen Haus St. Josef; und ich bete für alle, insbesondere für Sie, damit Sie der gute Meister in Zeiten der Schwachheit trage und in der Armseligkeit stütze; daß er in allem Ihre Kraft und Ihre Liebe sei. Haben Sie stets die Liebe und Barmherzigkeit Unseres Herrn in Ihrem Glauben vor Augen; gestalten Sie daraus Ihr Leben. Ich wage es zu hoffen, daß Sie die Güte Unseres Herrn niemals im Stich lassen wird.

Da ich in diesen Tagen ganz besonders für Sie gebetet habe, kommt mir ein starker Gedanken, Ihnen anzuraten, in meiner Abwesenheit bei Hochw. Rousselon, den Seelsorger von Frl. Jaricot, zu beichten. Er ist ein heiligmäßiger Priester, sehr innerlich und für die Wege Gottes sehr erleuchtet. Gehen Sie mit Vertrauen und mit meiner Empfehlung zu ihm, er wird sie nicht abweisen. Sagen Sie ihm, was Ihnen möglich ist, ohne zu versuchen, ihm den Zustand Ihrer Seele zu erklären; erzählen Sie ihm von den Versuchungen, die Sie haben, das genügt, damit er Sie kennt; aber achten Sie darauf, ihm zu berichten, wie ich Sie führe und was ich von Ihnen möchte bzgl. der hl. Kommunion. In Ihrem qualvollen Gewissenszustand sind Sie von den Erklärungen dispensiert; Sie sind im Stande einer Kranken, die nur mit Mühe etwas sagen kann, aber der lb. Gott sieht auf die Verfassung des Herzens.

Ich rate auch Ihren Schwestern, diesen guten Priester aufzusuchen; auf meine Rückkehr zu warten, würde zu lange dauern.

Was wollen Sie anders, meine gute Tochter, als den hl. Willen Gottes? Nun ist es gerade dieser anbetungswürdige Wille, der mich hier zurückhält, und der von Ihnen dieses Opfer verlangt; und dieser gute Meister ist stets gut und liebenswürdig in allem. Wie ist man glücklich, Gott überall zu finden und immer in ihm zu leben; dann gibt es keine fremden Länder mehr und keine Trennung! Gott ist alles in allen.

Es tat mir sehr leid, daß ich Frau... nicht sehen konnte, aber der lb. Gott hat es noch nicht gewollt, er sei dafür gepriesen!

Meine ergebensten Grüße Ihrer ganzen Familie, der guten Mutter; möge sie alles ertragen aus Liebe zu Gott; an Frl. Mariette sagen Sie: sie möge recht für Gott arbeiten und sich glücklich schätzen, die Marta des Hauses zu sein. An Frl. Claudine: einfache und kindliche Liebe zu Jesus in Nazaret und auf dem Kalvarienberg; an Frl. Jenny: Vertrauen und Selbstüberlassung nach seinem Wohlgefallen; und für Sie selbst: dienen Sie Unserem Herrn in Ihrer Armut! Lassen Sie sich führen, wohin er will und wie er will.

Ich segne Sie alle in Unserem Herrn!

EYD.

Und Ihre Nummer?

An Frl. Guillot Margarete,

Place Bellecour, Façade du Rhône, Nr. 9

Lyon (Rhône).


Nr.0266

An Frau Franchet

La Seyne, 8. August 1851.

Gnädige Frau!

Der Mensch denkt und Gott lenkt. Ich bin nun wieder in La Seyne; ich glaubte, nur einige Tage hier zu bleiben, aber ich werde bis Ende August bleiben müssen. Gott will es, ich auch und Sie auch.

Wie oft habe ich den lb. Gott gebeten, daß er Sie in Ihren guten Wünschen erhalte und festige! Daß er in Ihnen seinen Geist der Liebe und Heiligkeit in Ihnen ausbilde! Sie sind nämlich für ihn und nur für ihn geschaffen, die Geschöpfe können das Herz für einige Augenblicke vergnügen und den Geist ablenken, sie ausfüllen und zufriedenstellen aber können sie nie!

Dies also ist der sichere und notwendige Weg: zu Gott gehen, indem man sich vom eigenen Selbst trennt und das ganze Leben zum Opfer bringt. Die evangelische Heiligkeit ist nichts anderes als eine Hinopferung, ein Holokaust, wo Tod und Leben vereinigt sind in der gekreuzigten Liebe! Nun wissen Sie, gnädige Frau, daß Sie Unser Herr auf diesen Weg ruft; er ist recht steil, gelegentlich sehr dornenvoll, sehr erschreckend; aber wie schön war er für die Liebe Jesu im Garten der Traurigkeit, in der Verdemütigung in Jerusalem, bei der beschwerlichen Besteigung des Kalvarienberges und als er sich dort in seiner Liebe verzehrte. Die Liebe ist immer ein Martyrium und die Flamme des Opfers ist immer die Liebe.

Nur Mut, meine Tochter, bleiben wir nicht mitten auf dem Weg stehen, schauen wir nicht zu weit vor uns hinaus: es ist ein Geheimnis. Leben wir nicht in unseren Kreuzen und Leiden, sondern mit unseren Kreuzen in Jesus. Merken Sie sich wohl, daß der lb. Gott nur den Willen verlangt, er ist sein Thron; der Rest ist das Schlachtfeld.

Lassen Sie mich Ihnen, meine Tochter, noch einmal, tausendmal, wiederholen: mißachten Sie die Blitze und Donner, sie können Sie nicht anrühren; schenken Sie Ihren inneren Leiden keine Aufmerksamkeit, mit einem Wort: kommunizieren Sie, darin liegt Ihre Kraft, Ihr Sieg und Ihr Weg; Sie tun es und werden es tun. Ein Tag ohne Sonne ist eine Nacht mit Sturm oder Traurigkeit.

Adieu, ich segne Sie im Herrn,

Eymard.

P.S. Ich öffne nochmals meinen Brief, um Ihnen den Erhalt des Ihrigen zu bestätigen und Ihnen zu sagen,daß er mir Freude und Trost gebracht hat. Sie leiden und leiden viel, das stimmt! Und ich wage es nicht, Unseren Herrn zu bitten, Ihnen diese Leiden wegzunehmen; das scheint mir, Sie unfruchtbar und Jesus, unseren Meister, traurig zu machen. Die göttliche Liebe gebiehrt immer im Schmerz, die vollkommene Vereinigung geschieht allein auf dem Kreuz und durch das Kreuz:somit verzeihen Sie mir, gut Tochter, daß ich nur Ihre Leiden segne und für Sie und Ihre Treue bete. Bitten Sie jedoch den Herrn, daß er die äußerliche Auswirkung verhülle, und daß - wenn er das gekreuzigte Herz will - das Äußerliche der Ausdruck einer süßen Nächstenliebe und der Friede des Hl. Geistes sei; tun Sie es im Geheimen. Dieser Gedanke, Gott will dies von mir, wird stärker sein als alles! Sie waren nie Gott wohlgefälliger als jetzt. Ja, kommunizieren Sie, und zwar so, wie ich es Ihnen dargelegt habe; bei Ihnen ist das Herz besser als der Kopfe, und Gott will das Herz.

Umarmen Sie in meinem Namen Ihr gutes kleines Kind; Gott möge es Ihnen stets brav erhalten.

Meine brüderlichen Grüße dem guten Herrn Franchet.

Eymard.

An Frau Franchet

St.Vinzenz-Dai 64 oder 65.

L y o n (Rhône).


Nr.0267

An Marg. Guillot

La Seyne-sur-Mer, bei Toulon (Var) am 18. August 1851.

Meine teure Tochter, ich habe Ihren Brief vom 10. August erhalten. Ich habe ihn ersehnt, habe aber nicht soviel Leid bei Ihnen erwartet. Der außergewöhnliche Leidenszustand, in dem Sie sich befinden, läßt mich sehr wünschen, Ihnen nützlich zu sein. Sie kennen meine Güte zu Ihnen, und ich bitte den lb. Gott, sie noch zu vermehren. Der Vorschlag, den ich Ihnen gemacht habe, Hochw. Rousselon aufzusuchen, kam nur aus diesem Grund: weil ich gerade die Weisung des Generalobern erhielt, bis zum 5. September hier zu bleiben; und ich habe diese Zeitspanne als zu lange angesehen, Sie allein zu wissen, die Beute all dieser Stürme zu werden. Das wäre sicherlich für mich ein großer Trost und der größte, den Sie mir geben könnten, wenn Sie mir berichteten, daß Sie nicht alleingelassen werden. Die Furcht, sich hernach in einem noch schlimmeren Zustand zu befinden, ist eine Qual, denn Sie sind nicht verplichtet, Ihren inneren Zustand offenzulegen, sondern nur Ihre Sünden, und auch Ihre Sünden nur so, wie Sie sie sagen können, ohne zu versuchen, sie zu erklären. Die diesbezügliche Vorschrift der Beichte ist sehr einfach, sie besteht darin, daß man sie beichtet, wie man es allgemein zum gegebenen Zeitpunkt tun kann. Man soll eher die Gnade der Lossprechung ersehnen als irgendetwas anderes; und diese Gnade ist die Gnade und Barmherzigkeit Gottes. Wenn Sie so vorgehen, wird Ihre Beichte wie die Beichte des armen Zöllners, der sich angesichts seiner Sünden verdemütigt, oder wie das Bekenntnis der gedemütigten Magdalena, die zu Füßen Unseres Herrn weint, ohne ihre Gefühle ausdrücken zu können. Somit kann ich Ihnen nur anraten hinzugehen. Und wer weiß? Vielleicht erwartet Sie die Gnade Gottes dort; Sie kennen ja das Unbehagen, das Sie stets empfunden haben, den Beichtvater zu wechseln. Der lb. Gott hat seine Geheimnisse der Gnade und seine Zeitpunkte; so überlassen Sie sich etwas mehr der augenblicklichen Gnade.

Was Ihren Zustand betrifft, habe ich immer gesagt, daß er ein göttlicher Zustand ist, worin Sie Unseren Herrn auf dem Weg der inneren Demütigungen und Leiden mehr verherrlichen können. Suchen Sie diesen Zustand nicht zu ergründen, begnügen Sie sich zu wissen, daß er kein Hindernis darstellt für die Liebe Gottes, sondern daß er sogar das besondere Mittel ist, das Gott zu Ihrer Heiligung ausgewählt hat. Mir scheint, daß Ihnen diese positive Entscheidung ein Trost bedeuten möge.

So gehen Sie dann mit geschlossenen Augen in die Wüste hinein. Gott in allem sehen, durch alles zu Gott gehen; sich gänzlich seinem augenblicklichen Wohlgefallen überlassen: das ist die unabänderliche Regel einer innerlichen Seele.

Schreiben Sie mir. Muß ich Ihnen das sagen? Aber beten Sie vor allem für mich, damit sich der hl. Wille Gottes vollkommen in mir erfülle. Ich bin hier, wie ich es von Ihnen wünsche: von einem Tag auf den anderen lebend, ohne die Zukunft zu kennen, aber der lb. Gott denkt für mich daran.

Ich bete immer für meine guten Töchter, die mir noch teurer werden, und für diesen Dritten Orden sowie für Sie ganz besonders. Meine Grüße an Ihre gute und teure Familie.

Adieu in Unserem Herrn!

Eymard.

P.S.- Es scheint, daß ich erst um den 5. Oder 6. September herum nach Lyon zurückkommen werde. Sollte es Ihnen auf alle Fälle ununmöglich sein,alle Abneigungen gegen die Beichte zu besiegen, gebe ich Ihnen die üblichen Erlaubnisse.

An Frl. Guillot Margarete,

Place Bellecour, Façade du Rhône, Nr. 9

Lyon (Rhône).


Nr.0268

An Herrn Creuset

La Seyne-sur-Mer (Var), am 19. August 1851.

Liebster Freund!

In Toulon habe ich Ihren Brief erhalten und will mit der Beantwortung nicht bis zu meiner Rückkehr warten. Ihr Brief hat mich im Herrn erfreut. Ich gebe vor Gott alles zu, was Sie darin anführen, aber meine Schlußfolgerung bleibt die gleiche: ich möchte gerne, daß Sie Novizenmeister seien; Sie würden wieder ernannt, und meine erste Wahl würde auf Sie fallen. Alles, was gesagt wurde, bedeutet nichts; nicht ich war es, der es gesagt hat, und ich werde es nie sagen. Und ich will Ihnen gestehen, daß ich es lieber gehabt hätte, daß Herr v. Fayotte geschwiegen hätte. Darin liegt etwas Gutes: Sie haben dadurch vor Gott profitiert, und ich profitiere davon, um Ihnen meinen Wunsch und meine Zuneigung zu erneuern.

Sie hätten nicht die erforderlichen Fähigkeiten, sagen Sie, auch nicht die Tugend. Umso besser! Erbitten Sie sie vom lb. Gott, seine Gnade wird alles tun und besser tun. Ach, lieber Freund, Sie sind dabei gedemütigt worden... vielmehr i c h sollte mein Gesicht in den Händen verbergen, wenn ich die hohe Ehre sehe, die mir Gott zuteilt, und mich zum Heil der auserwählten Seelen seiner Liebe verwendet; und wenn man mich mit Ihnen vergleicht, würde ich Sie unendlich an Unfähigkeit und Armseligkeit übertreffen. Ich tröste mich damit, daß ich zum lb. Gott sage: ich habe nichts, ich weiß nichts und kann nur alles zerstören. Machen Sie alles und regeln Sie alles. Und zur heiligen Jungfrau: gute Mutter, dies ist dein Werk, behüte es wohl.

Somit überlassen Sie sich, lieber Freund, der Güte Gottes und dem Schutz der hlst. Jungfrau; und fahren Sie fort.

Es tat mir sehr leid, daß ich nicht an Ihrer Versammlung im August teilnehmen konnte; und ich bedauere es recht, bei jener im September nicht dabeisein zu können. Ich werde vom Gehorsam hier festgehalten bis zum 5. oder 6.; aber nein, ich irre: ich hoffe, bei jener im September dabeizusein, weil sie erst am 6. stattfinden wird.

Beten Sie für mich, teurer Freund, damit ich den Gnaden Gottes in mir keine Hindernisse in den Weg lege.

Empfehlen Sie mich den Gebeten Ihrer guten Frau Gemahlin.

Allzeit im Herrn verbleibe ich Ihr ergebenster

Eymard, P.M.

An Herrn Creuset,

Bellecour-Platz u. -Straße 13, Lyon (Rhône).


Nr.0269

An Marianne

Im Pensionat von La Seyne-sur-Mer (Var), am 19. August 1851.

Liebste Schwestern!

So bin ich nun seit bald vier Wochen in der Provence und muß bis zum 5. oder 6. September hierbleiben. Ich lasse die Ausbesserungsarbeiten unseres Institutes durchführen. Meine Gesundheit geht übrigens gut und ich habe damit keine Sorge, ich bin hier sehr ruhig, und - eigenartig - ich werde träge und habe die Zeit, nichts zu tun. Diese großen Hitzen bedrängen Körper und Geist. Ich habe Nachrichten der Fräuleins Guillot erhalten; es geht ihnen wie gewöhnlich; sie melden mir, daß sie Euch geschrieben hätten.

Zur Frage des Drittordens mit dem Herrn Pfarrer rate ich Euch, weder etwas zu tun noch etwas zu sagen. Der Herr Pfarrer ist barsch, er könnte Euch etwas Kränkendes sagen. Laßt die Angelegenheit fallen, ich werde sie selbst mit ihm behandeln. Es würde mir unangenehm sein, wenn der gute Hochwürden Pillon darunter leiden müßte. Er möge sich davor in acht nehmen und gehe allen Geschwätzen von Frommen aus dem Weg, die trachten, Pfarrer und Vikare zu entzweien; und ich rate auch, die Sakristeiarbeit und das Bügeln der Kirchenwäsche aufzugeben, wenn Euch das mit dem Herrn Pfarrer in Konflikt bringt; allem voran geht nämlich der Frieden.

Leider! Es ist nicht sosehr der Herr Pfarrer als vielmehr Personen, die ihn aufgehetzt haben, auf bestimmte Leute loszugehen. Die besten Dinge erleiden immer Prüfungen, aber macht Euch darüber keine Sorgen! Ihr gehört zum Drittorden, Ihr nehmt teil an allen seinen Gütern. Lebt ruhig daheim, das ist das beste Mittel, glücklich zu sein.

Ich glaube, daß inzwischen alle Ausbesserungsarbeiten vollendet sein werden und Ihr Euch ein wenig ausruhen könnt; es ist wohl Zeit. Schreibt mir an die Adresse, die am Anfang meines Briefes steht.

Ich verbleibe in J. Chr., lb. Schwestern,

Euer ergebenster

Eymard, p.s.m.

An Fräulein Eymard Marianne,

du Breuil-Straße, La Mure d'Isère.


Nr.0270

An Frl. Ant. Bost

La Seyne-sur-Mer (Var), 22. August 1851.

Gnädiges Fräulein!

Tief im Süden, in Toulon, erhalte ich Ihr Schreiben. Es hat mir unter diesem glühenden Himmel etwas Gesellschaft geleistet und ich will sofort darauf antworten, damit Sie ein anderesmal nicht in dieselbe Versuchung kommen.

Sie sind traurig! Sie empfinden eine unerklärliche Traurigkeit! Sie fühlen Ekel gegen alles, Sie sind sich selbst zur Last und bedürfen gar sehr der Gnade Gottes, um sich in diesem peinlichen Zustand zu ertragen! Und was überdies das Traurigste dabei ist: nichts vermag zu trösten - nichts scheinbar zu stärken. Oh, diesen Zustand kenne ich recht gut und Gott läßt mich denselben von Zeit zu Zeit durchmachen.

Nun denn, glauben Sie mir: wir müssen Gott dafür danken, wie für eine große Gnade. Die Seele leidet allerdings Todesqualen, aber nur, um dadurch ein neues Leben zu gewinnen, Gott schält sie los und flößt ihr gegen alles Widerwillen ein, auf daß sie sich um so fester ihm anschließe. Er zeigt ihr die Leere von allem, was nicht er ist.

In diesen Augenblicken unbeschreiblicher Seelenleiden bringen Sie sich selbst Unserem Herrn so recht zum Opfer und sagen Sie ihm aus ganzen Herzen: "Ich leide, ich sterbe - aber das macht nichts. Mein Herz und mein Leben sind dein. Ich will dich mehr lieben als meine Beklemmung und meine Traurigkeit..." Und Sie werden sehen, wie sich Ihnen ein neuer Horizont der Hoffnung und der Liebe auftut.

Da ist aber ein Punkt, über den wir nicht einer Meinung sind: Ihnen gefällt die alte Jungfer in der Welt nicht und mir ist sie im gegebenen Fall lieber als eine alte Klosterfrau, als die verdienstvollste Familienmutter. Und dies, weil sie Jungfrau und Märtyrerin zugleich ist. Inmitten der heidnischen oder gleichgültigen Welt erhebt sie die jungfräuliche Fahne des Erlösers. Sie ist seine geliebte, apostolische Jüngerin. Denken Sie doch wie ich! Eine alte Jungfer ist wie ein alter, kaiserlicher Leibgardist, den ehrenvolle Wunden, die Frucht zahlreicher Kämpfe, zieren. Ehrfurchtsvoll verneigt man sich vor solch einem alten Veteranen. Nun, was meinen Sie? Trösten Sie sich wenigstens mit dem Gedanken, daß Sie da sind, wo Gott Sie will.

Es gefällt mir, daß Sie Ihren Übungen treu bleiben, koste es, was es wolle; dann erst können Sie sagen, daß Sie Gott mehr lieben als sich selbst.

Grüßen Sie mir bitte Ihre gute Schwester; sagen Sie ihr, sie soll für mich beten; für Sie, ich rechne damit.

Ich habe mit Freuden Frau v.Chatelux, Ihre hervorragende Freundin, als Professe (in den Dritten Orden) aufgenommen. Zuerst war ich durch die Anwesenheit einer Dame, die ich nicht kenne, und die sie begleitete, gehemmt.

Ich habe nur ein armseliges Bild zu meiner Verfügung; ich sende es Ihnen trotzdem.

Ich vertraue Sie der Gnade Unseres Herrn an und bitte ihn, er soll von Ihnen ganz Besitz ergreifen und souverän in Ihnen herrschen.

Eymard.

An Frau Tholin-Bost,

Geschäftsfrau in Tarare (Rhône)

- Frl. Bost. P. A. B.


Nr.0271

An Marg. Guillot

La Seyne-sur-Mer bei Toulon (Var), 22. August 1851.

Ich möchte mit einigen Zeilen Ihren letzten Brief beantworten, der indes allzu traurig gewesen ist. Da aber der Gute Meister Frl. Claudine geheilt hat, zeigt er Ihnen, wiesehr er Sie liebt, und daß seine Vorsehung ganz väterlich ist: das ist die beglückendste Nachricht, die Sie mir bringen konnten, denn ich habe mir darüber große Sorgen gemacht. Nun ist also diese gute Tochter geheilt, o wie gut ist doch der lb. Gott! Ich sehne mich, sie zu sehen. Aber man soll dieses schöne Fest nicht durch Tränen verdüstern; es wäre mir wohl eine Pein gewesen, Ihnen mitteilen zu müssen, daß ich hier zum Obern ernannt worden bin; die Tatsache, daß man mir diese Ernennung nicht mitgeteilt hat, ist alles, was ich weiß; ferner, daß ich zu Exerzitien nach Lyon gehen soll. Es ist freilich wahr und ich weiß, daß man für La Seyne einen Oberen sucht und daß ich auf der Liste stehe. Das ist aber auch schon alles, und ich lasse das alles dem hl. Willen Gottes über und beunruhige mich darüber nicht. Sagen Sie also Frl. Claudine, mich nicht zu betrüben, indem sie sich selbst betrübt. Ich werde morgen mit Ihrer Novene beginnen.

Was die Frage betrifft, die Sie mir unterbreiten, so kann ich nur raten, ruhig zu bleiben; ich weiß zuverlässig, daß der Generalobere den Dritten Orden nicht verlassen will und daß er im Falle, daß er mich zurückzieht, jemand anderen eigens nach Lyon kommen ließe. Diese guten Damen regen sich allzusehr auf; und das führt zu nichts. Wenn sie an ihrem Gedanken festhalten, lassen Sie gewähren; der lb. Gott besorgt den Rest. Und nachdem Sie Ihre Ansicht darüber mitgeteilt haben, seien Sie und bleiben Sie ruhig.

Falls Sie M. G. sehen sollten, richten Sie ihr meine ergebensten Grüße aus. Ich mache ein wenig wie sie, ich reise unter dem Wind der göttlichen Vorsehung...

Kopf hoch! Und der gute Herr Rousselon? Wie sind Sie doch noch ein Kind! Also Mut!

Ich segne Sie im Herrn.

EYD.

An Frl. Guillot Margarete,

Place Bellecour, Façade du Rhône, Nr. 9

Lyon (Rhône).


Nr.0272

An Frau Franchet

La Seyne, 25. August 1851.

Gnädige Frau!

Ich habe eben Ihren Brief voller Trauer und Seufzer erhalten. Mein Gott! Wieviel Elend! Wann werden sie endlich gemildert? Armes Boot, wie wird es hin und hergeschüttelt! Zudem ist das Ufer noch weit entfernt, und der Himmel ist immer noch finster, keine Hilfe in Sicht. Was für eine Situation! Was tun? Sich stets am Steuer halten, das Wasser, welches nach und nach ins Boot eindringt, hinausschütten, und sich dann der Vorsehung überlassen; Ihr Boot ist versichert, gnädige Frau, es kann nicht kentern und zugrundegehen. Nein, nein, der lb. Gott segnet es jeden Augenblick des Tages, aber Sie sind noch kein guter Passagier, Sie fürchten sich zuviel; zudem vergeht Ihr Herz, weil es nur den Himmel und die Wüste sieht. Was kann man machen? Sie dürfen ihm deswegen nicht allzuböse sein; es leidet, es ist krank, es fühlt Erleichterung, wenn es sich ein wenig beklagen kann; aber wenn es weitergehen will, muß man ihm sagen: Nun auf, mein armes Herz, du bist nicht brav, du wirst deinem Gott mißfallen und ihn in seiner Liebe unglücklich machen, du wirst nicht weitergehen und aus Liebe zu ihm wirst du noch ein wenig leiden! Und dieses Herz, das im Grunde gut ist, wird sich ergeben und den Weg Jesu wieder aufnehmen, wo immer es ihm gefallen wird, es hinzuführen: und es wird mit der Kraft und der Liebe den Frieden und die Freiheit wiederfinden.

Kommunizieren Sie, meine Tochter, die Kranke braucht Nahrung. Kommunizieren Sie trotz Ihrer Armseligkeiten, diese nehmen Ihnen das Leben der göttlichen Liebe nicht weg, sie prüfen und reinigen es nur; die Frucht, welche aus dem Treibhaus kommt, ist immer etwas schal, und der Baum, der sie hervorbringt, ist sehr anfällig und recht schwach.

Aber die Frucht, die in freier Luft entsteht und unter freiem Himmel reift, ist die beste.

Kommunizieren Sie, und Unser Herr wird in den großen Prüfungen Ihre Kraft sein; bei großen Versuchungen braucht man Unseren Herrn in der Eucharistie dringend, fast würde ich sagen, unbedingt; es ist die Zeit des Kampfes, und wenn Jesus mitten im Sturm zu schlafen scheint, so tut er es nur, um unser Vertrauen auf die Probe zu stellen; begnügen Sie sich dann, zu seinen Füßen zu verharren. Seine Liebe schläft nie.

Arme Tochter! Was Sie mir von dieser Empfindung schreiben, ist nichts; Sie haben ihr zu große Wichtigkeit beigemessen und vor allem: Sie haben sie zu viel analysiert; wenn Sie dies beichten, erwähnen Sie es nur mit einem flüchtigen Wort.

Ach, Sie leben allzusehr in Ihrem Herzen. Ich möchte, daß Ihr Herz ganz und gar im göttlichen Herzen Unseres Herrn lebte. Ich kann nicht! Das Leiden ist der Anfang dieses göttlichen Lebens, die Treue im Leiden ist dessen Kraft und das Bindeglied. Nur Mut! Sie werden den Herrn Jesus lieben aus Ihrem ganzen Herzen, aus Ihrem ganzen Geist und mit Ihrem ganzen Willen und mit all Ihren Kräften; dann werden Sie Himmel und Erde segnen mit mir.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.

An Frau Franchet

St.Vinzenz-Kai 64

L y o n (Rhône)


Nr.0273

An Marg. Guillot

La Seyne, Mittwoch, 3. September.

Gnädiges Fräulein!

Ich habe Ihr Schreiben erhalten. Ich bedauere, nicht die Zeit zu haben, auf den ersten Teil zu antworten: Sie werden sagen, daß Sie nichts erhalten haben.

Zu Ihrer persönlichen Frage: ach, daß der lb. Gott Ihnen zu Hilfe komme!

Gestern habe ich die Anweisung erhalten, mich zu den Exerzitien nach Lyon zu begeben; ich fahre morgen früh ab und werde Samstag in Lyon ankommen. Ich werde Sie am Sonntag oder Montag besuchen, ich hoffe es. Halten Sie sich also bereit. Mit Freude werde ich Frl. Jenny sehen.

Ich bin sehr gerührt über die lb. Grüße aller Ihrer Schwestern und Ihrer ganzen Familie. Sie wissen, wie sehr ich sie in Unserem Herrn liebe.

Adieu, die Zeit drängt.

Eymard.

An Frl. Guillot Margarete,

Façade du Rhône, Nr. 9, Place Bellecour

Lyon (Rhône).


Nr.0274

An de Cuers

Lyon, 12. September 1851.

J. M. J.

Lieber Herr!

Mit sichtlicher Freude habe ich Ihren lieben Brief erhalten und dafür Gott gepriesen. Vielleicht sind Sie der von Gott gesandte Mann, um dieses apostolische Werk, das in den Missionen so notwendig und der Kirche so nützlich wäre, zu organisieren und zu vervollständigen.

Ich kann Sie nur dringend bitten, auf Ihrer Durchreise in Lyon anzuhalten; hier werden wir miteinander plaudern, und Sie können darüber mit unserem hochwst. P. Generalsuperior, der über Ihren Brief informiert ist, reden; das ist ein überlegenswerter Plan.

Wenn Sie dieses Jahr in Toulon bleiben, werde ich das Vergnügen haben, Sie dort zu treffen. Der Gehorsam schickt mich in das Pensionat von La Seyne; ich werde in den letzten Septembertagen dort eintreffen.

Adieu in Unserem Herrn.

Ganz Ihr

Eymard, S.M.

An Herrn de Cuers

Fregattenkapitän, place Vieux Palais 6

Toulon


Nr.0275

An Marg. Guillot

La Seyne, 5. Oktober 1851.

Gnädiges Fräulein!

Es bleibt mir nur die Zeit, Ihnen Ihr Protokoll zu senden. Ich habe es sehr gut gefunden; bedauerlich ist nur, daß darin noch immer von mir gesprochen wird. Ihre Erinnerung ist mir stets gegenwärtig und ich empfehle Sie alle jeden Tag Unserem Herrn. Beten Sie für mich, ich brauche es. Ich bin sehr beschäftigt und vor allem sehr beansprucht. Mit meiner Gesundheit geht es wie immer. Adieu, ich befüchte, die Post zu versäumen.

EYD.

P.S.- Ich werde Ihnen in diesen Tagen einen langen Brief schreiben. Meine Grüße an alle.

An Frl. Guillot Margarete,

Place Bellecour, Façade du Rhône, Nr. 9,

Lyon.


Nr.0276

An den Bischof v. Grenoble

La Seyne-sur-Mer, 7. Oktober 1851.

Exzellenz!

Mit tiefer Ehrfurcht und Dankbarkeit habe ich den Brief erhalten, den mir Eure Hoheit h u l d v o l l geschrieben hat, um der Gesellschaft Mariens das ehemalige Kleine Seminar von Bourg d'Oisans anzubieten: ich habe unseren Generalobern davon in Kenntnis gesetzt; er war tief gerührt von Ihrem so väterlichen Wohlwollen zu einer Gesellschaft, die Sie, Exzellenz, vor 16 Jahren gesegnet haben und die auf Ihre Bitte hin Gregor XVI. am 26. April 1836 approbiert hat. Ihr Name, Exzellenz, steht in unserem Gründungsbreve als ein ewiger Beweis, daß Sie einer unserer ersten Patres sind.

Unser Generaloberer hat mir nach Toulon geschrieben, wo ich mich seit einigen Wochen aufhalte; er wäre froh, wenn er Ihrem Vertrauen entsprechen könnte; er bedauert es sehr, daß es nicht möglich sei aufgrund zwei neuer Häuser, die er in diesem Jahr gegründet hat, Ihr Haus noch dieses Jahr anzunehmen; er bittet Sie, seine aufrichtige Dankbarkeit entgegenzunehmen; und ich, Exzellenz, bleibe stets Ihr Kind und bete jeden Tag zu Gott, er möge Sie Ihrer geliebten Herde noch lange erhalten.

Um Ihren Segen bittet, Eurer Hoheit stets untertänigster Sohn

Eymard

p.s.m.


Nr.0277

An Marg. Guillot

Alles für Gott allein!

La Seyne-sur-Mer (Var), 15. Oktober 1851.

Meine Tochter im Herrn, ich möchte damit beginnen, ein so langes Schweigen zu brechen. Bis zum heutigen Tag war es mir unmöglich, einen Augenblick für mich zu bekommen; zur Organisierung eines Hauses kamen noch Exerzitien dazu, die ich unseren Zöglingen gepredigt habe usw... endlich sind Sie die erste, der ich schreibe; also vergesse ich Sie nicht. Oh, wie könnte ich meine Familie des Kalvarienberges vergessen, die der lb. Gott sosehr liebt und für welche er mir ein Vaterherz gegeben hat! Somit sind Sie mir alle ohne Unterlaß vor Gott gegenwärtig, ebenso Ihre Mühen und Ihre Leiden. In dieser Beziehung habe ich eine Schwäche, ich hätte Sie manchmal lieber ohne Kreuz, aber Unser Herr will es anders. Möge also sein hl.Kreuz in uns gelobt, geliebt und verherrlicht werden!

So bin ich also mitten unter den Kindern und ich preise Gott dafür, da es ja sein hl. Wille war, der mich hierhergeführt hat; und das gibt mir Kraft und ein wenig guten Willen. Ich suche mich hier mit meiner Aufgabe einzukerkern, denn ich fürchte Bekanntschaften zu machen. Ach, ich fürchte mich vor mir, bis jetzt bin ich frei. Aber wieviel gibt es doch hier zu tun! Wieviel Geduld, Gebet, Liebe Gottes habe ich nötig! Und mein armer Dritter Orden! Oh, möge ihn der lb. Gott allzeit segnen und ihn in seiner heiligen Gnade erblühen lassen! Darin liegt die schwache Seite meines Herzens; aber ich wäre so glücklich, ihn ganz in Gott zu wissen! Ich soll indes nur wollen, was Gott will; und würde er sein Ende wollen, so sei er gleichermaßen gepriesen!

Nun zu Ihnen. Der anonyme Brief ist eher ein Hinweis als eine Strafe; Sie haben ihn als solchen aufgefaßt; das ist gut, denn man hat Sie an der stärksten Seite angegriffen; das wird Sie noch mehr stärken. Aber meiner Meinung nach stammt dieser Brief nicht von einer Frau, sondern von einem Mann, von irgendeinem Gläubigen, der über Sie eine Verleumdung vernommen hat und der aus Liebe, aber in dummer Weise geglaubt hat, damit einen Akt der Nächstenliebe zu setzen. Diese Schrift ist mir nicht unbekannt, aber ich kann mich nicht an den Schreiber erinnern.

Betreff Ihrer Versuchungen hinsichtlich Ihrer Beichten bringen Sie sich nicht sosehr in Verwirrung; klagen Sie sich allgemein über alles an, was Gott in Ihren demütigenden Versuchungen gegen den Glauben, die Nächstenliebe und die Verzagtheit hätte beleidigen können; und das genügt, selbst im strengen Sinn der Theologie und nach allen strengen Autoren. Verwirren Sie sich nicht darüber, daß Sie sich die Versuchungen nicht erklären können, sie im einzelnen zu kennen, genau zu unterscheiden, was daran schuldbar ist. Nein, nein, der lb. Gott will das nicht. Bedienen Sie sich des Beweggrundes des Gehorsams, um auf alle diese Unruhen zu antworten. Und trotz alldem, gehen Sie zur hl. Kommunion und setzen Sie diese fort. Wissen Sie wohl, daß die Gewissensqualen, die man weder erklären noch richtig verstehen kann, die größte innere Pein bedeuten. Gott behält sich oft dieses G e h e i m n i s vor, um die Seele im Geheimnis des Gehorsams und der gänzlichen Hinopferung des Verstandes zu belassen; und in diesem kreuzigenden Zustand reinigt sich die Seele von alldem, was in ihr zu menschlich ist: das ist nach meiner Ansicht das V o l l k o m m e n s t e, was Ihnen im Gebet gezeigt worden ist; denn so stützt man seinen inneren Frieden nicht mehr mit diesen Handlungen oder mit dem inneren Zeugnis des Gewissens, sondern allein mit dem Glaubensakt des blinden Gehorsams. Seien Sie dieser Regel sehr treu, meine Tochter; schon seit geraumer Zeit setzt Sie der lb. Gott in diesen Zustand und verlangt von Ihnen dieses Opfer.

Was Ihre zu beichtenden Sünden anlangt, so beunruhigen Sie sich also nicht sosehr. Die Vorschrift des Bekenntnisses von läßlichen Sünden ist breit und deren Vergebung ist leicht. Aber im Zweifel, ob meine Sünden schwer oder leicht sind, was soll ich davon halten? - sie i m m e r als läßlich ansehen, und selbst wenn Sie verwirrt sind, sie nicht beachten und darüber hinweggehen. So ist das klar. - Aber ich bin fast sicher, zugestimmt zu haben? - Diesselbe Antwort. Man darf nicht etwas als Zustimmung ansehen durch den Eindruck, anhand von Unruhe und Gefühlen, sondern durch das Urteil des Willens: es braucht einen positiven Grund. Prüfen Sie nicht diese Versuchungen der Verwirrung, gehen Sie wie über glühende Kohlen darüber hinweg.

Sobald dann Ihr Beichtvater Sie unterbricht, gehorchen Sie einfach und versuchen Sie nicht, ihn auf die Frage zurückzuführen. Setzen Sie einen reinen Akt des Gehorsams, indem Sie sich sagen: der lb. Gott begnügt sich mit meinem guten Willen.

Nun etwas über den Dritten Orden. Es ist für mich eine große Freude, alle im Einsatz für den Dritten Orden der hlst. Jungfrau zu sehen. Sie wird Sie dafür segnen. Wenn Sie um Rat gefragt werden, antworten Sie gemäß dem Zug des Augenblicks, zielen Sie auf die Ruhe, nicht auf die Aufgeregtheit hin; sich begnügen mit dem, was man hat; schließlich soll man auf den Zeitpunkt Gottes zu warten verstehen. Ich finde zuviel Unruhe bei diesen guten Fräuleins.

In allem, meine teure Tochter, wissen Sie jedes Ding recht einzuschätzen und messen Sie allen Worten, Vorwürfen und Unliebsamkeiten nur jene Wichtigkeit bei, die sie vor Gott haben. Beurteilen Sie diese Dinge nur so, wie sie Gott in der Wahrheit beurteilt. Wenn jemand mit Ihnen spricht, teilen Sie mit ihm seine Geistesart und seinen Charakter, seinen kummervollen oder leidgeprüften Zustand; und nachdem Sie die Angelegenheit vom menschlichen Gesichtspunkt entblößt haben, wird sie Ihnen in ihrer ganzen Einfachheit erscheinen, oft auch in ihrer Nichtigkeit.

Kopf hoch! Ich lasse Sie in der Liebe Unseres Herrn; seien Sie überzeugt, daß mir Ihre Briefe Freude bereiten; und sie machen mir tatsächlich Freude. Ich habe sie alle erhalten und mit lebhaftestem Interesse gelesen.

Möge Unser Herr Sie segnen und in seiner heiligen Gnade erhalten.

EYD.

P. S. - Möchten Sie, daß ich meinem Pfarrer schreibe, von dem ich Ihnen erzählt habe, um Frl. Jenny als Pensionsgast in seinem Kloster unterzubringen? Dieser Pfarrer ist Hochwürden Dupuy in Saint-Maurice, nahe bei Rivede-Gier.

Ich schreibe an Frl. Jenny nach Chasselay.

Meine Grüße an die gute Familie Gaudioz; sie bildet mit der Ihrigen eine einzige Familie.

An Frl. Guillot Margarete,

Façade du Rhône, Nr. 9, Place Bellecour

Lyon (Rhône).


Nr.0278

An Frau Jordan

Alles für Gott allein!

La Seyne-sur-Mer (Var), 16. Oktober 1851.

Gnädige Frau!

Nach zwei Monaten inmitten aller möglichen Menschen, Arbeiter, usw. komme ich mir vor wie nach dem Chaos eines Sturmes, wie Sie sich denken können; dann bin ich hierher versetzt worden, um die Leitung eines Pensionates zu übernehmen, das organisiert werden muß; ich mußte den Schulbeginn durchführen, die Exerzitien abhalten usw. Die Schlußfolgerung lautet: also verdiene ich ein wenig Nachsicht von Ihrer Seite.

Ich habe es sehr bedauert, daß ich Sie nicht treffen konnte; Frl. Agarithe hat es Ihnen hoffentlich ausgerichtet. Es war meine Absicht, Sie auf der Rückfahrt nach Toulon über Valence kurz zu begrüßen, da wurde mir jedoch gemeldet, Sie wären nicht in Romans, sondern auf dem Lande; ich mußte darauf verzichten, weil mir nicht genug Zeit blieb.

Nun gut! Wieviel Dinge haben sich doch abgespielt, seitdem wir das letztemal beisammen waren! Wieviel Sorgen und Opfer haben auf Sie gewartet! Leider, leider, wie leid haben Sie mir getan! Fast fürchtete ich, Sie würden den Mut verlieren; aber ein Gedanke beruhigte mich: diese gute Schwester gehört Gott mit ganzem Herzen an; nein, sie wird nicht schwach werden, sondern sich nur umso fester Gott allein anschließen. Armer Pfarrer von Saint-Marcellin! Diese Nachricht durchbohrte mir das Herz; er war so gut, er hat sich gegen mich so liebevoll erwiesen und besonders am Anfang meiner priesterlichen Tätigkeit mir soviel Gutes getan. Ach, der Himmel muß sich ja freuen, aber für uns ist es ein großer Verlust, und für Sie besonders. Und hinzu kommt noch der traurige Tod Ihrer Freundin. Beten wir die Pläne Gotte an und hoffen wir auf seine Barmherzigkeit für diese arme Seele; wie ist doch Gott so gut! Wenn man bedenkt, daß es, um seine Seele zu retten, nur eines Seufzers aus tiefstem Herzen, eines Aktes der Liebe, der Reue und des Vertrauens bedarf! Oh, wie ist doch Gott so gut! Fast wider unseren Willen will er uns retten. Darum lassen Sie all diese Unruhe, all diese Selbstvorwürfe über Ihre Feigheit usw. beiseite. Sie müssen einsehen, daß Ihr Eingreifen in diesem Fall nur Sache des Rates gewesen ist und Sie nicht gut weitergehen konnten. Seien Sie also ruhig über diesen Punkt; das ist mein Rat; alles weitere wäre Versuchung.

Seien Sie stets auf der Hut vor innerer Verwirrung und Traurigkeit des Herzens. Der Teufel würde sich derselben bedienen, um Ihnen zu schaden. Wie Samson würde er Sie blind machen. Sagen Sie sich immer: Ich bin unruhig - also ist unter dem Schein des Guten irgendeine Versuchung verborgen; und danach gehen Sie vorwärts. Lassen Sie um Gottes willen nicht Ihre Kommunion weg! Sie würden sich Ihrer Waffen berauben und aus Entkräftung am Wege liegen bleiben; nähren Sie recht Ihre Schwäche und Sie werden stark sein; bedenken Sie, daß die hl. Kommunion ein großes Feuer ist, das in einem Augenblick all das Stroh unserer täglichen Unvollkommenheiten verzehrt; aber trachten Sie, in der allmorgendlichen Betrachtung beim Herrn einen Vorrat zu sammeln von den göttlichen Brosamen des himmlischen Manna; dann werden Sie der Friede und die Kraft nie verlassen.

Es bleibt mir jedoch noch eine etwas harte Lehre, die ich Ihnen geben muß: S u c h e n S i e i n J e s u s a l l e i n F r e u d e, K r a f t u n d T r o s t. Ach, möchte der lb. Gott Sie jenen verborgenen Schatz kennen und schätzen lehren, der Sie über die Regionen der Stürme und Wechselfälle dieses vergänglichen Lebens emporhebt.

Leben Sie wohl, gnädige Frau und lb. Schwester! Es ist ein langer Brief geworden, aber mein Herz sagt dem lb. Gott alle Tage noch viel mehr für Sie, denn er weiß, wiesehr ich Ihnen seine Gnade und seine Liebe wünsche.

Einen Gruß an Ihr gutes Fräulein! Sie sei stets einfach und gut zu Ihnen.

Beten Sie für mich!

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.

P. S. - Und wie steht es um den III. Orden? Unterstützen Sie ihn kräftig zusammen mit Frau David; die hl. Jungfrau wird es Ihnen hundertfach vergelten. Ich will dem guten Fräulein Agarithe, mit dem ich durch die liebevolle Vorsehung reisen durfte, schreiben.


Nr.0279

An Frl. Agarithe Monavon

Alles für Gott allein.

La Seyne-sur-Mer (Var), 17. Oktober 1851.

Gnädiges Fräulein!

Ich erinnere mich gerne und oft an die Reise der Vorsehung; ich habe dafür sehr oft Gott gedankt und begann mich schon zu beklagen, als Ihr lb. Brief ankam. Ich danke Ihnen dafür. Er hat mir wohlgetan und Freude bereitet. Ich glaube, daß Ihr Charakter und Ihre Art, die Dinge zu sehen, schnell Sympathie aufkommen lassen.

Nun aber zur Tatsache!

Ich ruhe friedlich und zuversichtlich beim Gedanken, daß Sie es sind, die der lb. Gott für die Lebensbeschreibung unseres gemeinsamen Freundes (Der Kommandant Marceau, A.d.H.) ausgewählt hat. Bis jetzt hatte ich gesucht, es wurde mir von einer großen Zahl hervorragender Persönlichkeiten gesprochen, aber stets sagte mir ein unangenehmes Gefühl: nein, nein, das ist nicht der David des Herzens Gottes. Aber jetzt ist er ganz gefunden! Er muß herhalten, um zur Ehre Gottes einen Tempel aufzurichten. - So werde ich mit Ihnen, gnädiges Fräulein, einen Krieg, einen gerechten Krieg führen; um Gottes willen, nehmen Sie Ihr Wort nicht zurück! Sie würden meine Entmutigung verursachen. Somit rechne ich damit immerfort.

Ich habe der guten Frau Jordan geschrieben. Sie würde mir recht leidtun, wenn ich nicht ihr großmütiges Herz für Gott kennte; sie hat große Opfer gebracht und wird weitere bringen, denn Gott ruft sie zur Vollkommenheit; aber Sie werden Ihr dabei ein wenig behilflich sein, denn sie hat großes Vertrauen zu Ihnen.

Hätte ich nicht einen breiten Anteil in der Seelsorgearbeit, würde ich Ihre Lage beneiden; Sie können ungeheuer viel Gutes wirken, und der lb. Gott tut es durch Sie. Fahren Sie brav fort mit dieser breiten und soliden Leitung Ihrer Jugendlichen, das ist der hundertfache evangelische Gewinn. Es ist zugegebenermaßen ein mühsames Dasein, von morgens bis abends. Aber es ist auch die Anwendung dieses großen göttlichen Grundsatzes: "Wenn jemand mir nachfolgen will, verleugne er sich selbst und folge mir nach."

Und das ist es, was mir viel kostet: dieses Verzichten auf jeden Augenblick des Tages: sich mit tausend Dingen beschäftigen, Dinge zu hören, die von meinen Neigungen und meinem Zug so weit entfernt sind! Gott will es, das ist mein einziger Trost inmitten dieser kleinen Welt, dieser Menge von Eltern, die, ach, zum Großteil ohne solide und christliche Erziehung sind.

Wenn Sie es wünschen, werde ich dem Herrn Danjou von Montpellier schreiben und Sie mit ihm bezüglich des Erzieherstudiums in Verbindung setzen. Dieser gute Herr hat eine Zeitung gegründet, die sich nur mit Erziehung und ihren wahren Grundsätzen befaßt; er bekämpft aufs äußerste diese heidnische Lehre, welche in der Jugend verbreitet wird. Herr v. Alzon aus Nimes teilt bereits seine Ansicht, und man beginnt, in diesem Heidentum unserer Institutionen eine Bresche zu schlagen.

Ich kann Ihnen über meinen hiesigen Aufenthalt nichts berichten; ich habe noch keinen Spaziergang außerhalb unserer Anstalt gemacht. Ich bin vom Morgen bis zum Abend auf der Scholle geblieben; die Poesie des Meeres, des Geschwaders und des schönen Himmels der Provence haben mich noch nicht erfreut. Es gibt so wenig Poesie auf der Habenseite eines Bildungshauses, man muß gestorbene Autoren wiederholen, Grammatik, Griechisch und Latein studieren!

Beten Sie recht für mich, und ich werde es Ihnen als guter Bruder vergelten.

Wann werden Sie mir schreiben? Wann werden Ihre Reparaturen Sie soweit bringen, Ihre Geduld zu verlieren? Ich habe recht gelacht darüber, denn dies war jeden Tag seit 2 Monaten mein Kreuz.

Adieu im Herrn.

I n C h r i s t o ganz Ihr

Eymard.


Nr.0280

An Frau Gourd

Alles für Gott allein.

La Seyne-sur-Mer (Var), - 18. Oktober 1851.

Gnädige Frau!

Ich bin von den großen Arbeiten, ein Haus zu organisieren, einen Schulanfang zu leiten usw. etwas losgekommen, und so wende ich mich Ihnen zu. Ihr Schreiben hat mir große Freude bereitet. Ich hoffte, Sie in Lyon zu sehen, aber der lb. Gott hat es nicht zugelassen; er sei trotzdem gepriesen! Nun also sind wir, gnädige Frau, 140 Meilen voneinander entfernt, vielleicht entfernt für immer. Was ist doch das Leben! Und dieses Leben der Verbannung und des Vorübergangs! Was aber tröstet, ist die Tatsache, daß unser guter Vater unter uns ist, und daß seine Gnade, seine Liebe und dieselbe Hoffnung uns in seinem göttlichen Herzen vereinigen.

Ich will es Ihnen gestehen, gnädige Frau: ich danke Gott für diese Versetzung aus Lyon; und ich glaube, daß dies für mich eine Gnade bedeutet. Der lb. Gott wollte mich zwingen, nur für ihn allein zu leben. Mitten in meinen Geschäftigkeiten in Lyon hatte ich noch den Trost meiner Töchter. Er wollte dieses Opfer: Oh, möge er tausendmal dafür gelobt sein! Wenn sie ihm nur dienen und ihn aus ganzem Herzen lieben, darin besteht mein ganzes Glück. Und Sie, meine gute Tochter, werden immerfort diesen guten Meister lieben und andere zu seiner Liebe bewegen - mitten in Ihrem Gedränge und Ihrer Armseligkeit! Und Sie werden sich mit Wohlwollen Ihre Zeit, Ihre Beschäftigungen, Ihre Vorliebe stehlen lassen von allen Leuten.

Ihr Herz aber wird bei Jesus und in seiner selbstverleugnenden Liebe sein; Ihre Briefe werden mir immer willkommen sein; und sollte ich Ihnen von hier aus nützlich sein, so kennen Sie meinen Wunsch für das Wohl Ihrer Seele ebenso wie der meinigen.

Ich komme auf Ihr Schreiben zu sprechen. Sie machen sich Ihre Nachlässigkeit im Dienste Gottes, in Ihren Pflichten zu den Hausangestellten zum Vorwurf, Sie haben Probleme mit Ihren Kommunionen. Es ist wahr: man muß die Nachlässigkeit im Dienste Gottes bekämpfen, weil diese schnell die geistliche Schwäche und den Widerwillen gegen die Opfer entstehen läßt; die Seele verkümmert wie die Pflanze ohne Saft. Ja, bekämpfen Sie diese innere Nachlässigkeit sanft, aber kraftvoll: von dieser Seite her will Sie der Dämon angreifen. Teilen Sie sich Ihre Zeit und Ihre Mittel ein, aber finden Sie immer einen Augenblick, um für Gott allein dazusein. Der Kontakt mit der Welt, selbst mit der frommen Welt, hat dies gemeinsam: die innere Kraft der Seele wird abgenützt. Manchmal muß man wie Unser Herr vorgehen: wenn der ganze Tag dem Nächsten geschenkt wurde, muß man auf den Berg steigen und dort in der Einsamkeit des Herzens ein wenig mit Gott allein Zwiesprache halten. Ebenso müssen Sie auch, wenn Sie der gute Meister in einen außergewöhnlichen Zustand der Nächstenliebe für den Mitmenschen versetzt hat, alles liegenlassen zugunsten dieses lb. Mitmenschen; ich habe gesagt: "in einen außergewöhnlichen Zustand"; und somit muß man umso mehr das Innere durch seine Vereinigung mit Gott nähren, je mehr man es nach außenhin verbraucht.

Ach, wenn wir wie die Schutzengel wären! Sie schauen unablässig auf Gott und beschäftigen sich gleichzeitig mit uns. Dies erfolgt deswegen, weil Gott ihr absolutes Zentrum ist.

Und Ihre Zerstreutheiten? Oh, ihretwegen beunruhige ich mich nicht; sie sind Rheumatismen, die man im Leben ertragen muß. Darin liegt die Armseligkeit unserer armen Natur. Ach, wie demütigend ist dies für ein Herz, das allein in Gott leben müßte! Sie werden also, wenn Ihre Seele zu lange auf den lb. Gott vergessen hat, dieses eine tun: Sie führen sie ganz sanft zu seinen Füßen in der Demut Ihres Herzens, wie ein armes Schäflein, das sich weit weg vom Guten Hirten verirrt hat.

Zu Ihren Pflichten als Hausherrin: wenn Sie treue und ergebene Hausdiener haben, können Sie sich leicht ein wenig auf sie verlassen; aber es braucht immer den wachenden Blick der Meisterin; und Sie sollen sich immer, wenigstens in großen Zügen, über die Dinge Ihres Hauses auf dem laufenden halten; andernfalls werden Sie zu oft schelten müssen. Beten Sie viel für Ihr Haus und für alle, die Ihnen dienen.

Zu den Kommunionen: unterlassen Sie keine Kommunionen aus eigenen Gründen, Sie bedürfen ihrer; und es wäre sehr schlimm, aus Demut dem eucharistischen Mahl fernbleiben zu wollen, wenn Sie Unser Herr trotz Ihrer Armseligkeit ruft, zu ihm zu kommen. Gehen Sie also hin, meine Tochter, trotz Ihrer Armseligkeiten; gehen Sie gerade wegen Ihrer Armseligkeiten und Ihrer Armut hin: es ist Ihre Eintrittskarte zu diesem guten Meister.

Ich bedauere es, daß ich nicht diese gute Frau, deren Adresse Sie mir öfter mitgeteilt haben, nicht sehen konnte; ich muß es wirklich sagen: der lb. Gott wollte es nicht, denn sie kam so oft hierher!

Das Medikament hat nichts Gefährliches an sich; es wäre gut, wenn es eine so entmutigende Krankheit heilen könnte. Ja, sie kann ihre Schulden bezahlen, wie Sie es sagen, trotz der Zornausbrüche usw. - Arme Frau! Sie soll viel beten, denn es liegt etwas Teuflisches an all diesen Dingen.

Und Sie, meine arme Tochter, haben also ein neues Kreuz zu tragen! Herr G. ist krank; ja, ich bete und habe für ihn fleißig gebetet; und auch für Sie. Diese Nachricht hat mich niedergedrückt; geben Sie mir bitte darüber Nachricht, sobald Sie können. Kommen Sie nicht nach Hyères, den Winter zu verbringen? Ich würde dorthingehen, Sie zu besuchen, wenn es möglich ist.

Adieu! Ich lasse Sie in der göttlichen Güte und verbleibe stets im Herrn

Ihr ergebenster

Eymard.


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