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Nr.0501

An Frl. Agarithe Monavon

L. J. C. E.

La Seyne, 19. Mai 1855.

Gnädiges Fräulein und teure Schwester im Herrn!

Ihr Brief hat alle meine alten Kriegsgefühle wieder aufleben lassen. Bewundern Sie nicht das, was so natürlich ist: während 14 Tagen haben wir den Soldaten der 43. Militäreinheit Exerzitien gehalten. Was für ein Trost war es für mich, 400 Skapuliere, 500-600 Medaillen, Bücher usw. an diese braven Männer zu verteilen! Wir haben sie vor allem mit Gebeten und Segnungen beladen.

Wie schön war es, wie sich unsere Kirche mit diesen künftigen Märtyrern füllte, wie sie zum Tisch des Herrn schritten, - und schon eine große Zahl ist auf dem Schlachtfeld gefallen. - Arme Soldaten oder vielmehr: glückliche Soldaten mit doppelter Krone! Der französische Soldat ist christlich! Man muß ihn sehen mitten in der Gefahr, es gibt keine menschliche Ehrfurcht mehr.

Ich denke wie Sie über den Kreuzzug des Orients; für mich ist es der Krieg Gottes, der Wahrheit gegen den Irrtum, die Sklaverei und Tyrannei. Es braucht Opfer, Christenblut, um neue Generationen hervorzubringen. Das Schwert des Herrn wird erst nach dem Sieg in die Scheide zurückkehren; ich meine, daß dies die Morgenröte des großen Jahrhunderts bedeutet.

Ich bete viel für den guten und teuren Herrn Foloppe; sehr gerne werde ich neun Messen für ihn feiern, und zwar ab dem 22. Mai, um am Ende des Marienmonats abzuschließen.

Ich bedauere, daß ich die Stipendien bekomme; weil Sie es so wollen, geben Sie diese bitte an Herrn Gaudioz, Schreibwarenhändler, Leviste-Platz 10; oder dem P. Poupinel.

Die Lebensbeschreibung unseres guten und teuren Freundes hat geschlafen; es werden noch Notizen gesammelt; - ich werde mich aber ein wenig aufraffen.

Warum haben Sie nicht Ihre gute Eingebung in Richtung Toulon weiterverfolgt? Es ist kurz. Welch angenehme Überraschung! Wieviele Dinge gäbe es doch zu sagen! Ich verzichte darauf noch nicht ganz.

Denken Sie stets an Ihren armen Diener vor Gott. Meiner Seele ergeht es ein bißchen wie meinem Körper: was würde mich die Auflösung dieser armen Maschine interessieren, wenn meine Seele Gott sehr gefiele! Ich sehe richtig, daß der größte Reichtum darin besteht, sich in den Mantel der göttlichen Barmherzigkeit zu hüllen, wie diese zwei braven Zuaven, die sich auf die eben eroberte Fahne legten und darauf verblichen.

Stehlen Sie sich immerfort etwas Zeit, um mir zu melden, daß Sie noch in dieser Welt sind.

Adieu ...

In J. Chr. ganz Ihr

Eymard, P.M.


Nr.0502

An Marg. Guillot

La Seyne, 19. Mai 1855.

Meine liebe Tochter!

Ich erhalte von der trostlosen Nanette ein Schreiben; sie hat gerade ihren Bruder verloren, der ihr drei Kinder ohne Geldmittel zur Übernahme hinterläßt: einen kleinen Buben von 2 Jahren und zwei kleine Mädchen, das eine mit 10 und das andere mit 6 Jahren. Nanette bittet, ich möge mich umsehen, ob es nicht in Lyon möglich wäre, diese zwei kleinen Mädchen in irgendeinem Waisenhaus oder Versorgungsheim unterzubringen, wenigstens eines; bitte nehmen Sie sich der Sache an, ich habe diese Häuser aus den Augen verloren und beinahe ihren Namen vergessen; erkundigen Sie sich, welche Bedingungen gestellt werden.

Ich habe Ihren letzten Brief erhalten und ihn mit großer Freude gelesen. Ich habe ihn gerade am Pfingsttag bekommen mit der Gabe des Rates; und eben an diesem Tag erhielt ich die Gabe der Stärke als meinen Anteil. Ach, wie nötig habe ich die Stärke! Wenn Gott diesen eucharistischen Gedanken will, so will ich ihn aus meinem ganzen Herzen; und wie er ihn will und für immer. Aber manchmal befindet sich die Seele im Ölgarten. Ich bete, ich warte, ich überlasse mich der Gnade Gottes.

Bezüglich Ihres Hauses: wenn P. Hug. 50.000 Fr. besitzt, wie er sagt, so wäre es sehr gut.

Wissen Sie, wo wir für das eucharistische Werk sind? - Im Ölgarten; wir haben in der Erwartung nur die Grotte von Betlehem. Die 60.000, die für den Beginn versprochen worden sind, haben einen anderen Weg genommen; das ist eine gute Erfolgsaussicht. Man muß aufbauen auf der Armut, der Demut und der Liebe.

Adieu, gute Tochter.

Ihr stets in J. Chr. ergebenster

Eymard.


Nr.0503

An Frau Perroud

La Seyne, 19. Mai 1855.

Gnädige Frau und teure Schwester in Maria!

Ich beginne erst einmal meine alten Schulden zu bezahlen, gestern habe ich bei Fräulein Elisabeth angefangen, heute kommen Sie an die Reihe; andere mögen in Vaise bleiben! Seit einigen Monaten hatte ich beschlossen, den Bankrott anzumelden, so groß war meine Armseligkeit; trotzdem will ich versuchen, Ihnen eine Anzahlung zu machen. Meine Schulden an Sie abzuzahlen und von Ihnen Nachrichten zu erhalten liegt mir zu sehr am Herzen.

Zuerst danke ich für Ihre lb. Grüße. Sie wissen, wie sehr mir Ihre Familie teuer ist! Diese Familie des lb. Gottes und der hl. Jungfrau - welche Jesus von Zeit zu Zeit mit seinem kleinen Kreuz besucht, weil er es liebt, sich dort auszuruhen und sich in Bethanien aufzuhalten.

O wie sind Sie glücklich, meine teure Tochter, daß Sie es verstanden haben, die Gnaden Ihrer Lebenslage zu schätzen, daß Sie Ihre Einsamkeit dem betäubenden Lärm der Welt vorziehen, Ihr Haus den Vergnügungen und Festen der Städte, Ihr Nazaret allem anderen vorgezogen haben. Das ist der schöne Anteil der Gnaden der göttlichen Güte. - Lieben Sie also den kleinen Garten, den Ihnen Gott anvertraut hat. Er hat darin die Blumen aller Tugenden gepflanzt.

Dienen Sie stets dem guten Meister im Geiste der Milde, des Vertrauens und der Liebe.

Die Milde muß den Charakter Ihres Lebens formen, sie ist die Königin der Tugenden; und wie der hl. Franz v.Sales es gesagt hat: vollkommen sein heißt: inmitten der Prüfungen und Bedrängnisse sanftmütig bleiben.

Das Vertrauen muß die Seele Ihrer Demut und Ihrer Gebete sein; der hl. Paulus sagt: je schwächer ich bin, umso stärker bin ich in dem, der mich stärkt.

Die Liebe, sie ist das Ziel, das Mittel, die Krone von allem... Aus Liebe sollen Sie all das tun, was Ihnen am meisten kostet, Sie sollen auf das Kreuz zugehen wie zum eucharistischen Abendmahl, die Betrachtung halten... und sich um alle kümmern.

Aber schauen Sie nicht allzusehr auf Ihre Armseligkeiten! - Sehen Sie nicht auf Ihren Fortschritt, die göttliche Liebe ist wie ein Abgrund: je mehr man liebt, umso tiefer ist er.

Ich freue mich zu hören, daß Ihre Kinder in St. Chamond wohlauf sind. Es war Zeit, nicht wahr? Wie Sie doch Gott liebt!

Adieu, gute und teure Schwester, verzeihen Sie mir meine Trägheit!

Im Herrn verbunden, verbleibe ich Ihr ergebenster

Eymard

P.m.

P.S. Vergessen Sie mich nicht beim lb. Herrn Perroud, dem teuren Bruder in Maria; ich ich wäre glücklich, ihn wiederzusehen. Grüßen Sie mir auch Ihre lb. kleine Maria, die teure Tochter der hlst. Jungfrau.


Nr.0504

An Frau Franchet

La Seyne, 21. Mai 1855.

Gnädige Frau und teure Schwester in Maria!

Sie haben mir bereits zweimal geschrieben, so ist es gewiß gerechtfertigt, daß ich Ihnen wenigstens auf einen Brief antworte; seit geraumer Zeit antworte ich nicht mehr auf die lb. Erinnerungen, die ich jedoch vor dem Herrn liebe; ich bin träge geworden.

Ich freue mich zu hören, daß Sie unter der Führung des guten Pater Marcel glücklich sind: er ist Ihr lb. Ananias; seien Sie recht folgsam, dann werden Sie schön langsam zur Heiligkeit Ihres Standes gelangen.

Ich mag es sehr, was Sie mir da über die eucharistische Lampe schreiben und vor allem, daß Sie diese einsame Lampe sein wollen, die brennt und sich verzehrt im innerlichen Dienst an Jesus; seien Sie so, dann werden Sie den Anteil der Magdalena, der Gottesmutter im Abendmahlssaal und vor dem göttlichen Tabernakel erhalten, beten Sie für mich; ich tue es für Ihre teure Seele, für Ihr lb. Kind, das ich sehr mag, und für Ihren guten und frommen Gatten, den ich wie meinen Bruder liebe.

Adieu, Madame und teure Schwester, allzeit Ihr im

Herrn ergebenster

Eymard.

SM


Nr.0505

An Marg. Guillot

La Seyne, 23. Mai 1855.

Schon seit langem, meine liebe Tochter, wollte ich Ihnen schreiben. Ich tue es gern in diesem Augenblick, wo unsere gute Mutter von Laus gekrönt wird. Ich hätte eine große Freude empfunden, als glücklicher Zeuge dabeizusein. Ich bin es von hier aus und ich applaudiere aus meinem ganzen Herzen zu allen Lobpreisungen, die der erhabenen Königin des Himmels durch Tausende von Gläubigen, welche die himmlische Talmulde füllen, gespendet werden.

Ich habe Ihren letzten Brief wiederholt gelesen; ich preise Gott für diese guten Exerzitien, die ohne Zweifel viel Gutes bewirkt haben. Ich habe darüber an Pater Huguet geschrieben (ohne über Sie zu sprechen). In diesem Fall, meine gute Tochter, bedeuten diese Exerzitien für Sie, im Flug alles aufzunehmen, was Sie können, und dann allen alles sein in der Liebe Unseres Herrn, der Sie als seine D i e n e r i n will; dann sollen Sie über den Fortschritt Ihrer Schwestern glücklicher sein als über Ihren eigenen.

Wie gut ist doch Maria, auf diese Weise Ihren Töchtern so große geistliche Gunsterweise zu schenken!

Zu Ihrer kleinen Abrechnung: sie geht in Ordnung. Mit Pater Hug.: stimmen Sie zu, lassen Sie sich herab, nehmen Sie die Demütigung an; dann sind keine Kriege möglich. Ziehen Sie Ihren geistlichen Nutzen aus allem; sodann befolgen Sie in Ihrem innersten Leben, in Ihren Gelübden die alten Vorschriften.

Was für eine gute Idee, daß Sie sich unter die Leitung des hl. Josef stellen! Befolgen Sie fleißig die Ratschläge dieses großen Patrons und Beschützers der innerlichen Seelen, und er wird Sie gut leiten im Geist und den Tugenden Jesu und Mariens. Seien Sie vor allem, meine arme Tochter, recht klein, eine Bettlerin und arm zu Füßen dieses guten Heiligen.

Nähren Sie kräftig Ihr Inneres mit dem Geist der Abtötung und Loslösung, um dieser alten Natur abzusterben. Setzen Sie Ihre Frömmigkeit in die Vereinigung mit Unserem Herrn, damit Sie Ihr Leben im Leben dieses göttlichen Bräutigams Ihrer Seele verlieren. Ersehnen Sie eine kleine Zelle im Zönakel und auf dem Kalvarienberg, die göttlichen Feuerherde der Liebe, und Unser Herr wird zufrieden sein.

Sprechen wir nun vom großen Werk des Hlst. Sakramentes; es ist noch immer in der Erde, wo es v e r w e s t. Ich habe die Konstitutionen nach Laus gesandt, damit sie heute auf den privilegierten Marienaltar gelegt werden, und daß daraus ein Strauß der Liebe für diese gute Mutter geflochten werde.

Ich hoffe, daß sie am heutigen Tag bei einem einflußreichen Freund in Rom ankommen werden, damit er sie prüfe: sehen Sie, wieviel Sie beten sollen.

Wie wird das alles ausgehen? Ich weiß es nicht. Welche Form wird der eucharistische Gedanken annehmen? Jene, die Unser Herr durch Maria haben möchte. Ich bitte und beschwöre diesen guten Meister, diesen Gedanken und diesen Wunsch entgegenzunehmen und diesem kleinen Weizenkorn zu gestatten, daß es sich vor seinem göttlichen Tabernakel erhebe.

Ich habe die Antwort von hochwst. P. Favre erhalten; er verschiebt seine Entscheidung auf die Ferien; in der Zwischenzeit gibt mir dieser gute Pater sehr kluge Überlegungen, die sogar streng erscheinen würden, wäre er nicht Generaloberer; er hat ohne Zweifel recht, wenn man die Sache unter einem gewöhnlichen Gesichtspunkt betrachtet. Ich habe nicht geantwortet, ich warte, ich bete; und dieser Gedanke kreuzigt mich zwar, aber er verursacht mir eine süße Herzwunde.

Ich tue wie Sie bezüglich Ihres Hauses: wahrhaftig, es wäre sehr zu wünschen, daß Sie ein Haus kaufen könnten, hätten Sie das Geld bereit: es gibt nichts zu verlieren.

Ich wünschte mir sehr, daß Gott Lyon für das erste Haus des Hlst. Sakramentes auswählte, und vor allem das Haus Nolaque. Alles wäre bereit. Wissen Sie, wieviel man für dieses Haus verlangen würde?

Adieu, meine gute Tochter! Von mir erzähle ich Ihnen nichts, außer daß ich innig Gott und seiner Mutter danken muß, immer weitergehen zu können. Ich glaubte vor acht Tagen, daß sich ein Lungenleiden, welches mir zu schaffen machte, verschlimmern würde; aber siehe da, es verschwindet.

Mit brüderlichen Grüßen an das ganze Haus Nazaret verbleibt Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.

A. S. - Übergeben Sie bitte das Geld, das Sie haben, Herrn Gaudioz, damit er es aufhebe

A. zur Bezahlung der Lithographien.


Nr.0506

An Pfarrer Baret

Var. 24. Mai.

(/1855/ - Troussier)

Lieber Freund!

Herr Cat machte mir Hoffnung, daß ich die Freude haben werde, Dich in den Ferien hier zu sehen. Ich danke Dir dafür im vorhinein; das wird mir eine große Freude sein, und ich wäre glücklich, Dich hier zu empfangen, u.zw. je früher desto besser.

Ich hatte vor fast einem Monat die Gelegenheit, hier eines Deiner Pfarrkinder von Malbuisson zu treffen. Wir haben über Dich und Deine Pfarrei geplaudert; es scheint, daß die Leute sehr froh sind, Dich als Pfarrer zu haben.

Wenn ich das Glück habe, nach U. Lb. Frau von Laus zu gehen, werde ich Dich auf der Durchreise besuchen; dann können wir ungezwungen miteinander plaudern.

Was soll ich Dir von hier erzählen? Nicht sehr viel. Du weißt, was eine Erziehungsanstalt bedeutet; es sind kleine Dinge, die ohne Unterlaß einander ablösen. Indes haben wir allen Grund, Gott zu danken. Unser Haus läuft gut; wir haben 114 Schüler, alles junge Leute. Das ist eine große Sendung, denn die Erziehung der nichtchristlichen Familien (und das ist der Großteil) ist so mangelhaft!

Ich teile Dir nun eine Neuigkeit mit, die Dir vielleicht große Freude bereitet: zu diesem Zeitpunkt beginnt ein neuer Orden, der von einem herrlichen Gedanken geprägt ist: der Orden vom Heiligsten Sakrament, die ewige Anbetung.

Und sonderbar! Alle anderen Geheimnisse des Lebens und Sterbens Unseres Herrn haben ihre religiöse Körperschaft erhalten, und das größte aller Geheimnisse hat keine bekommen. Diese neue Gesellschaft gefällt mir sehr. Sobald Du Dich von der Welt zurückziehen willst, dann, lb. Freund, ist hier Dein richtiger Platz, Dein schöner Anteil.

Gib mir Nachricht über Dich und unsere alten Freunde; das wird mir große Freude bereiten; und spare Dich auf für die Verherrlichung Gottes.

Adieu, lieber Freund.

In Christus ganz Dein

Eymard, Sup. des Pens.

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In Kleinschrift steht darunter als Anmerkung (A.d.Ü.):

Dieser Brief trägt nicht das Datum seiner Ankunft, aber nach dem Inhalt zu schließen, wurde er sicher im Jahr 1855 geschrieben.

Zu diesem Zeitpunkt bereitete der Pater einen Entwurf der Konstitutionen vor, der am folgenden 24. August durch P. Touche Pius IX. unterbreitet wurde und folgende ausdrückliche Genehmigung erhielt: "Dieser Gedanken kommt von Gott; man beeile sich, ihn zu verwirklichen, die Kirche braucht diese Hilfe!"


Nr.0507

An Frau Jordan

La Seyne, 28. Mai 1855.

Gnädige Frau und teure Schwester im Herrn!

Wie glücklich sind Sie doch gewesen! Das katholische Rom erleben, als fromme, gläubige Christin den Papst sehen - das ist wirklich eines der größten Privilegien. Da haben Sie nun schöne Erinnerungen, an denen Sie Ihr Leben lang zehren können! Bewahren Sie dieselben recht sorgfältig; sie helfen dazu, Gott zu dienen und großmütig zu werden.

Gott hat Sie wirklich wie Kinder an der Hand geführt; denn für jene, die ihn lieben und in Einfalt suchen, geht alles gut aus. Ich freute mich zu vernehmen, daß Sie glücklich und heil zurückgekehrt sind; ich habe ein bißchen gehofft, daß Sie über Toulon zurückkehren und stellte mir schon anläßlich Ihres Besuches ein Fest in Lyon vor! Gott hat es nicht gewollt.

So haben Sie nun alles, liebe Dame, Tochter und Schwester, was Sie sich wünschen: Sie sind in Saint-Romans, bei Ihren Seidenwürmern, mitten auf dem Lande und im Frieden. Genießen Sie es recht und Gott segne insbesondere Ihre kleinen seidenspendenden Pfleglinge. Sie können da ein schönes Bild des christlichen Glaubens beobachten: zuerst das regunslose Korn - ein Zustand des Todes; dann das Auskriechen der Larve - die Auferstehung; dann das Leben, die Arbeit und alles so fort bis zum Symbol unserer Fahrt in den Himmel! Welch schöne Lehre der Demut geben uns diese Seidenwürmer! Unter der armseligen Form bereiten sie die herrlichsten Dinge.

Als der Prophet David den Messias, den göttlichen Welterlöser, mit einem Wurm verglich, zeigte er ihn auf der niedrigsten Stufe der Wesen; und dieser göttliche Wurm hat uns doch bekleidet mit dem Gewande seiner Herrlichkeit und mit seinem eigenen Fleische genährt!

Aber was fällt mir ein, mich solange bei Ihren Würmern aufzuhalten, anstatt Ihnen zu sagen, daß Sie für Ihre Gesundheit sorgen sollen und eine Heilige werden und recht für mich und die Meinen beten und Ihre liebe Tochter grüßen, die ich stets dem Herrn anempfehle, auf daß sie Ihre Freude und Ihre Krone sei!

Leben Sie wohl, liebe und teure Schwester! Sie werden mir ja noch vor den Ferien schreiben; und während des Urlaubs werden wir uns sehen, wenn es Gott will.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard, P. M.


Nr.0508

An Frau Spazzier

La Seyne, 5. Juni 1855.

Gnädige Frau und teure Schwester im Herrn!

Ich bewundere es, wie Gott auf Ihrer Reise einige schmerzhafte und ganz unvorhergesehene Dornen hingelegt hat, wo doch allles so freudig und vorteilhaft schien! Was tun? Auf Gott schauen und das menschliche Angesicht, das ein Dorn geworden ist, verhüllen; wenn ich die Zeit gehabt hätte, so schnell wie ein Telegramm anzukommen, hätte ich Ihnen gesagt: erledigen Sie Ihre Sache selber - aber es ist vorbei. Gott wird Ihre Wünsche als Wirklichkeit anrechnen - Stellen Sie sich vor, es wäre Ihnen gelungen, und versetzen Sie Ihre Seele in Frieden, in Einsamkeit und überlassen Sie sich den Händen der göttlichen Vorsehung! Ach, wann wird endlich dieses Zönakel des Friedens, der Betrachtung und der Liebe eröffnet? Beten wir innig.

Für die Zeichnungen des eucharistischen Monats konnte ich mich noch nicht beschäftigen, wir werden sehen. Wir nähern uns den Prüfungen und ich bin sehr beschäftigt; aber ich stehe Ihnen immer zu Diensten.

Ich glaube, daß Ihre gelagerte Lithographie immer noch verkauft werden kann, seien Sie beruhigt.

Adieu, meine teure Schwester, nur Zuversicht!

Ihr in J. Chr. ergebenster

Eymard

S.m.


Nr.0509

An Herrn E. v. Leudeville

L. J. C.

La Seyne, 5. Juni 1855.

Lieber Herr und Bruder in Maria!

Ich habe Ihren liebenswürdigen Brief vom 18. Mai erhalten. Ich habe mich rasch beeilt, das Kind, das Sie mir nennen, in die Aggregation aufzunehmen. Ich wünsche recht, daß es die hlst. Jungfrau unter ihren Schutz genommen hat und es die Zuneigung ihrer teuren Familie bewahrt hat.

Ja, lieber Freund, ich habe für Sie und Ihr großes Werk gebetet. Wenn Gott einer Seele, die er liebt, den Gedanken und die Sendung des Gebetes eingibt, so will er irgendeine Gnade, irgendeine Gunst gewähren. Die Eingebung des Gebetes kommt vom Heiligen Geist, und der Heilige Geist betet mit uns und in uns.

So beten Sie für das Anliegen, das ich Ihnen mitgeteilt habe; und ich will recht für das Ihrige beten. Gott bereitet für das Heil der Menschen und zur Verherrlichung Jesu Christi, unseres Erlösers, große Ereignisse vor. Bald wird die Zeit kommen, wo das zweischneidige Wort Jesu Christi den Irrtum, der sich überall ausbreitet, vernichten; er wird die finsteren Abgründe der Bösen beseitigen, wo sie wie in einem Höllenrat gegen Jesus Christus und seine Kirche, gegen die Grundsätze der Gerechtigkeit und Billigkeit und gegen jeden anständigen Menschen Ränke schmieden.

Die allmächtige Unbefleckte Jungfrau wird ihr Fest, wie wir es gefeiert haben, der katholischen Welt vergelten.

Und Sie, teurer Freund, tun Sie stets Gutes und werden Sie in den Händen Jesu und Mariens ein großer Heiliger. Adieu.

Ihr ergebenster

Eymard.

An Herrn E. v.Leudeville,

in Leudeville, nahe Marolles-en-Hurepoix (Seine-et-Oise).


Nr.0510

An de Cuers

Vivat J.E. La Seyne, 11. Juni 1855.

(Es lebe Jesus in der Eucharistie!)

Teuerster Freund und Bruder in Unserem Herrn!

Freuen wir uns! Das Werk Gottes beginnt und es beginnt sich auf dem Kalvarienberg zu verwurzeln; alles geht gut; man leidet mit Freude und möchte noch mehr leiden, um es zu begießen mit noch mehr göttlichem Blut Jesu in der Hostie. Unsere vier Brüder werden mehr und mehr auf die Probe gestellt, zwei wurden von ihrem Direktor entlassen; er will ihnen nicht einmal ohne Widerruf vergeben; man verlacht sie. Es ist ein Sturm, und sie leiden wie Kinder Jesu Christi und werden nur noch fester in ihrem Entschluß; sie sind wertvoller als wir.

Was uns betrifft, so habe ich auf meinem zweiten Brief hin die Antwort erhalten; der hochwst. P. General sagt mir: "Sie sind vor allem Marist; die Gesellschaft ist Ihr rettendes Boot. Seien Sie daher so vorsichtig, daß man nicht einmal den Schatten eines Vorwandes hat, Sie anzuklagen, daß Sie sich lieber mit einem Werk befassen, das erst geplant ist und nicht von Ihnen stammt, als mit jenem Werk, wofür Sie sich durch Ihre absolute und unwiderrufliche Weihe verpflichtet haben. Das Beste ist oft der Feind des Guten."

Dann kündigt er mir an, daß er gegen Ende des Monats nach La Seyne kommen wird. Nun strenge ich mich an, meine Pflichten und Aufgaben möglichst ordentlich zu erfüllen; es scheint mir, daß ich mehr arbeite, als ich es jemals getan habe.

Nun erwarte ich diesen Besuch, der die Frage klar entscheiden muß; ich bin fest entschlossen, mit der Gnade Gottes seinen hl. Willen zu erfüllen, jedes menschliche Motiv und jede natürliche Furcht beiseite zu legen. Sie werden viel für mich beten. Gott will nicht, daß ich zu Ihrer Priesterweihe komme; man meldet mir, daß der hochwürdigste P. General am 21. Juni von Lyon abreisen wird. Herr Audibert wird mich ersetzen, er wird nach Marseille gehen; er ist immer ganz mit dem WERK beschäftigt.

Nun also ergibt sich etwas Neues! Sie prüfen die Frage vor Gott, wir tun es hier.

I. Muß man sich entschieden auf Marseille festlegen für das erste Haus? Ich verstehe das erste Haus als Ort der Vorbereitung und Ausbildung, als Mutterhaus; die Gründe, die dafür sprechen, kennen Sie; hier nun einige Gründe dagegen:

  1. Wird es der Bischof genehmigen? Wird er uns - seine Zustimmung vorausgesetzt - freie Hand lassen? Man sagt, er sei genau, gelegentlich kleinkariert in seinen Ideen; die Erfahrung zeigt, daß ein alter Gründer eine einzige Idee hat.
  2. In Frankreich sind die Missionäre nicht sehr geschätzt; wird dies nicht die Berufe fernhalten? Die Diözese von Marseille, selbst die Provence hat wenig Berufe; häufig halten sie nicht durch. Der Bischof wird schwerlich seine Leute hergeben.

Hier habe ich einen anderen Plan: man würde uns gerne in der Diözese von Valence aufnehmen; der Bischof bringt mir viel Interesse entgegen, er hat noch nie etwas gegründet; seine Diözese weist ausgezeichnete Berufe auf, und die umliegenden Diözesen sind reich an geeigneten Leuten.

Man schlägt uns vor, ein schon fertiges und in sehr gutem Zustand befindliches Kloster zu kaufen; es ist ein Benediktinerkloster, eine schöne, dreischiffige Kirche steht daneben, ein wunderbares Gelände von vier Hektar, alles geschlossen. Das Kloster kann 40 Personen beherbergen; rund um der Kirche gibt es 400 Seelen und in der Nähe liegt die Stadt Montélimart mit 10.000 Seelen. Dort könnten wir in Ruhe unsere ersten jungen Leute einschulen; es herrscht ein ausgezeichnetes Klima. Der Preis beläuft sich auf etwa 60.000 Francs; wenn man dies erst bauen müßte, würde es 150.000 kosten. Man wird uns für die Zahlung Zeit lassen. Es wurde dem Besitzer geschrieben, das Objekt nicht zu veräußern, ohne mich vorher zu verständigen.

Wenn wir dann zu wahren Anbetern umgeformt sind, werden wir nach Marseille ziehen, um unsere erste Gründung vorzunehmen. Und dort werden wir in der Folge unser Schlachtfeld bilden.

Ich erwarte eine Antwort aus Rom; ich habe erfahren, daß man sich damit beschäftigt.

Wir beten viel für Sie, treuer Freund, vor allem am 24. werde ich mich dem König der Könige auf die Knie werfen, damit er Ihnen die Fülle seines Geistes der Liebe vermittle.

Beten Sie für mich, damit ich die Natur zum Opfer bringe und der Gnade die Treue halte. All diese Stürme werden die Zeit erleuchten, und Gott wird das letzte Wort haben.

Adieu, es bleibt mir nur noch die Zeit Ihnen zu versichern, daß ich Ihnen in Christus ergeben bleibe.

Eymard, S.

P.S. Vergessen Sie mich nicht beim guten Pater Brunello.

An Herrn de Cuers

Diakon am Großen Seminar

B. du Rhône.

Marseille.


Nr.0511

An P. Hermann Cohen

La Seyne, 14. Juni 1855.

"Ich habe Sie sehr beneidet, daß Sie in einem so köstlichen Heiligtum (gemeint ist die Kapelle von Maria EUSTELLE, Saint Pallais, A.d.H.) sein durften. Jetzt ist der große Augenblick. Wir warten auf den hochwst. P. General. Gegen Ende des Monats wird etwas entschieden werden. Sie wissen ja, daß das Projekt in Rom ist. R o m v o r a l l e m!

Leben Sie wohl, lieber Pater, das Werk hängt am Kreuz."


Nr.0512

An Marg. Guillot

La Seyne, 19. Juni 1855.

Es tut mir leid, Sie mit soviel Umständen zu belästigen, meine liebe Tochter. Hätte ich gewußt, wie schwierig so etwas ist, hätte ich Sie damit nicht beauftragt. Kurzum, möge es Ihnen Gott hundertfach vergelten! Ich danke Ihnen sehr dafür.

Ich habe an Frau D'haimyue nach Paris geschrieben; wir werden sehen, was dabei herauskommt: der Wille Gottes geschehe! Wenn man getan hat, was man konnte, ruht man sich zu Füßen der allzeit liebenswürdigen Vorsehung aus.

Wieviele Dinge scheinen mich in den Ferien in Lyon zu erwarten! Wenn es der lb. Gott will, will ich es aus ganzem Herzen. Sicher, ich möchte gern dieses H a n d b u c h des Dritten Ordens vollendet sehen; aber die Exerzitien, die ich geschrieben habe, sind so schlecht ausgefallen, daß sie diesem Handbuch schaden würden: stellen Sie sich vor: ich habe sie verfaßt, während Frl. Daniel Exerzitien gemacht hat; ich tat wie der Bäcker, der seine Handfertigkeit mit dem Brot des Tages nährt. Ich wäre glücklich, wenn dies die Idee ergäbe, daraus ganz vollkommene Exerzitien zu erstellen.

Dieses Haus, nach dem Sie soviel Lust haben, steht immer noch da und ist zu haben. Man muß immerzu beten. Ich bin Ihrer Meinung, daß sich die erste Person opfern soll, weil mit zuviel Vorsicht und Berechnung man nicht einmal wagen kann, mit Stecknadeln Handel zu treiben; man muß sich versichern, daß es Gott will oder es wünscht und dann sein Netz auswerfen: das ist mein Vorgehen beim Projekt des Werkes vom Hlst. Sakrament. Wir erwarten gegen Ende des Monats den hochwst. Pater General; ich hoffe, daß er etwas entscheiden wird; beten Sie innig bis dahin.

Adieu! Mut und Freude des Herzens!

Ihr in J. und M. ganz ergebener

Eymard.


Nr.0513

An Marg. Guillot

La Seyne-sur-Mer, 1. Juli 1855.

Meine liebe Tochter, danke für Ihre guten Wünsche zum Fest meines hl. Patrons. Ich brauche seinen Schutz und vor allem seinen Großmut in der Liebe zum göttlichen Meister.

Der hochwst. Pater General ist in Maubel. Ich werde mit ihm am Dienstag hier zusammentreffen; dann werden wir die große Angelegenheit des eucharistischen Werkes behandeln; beten Sie fleißig, damit die Ehre Gottes allein das Ziel von allem sei.

Es handelt sich nicht um Toulon für das Werk, sondern vielmehr um das Werk der M ä n n e r, vor jenem der Damen.............; es ist normal, daß sich die Direktoren und geistlichen Väter vor allen anderen vervollkommnen. Alles könnte - das ist wahr - auch gleichzeitig begonnen werden. Ich habe vor einigen Tagen den Brief meiner Schwester und Nanette erhalten; sie haben sich in der Adresse geirrt. - Nein, nein, Nanette kann nichts gegen Sie haben, außer daß sie Sie sehr liebt; handeln Sie stets so wie in der Vergangenheit.

Ich verbrenne stets Ihre Briefe, gleich nachdem ich sie gelesen habe: aus Vorsicht. Noch ein Monat und ich habe vielleicht den Trost, Sie alle zu besuchen.

Inzwischen beten Sie für mich.

Ihr in J. und M. ergebenster

Eymard.

P. S. - Haben Sie die Güte, Herrn Gaudioz zu bitten, er möge beim Lithographen Brunet um seine Rechnung für die Lithographien von Laus anfragen. Ich würde mich freuen, wenn Sie die Güte hätten, mir zu schreiben und die Aufstellung der Messen geben, wofür Sie das Geld verwahren.

Meine innigen Grüße an Herrn Gaudioz, seiner lb. Frau und an alle Ihre Schwestern.


Nr.0514

An Frau Tholin

L. J. C.

2. Juli 1855.

Liebe Schwester!

Danke für Ihren Brief; er hat mich betrübt, da er mir mitteilt, daß Sie krank sind, und ich bete um Ihre Genesung.

Pflegen Sie sich ordentlich, das ist der Rat des hl. Franz von Sales; es ist verdienstlich, sich zu pflegen. Sie werden mir die gleiche Moralpredigt halten; ach, ich tue es schon und Gott tut es für mich. Man will mich nach Evian oder Vichy ins Bad schicken. Wie Gott will. Da meine Kopfschmerzen mich aber nicht zwingen, wie letztes Jahr im Bett zu liegen, kann ich sie besser aushalten. Das Herz, heißt es, sei nicht in Ordnung. Wollte Gott, es wäre von göttlicher Liebe so verwundet, daß es unter deren Wucht zerspringe und daß all die zahlreichen Anfälle von Herzjagen ebensoviele Akte der Liebe und des Opfers wären!

Unsere Zeugnisverteilung ist für den 30. Juli festgesetzt worden; ich hoffe, in den ersten Augusttagen in Lyon zu sein.

Liebe Schwester, ich wage es fast nicht, Ihnen diesen schon seit so langer Zeit angefangenen Brief abzusenden; er soll Ihnen jedoch meinen guten Willen ausdrücken. Aber was höre ich in einem Brief von Ihrer guten Schwester? Der gute Herr Tholin hat sich das Bein gebrochen! Sie und Ihre Schwester wären fast ums Leben gekommen?! O Gott, welch traurige Nachricht! Aber ist sie so ernst, wie man mir sagt? Wie sehr hat mein Herz gelitten, von so großen Kreuzen zu hören! Ich kann nur den guten Meister bitten, schnell den zu heilen, den er liebt. Das wird ein mächtiger Beweggrund für mich sein, wenn es mir irgendwie möglich ist, den lieben Kranken zu besuchen, um ihn zu trösten und wenn ich nur könnte, ihn zu heilen! - So geht es im Leben: heute Freude, morgen Schmerz. Aber dieser für Gott ertragene Schmerz kann eine Quelle ewiger, göttlicher Freude werden; das ist der christliche Trost.

Ich brauche kein Wort zu verlieren über Ihr Glück und Ihren Reichtum, den hl. Tabernakel zu besitzen; mein erster Gedanke war, Ihren Altar so anfertigen zu lassen, daß man darauf eines Tages die hl. Messe feiern kann. Alles, was Sie dort tun, geht in Ordnung. Herr Adolf muß darüber froh sein, der Architekt des Gottes der Liebe zu sein. Ich spreche ihm dafür mein Kompliment aus, sogar seinem Sokrates; aber darüber möchte ich den Heiland sehen, wie er auch seinen Kelch des Lebens und der Unsterblichkeit hält.

Mein Dankeschön für den Brief des Fräuleins, das zwar traurig, aber stets gütig ist.

Meine liebe Schwester, seien Sie versichert: ich bleibe im Herrn

Ihr ergebenster

Eymard, S. M.

P.S.- Das Werk des hl. Tabernakels schreitet langsam quer auf den Pfaden des Kalvarienberges voran.


Nr.0515

An Frl. Ant. Bost

Pensionat von La Seyne (Var), 2. Juli 1855.

Gnädiges Fräulein!

Ich komme, Ihnen heute am Fest Mariä Heimsuchung einen kleinen Besuch zu machen. Ich wollte, mein Besuch wäre wie der der allerseligsten Jungfrau, daß er Ihre Seele mit der Freude des hl. Johannes erfüllte und Ihnen den Hl. Geist mitteilte, gleichwie der hl. Elisabeth.

So lange ist's her, daß Ihre Seele nicht zu mir gesprochen hat, diese teure Seele, die ich täglich Unserem Herrn darbringe und die in diesem göttlichen Bräutigam eine so starke Liebe besitzt.

Ich nehme aufrichtig Anteil an Ihrem schmerzlichen Opfer, meine teure Tochter. Es ist das größte, das Sie bringen können. Weil Ihre Vereinigung mit ihm vollkommen ist, müssen Sie dieses Opfer leider auf sich nehmen, Gott will es. Ihre Vereinigung wird dadurch nur noch enger. Die Abwesenheit macht leiden und lieben. Daher sehnen sich die Heiligen nach Gott und den Himmel.

Ich war lebhaft betroffen, als ich von der Krankheit Ihrer guten Mutter und Ihrer vortrefflichen Schwester vernahm. Ich werde den lieben Gott innig bitten, Sie beide zu heilen, weil Sie beide es so dringend brauchen.

Und diese gute Dame v.Chatelux, welches Kreuz! Welche Traurigkeit! Gott hat es gewollt: nur dieser Gedanke vermag eine so traurige Wunde abzudecken.

Zu Ihnen, lb. Schwester: Gott will, daß Sie ihm rückhaltlos in aller Einfalt angehören. Schenken Sie sich darum ganz und gar diesem großen König der Herzen und seien Sie stolz und glücklich, ihm anzugehören. Wie werden Sie einst im Himmel glücklich sein!

Bald kommen die Ferien. Ich weiß nicht, ob ich das Vergnügen haben werde, nach Tarare zu fahren, ich bin versucht, es zu wünschen.

Inzwischen beten Sie für meine Armseligkeiten und seien Sie gewiß, teure Schwester in Maria, daß ich stets bin Ihr ergebenster

Eymard, P.M.

P.S.- Sobald Sie Ihrer guten Schwester schreiben, fügen Sie bitte meine herzlichen Grüße bei.


Nr.0516

An Frau Spazzier

La Seyne, 11. Juli 1855.

Gnädige Frau und teure Schwester!

Welch traurige Nachricht für Ihr Herz! Leider, wie beklagenswert ist doch diese Dame! Die Demütigung würde sie vielleicht zur Pflicht zurückführen - aber halten Sie sich aus allem heraus, Sie sind nicht verpflichtet, etwas unnötigerweise bekanntzumachen, was Ihnen viele Unannehmlichkeiten bereiten würde. - Lassen Sie sich in allen diesen Dingen nicht hineinziehen; ach, Sie sehen, was diese Leute wirklich ist, wohin dieses anmaßende Getue fast immer hinführt: zur Versklavung und zur Sinnlichkeit.

Wenn Sie der Dame schreiben sollten, so schreiben Sie ganz einfach.

Bezüglich eines Postens in einem Kloster werde ich mich im Monat August informieren. Blois ist sehr weit entfernt! Und vor allem wünscht Ihre Tante nicht, Sie bei sich zu haben. Warten Sie noch ein wenig!

Bezüglich der Lithographien, die in Hyères verkauft werden sollen: ich wünsche, daß über das Werk besser geschwiegen werden soll, weil ich befürchte, daß es dadurch schließlich bekannt wird.

Für Marseille wäre dies gut, dort hat das bekannte Werk keine Gefahr zu befürchten.

Machen Sie viele fromme Steinchen.

Das Werk befindet sich noch immer auf dem Kreuz, seien wir zuversichtlich.

Adieu, in Jesus, gute Schwester!

Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.0517

An P. Mayet

La Seyne, 24. Juli 1855.

Beten Sie viel für mich, lieber Pater, damit ich getreu den hl. Willen Gottes erfülle, und vor allem dafür, daß weder das Fleisch noch der Geist, noch dieses armselige I c h ein Teufel seien auf meinem Weg.

Das eucharistische Werk ist immer noch unter der Erde. Der hochwste. P. General hielt es in seiner Weisheit nicht richtig, mir die zeitliche Erlaubnis zu erteilen. Bedeutet dies eine Prüfung? Oder will Gott einen anderen David, der seinem Herzen besser entspricht? - Quid ad me? Wenn er nur von allen Menschen erkannt, geliebt und verherrlicht wird, dann möge er mich hinopfern und zu Staub machen; wenn nur dadurch das Werk seiner Verherrlichung lebe und wie das Senfkörnlein wachse!

Eymard.


Nr.0518

An Marianne

La Seyne, 26. Juli, hl. Anna, 1855.

Meine lieben Schwestern!

Ich beglückwünsche Euch beide zu Eurem Fest; ich sage Euch, daß ich Euch heute früh schon am hl. Altar beglückwünscht habe, als ich für Euch die hl.Messe gefeiert habe.

Ich habe Unseren Herrn auf die Fürsprache Eurer guten und mächtigen Patronin um die Liebe zu Jesus und Maria gebeten. Damit hat man alles. Ich habe diese gute und hl. Anna auch gebeten, Euch als Mutter zu dienen, vor allem in diesen Tagen des Leids und des Gedränges.

Ich kann Euch noch nicht in La Mure besuchen, die Ärzte wollen, daß ich die Bäder von Vichy wegen meiner Migräne aufsuche. Und da man die letzten Bäder nur mehr im August machen kann, will man, daß ich sofort aufbreche. So wird es also, wenn Gott will, erst Mitte September werden, Euch zu besuchen.

Meine Gesundheit ist indes heuer besser als vergangenes Jahr.

Unsere Preisverteilung findet am 30. Juli statt; somit werde ich am 2. oder 3. August nach Lyon abreisen.

Ich werde mich auch um die zwei kleinen Mädchen kümmern. Von Lyon hat man mir geschrieben, daß man vielleicht eines von beiden aufnehmen werde. Ich werde sehen, was sich machen läßt.

Ich bin in diesen Tagen sehr beschäftigt. Später werde ich Euch einen längeren Brief schreiben. Betet stets für mich.

Euer ergebenster

Eymard, p.m.


Nr.0519

An Herrn Clappier

La Seyne, 26. Juli 1855.

Sehr geehrter Herr Präsident!

Herr Dorbes, ein Hausfreund, braucht einen Rat und vielleicht ein wohlwollendes Wort. Sie sind so gut, daß ich es wage, ihn mit voller Zuversicht an Sie zu verweisen. Wenn sich die Sache machen läßt, würde er Ihnen tiefste Dankbarkeit schuldig sein.

Nehmen Sie huldvoll meine hochachtungsvollen und ergebensten Grüße entgegen, Herr Präsident,

von Ihrem zugeneigten Diener

Eymard.

P.S.- Endlich sende ich Ihnen meine armselige Ansprache vom vergangenen Jahr.

An Herrn Clappier,

Gerichtspräsident in Toulon.


Nr.0520

An Marg. Guillot

La Seyne-sur-Mer, 27. Juli 1855.

Meine liebe Tochter, ich möchte Ihnen wenigstens ein paar Zeilen schreiben. Danke für Ihre lb. Briefe. Ich habe dafür den guten Meister gepriesen und ihm gedankt. Ja, befolgen Sie, was er Ihnen gesagt hat. Bewahren Sie Ihre Ruhe und Ihr Schweigen zu Füßen Unseres Herrn. Erledigen Sie Ihre Dinge mit seiner Güte; die Menschen sind nur seine Werkzeuge.

Ich war sehr befriedigt über den Brief des P.Ch.; bewahren Sie ihn auf, er hat eine edle Seele ............. ....................................................................................................................

Was mich betrifft: ich bin hier; der hochwst. Pater General will zum eucharistischen Werk nicht seine Unterstützung geben. Vielleicht ist dies etwas Gutes für das Werk! Gott weiß es.

Die Angelegenheit wird während der Ferien abgeschlossen; ich hoffe auf die Barmherzigkeit Gottes, daß dieses Werk nicht in der Erde erstickt, und daß er eher einen Engel sendet, um es von der Welt der Prüfung in der Wüste in das Gelobte Land führe.

Unsere Zeugnisverteilung findet am 30. Juli statt. Ich rechne damit, von hier am 2. oder 3. abzufahren. Sie werden, wie ich hoffe, mein erster Besuch sein. Inzwischen beten Sie für mich!

Ihr ergebenster

Eymard.


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