Vorhergehende Briefe / Folgende Briefe

Index Briefe Bd. 2 / Index Französisch / Index Eymard


Nr.0601

An Frl. Stephanie Gourd

1. Juli 1856.

Meine liebe Tochter, ich möchte Ihren Brief mit einigen Zeilen beantworten und Ihnen zu Beginn sagen, daß mir Ihre Seele noch teurer ist, seitdem mich Maria, unsere gute Mutter, Jesus gegeben hat, um ihm im Sakrament seiner Liebe zu dienen.

Ich kann Ihnen den Frieden und die Freude meiner Seele nicht beschreiben, daß ich mich zum göttlichen Zönakel berufen sehe! Um es vorzubereiten, erschien mir nichts minderwertig oder demütigend. Wir haben als Handlanger, Bodenwichser und Pförtner gearbeitet. Ich glaube, ich würde selbst den Koch ersetzen. Alles ist im Dienst eines Gottes göttlich.

Ich weiß nicht, ob ich dieses kleine Senfkörnlein blühen sehen werde; das tut nichts zur Sache, wenn nur Jesus eines Tages verherrlicht werden wird; was sage ich da? Wenn ich ihm nur in meinen Wünschen wohlgefalle.

Maria, meine gute Mutter, ist meine zweifache Mutter, weil ich ihr diese meine zweite Berufung verdanke. Oh, wann wird der Tag kommen, wo wir diese Sonne der Gnade und Liebe feierlich aussetzen werden? Wann werden wir ihn über ganz Paris und der Welt strahlen sehen? Beten Sie fleißig, gute Tochter, daß wir Heilige werden, wahrhaft eucharistische Menschen.

Zu Ihnen: gehen Sie stets in Einfachheit zu Gott, vergessen Sie die Vergangenheit wie das Kind und nehmen Sie sich immer vor, für Gott besser zu arbeiten und ihm noch mehr zu gefallen: quälen Sie sich nicht allzu sehr wegen Ihrer Kälte und Unfähigkeit! Selig, die Armen im Geiste!

Der Schlaf quält Sie; das ist eine schreckliche Versuchung; aber zuerst nehmen Sie sich die notwendige Zeit zu schlafen. Richten Sie es so ein, daß Sie am Abend von allen Ihren gewöhnlichen Andachtsübungen frei sind. Man kann sich in Ihrem Alter nicht ohne Gefahr des Schlafes berauben.

Werden Sie nicht Sklavin in den Bemühungen für diese kleine Nichte. Das würde der Seele und dem Körper schaden. Man muß überall ein wenig sein. Seien Sie die Tochter der göttlichen Vorsehung; das ist der Titel Ihrer guten Mutter. Sie müssen ihn teilen und deren Jüngerin sein.

Adieu, gute Tochter; mißachten Sie alles, was Sie bedrückt; lassen Sie alles, was Sie durcheinanderbringt! Freuen Sie sich über alles, was Sie zu Gott bringt, im Frieden und in der heiligen Freiheit wie über eine große Gnade.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.


Nr.0602

An Frau Sauvestre

4. Juli 1856.

Der Dritte Orden vom Hlst. Sakrament kann erst eingerichtet werden, nachdem die Kongregation der Priester, die in Paris beginnt, gegründet und sichergestellt ist.

Hören Sie nicht auf, Ihre Wünsche zu ihrem Gelingen emporzuschicken, es ist das Krönungswerk unserer Epoche.


Nr.0603

An Frl. v. Revel

Alles aus Liebe und zur Ehre Jesu in der Hostie

Rue d'Enfer 114, Paris, 4. Juli 1856.

Gnädiges Fräulein und teure Schwester in Maria!

Ich habe Gott innig dafür gedankt, daß er es Ihnen erspart hat, denn ich fürchtete sehr für Ihr Haus von Brottaux - Sie hatten das Opfer dafür gebracht, alles bleibt Ihnen erhalten und dazu bekommen Sie ein Verdienst. - So sind die Güter dieser Welt an eine sehr leichte Planke gelehnt und ein Wassertropfen, ein Funken, eine Nichtigkeit wirft uns in die Armut unserer Herkunft zurück - aber die Güter der Gnade zur Verherrlichung Gottes sind ewig.

Man hat mir über P. Michon viel Gutes erzählt: er ist fromm, ruhig und sanft; es hat geheißen, er wäre nur Stellvertreter; man sucht vielleicht einen älteren Mann - aber der Kanal spielt keine Rolle, wenn er nur reines Wasser spendet.

Ein guter Vorsatz! Die Reinheit der Absicht ist der Stein der Weisen, die Sammlung ist die Gußform und die Demut ist der Arbeiter. - Sie haben sehr gut gewählt, - jetzt bleibt die umsorgende Arbeit des Begießens und des Bebauens, und dies dauert bis zum Winter des Sterbens.

Sie handeln gut, wenigstens während der schönen Zeit einmal im Monat P. Michon aufzusuchen - dies ist ein gutes Beispiel, ein Akt der Tugend und eine kostbare Verbindung für Ihr hl. Amt.

Danke, herzlichen Dank für Ihr gütiges und anhaltendes Gedenken vor Gott; dies ist in meinen Augen der größte Beweis Ihrer geistlichen Zuneigung - der Rest bedeutet wenig; das wichtigste ist, daß wir Heilige werden, daß wir seinen hl. Willen erfüllen und ihm zur Verherrlichung helfen - o wieviel Gnade braucht man doch, wenn man ein solches Werk gründen will! Ich bin erschrocken, ich habe nur einen Trost: daß die Herrlichkeit Gottes in unserer Gebrechlichkeit und Armseligkeit voll aktiv und machtvoll arbeiten wird.

Wir befinden uns mitten unter den Arbeitern aller Art: Maurer, Schlosser, Zimmerleute, Dachdecker usw.

Es wird an der Vergrößerung unserer Kapelle gearbeitet, in 14 Tagen wird alles fertig sein. -

Wir bewohnen das Haus von Châteaubriand. - Ich bewohne sein Zimmer, das seiner schönen Zeder des Libanon und dem herrlichen Park gegenüberliegt, der den köstlichsten und ruhigsten Aufenthalt von Paris gewährt - Gott liebt uns wirklich!

Unsere provisorische Kapelle ist das ehemalige Laboratorium der großen Persönlichkeit. - Jesus Christus hat seinen Platz eingenommen und hier gewinnen die Eingebungen der Liebe das so große Genie des Christentums.

Wir sind erst zu dritt; mehrere Berufe sind im Entstehen, wir erwarten ein paar gute und heilige Priester - aber vorher müßten wir das Zönakel vorbereiten, und sobald alles bereitsteht, wird Jesus mit seinen Aposteln einziehen. Aber wie stellen wir das an? Wie die Vögel der Felder, oder besser: wir sagen zum König.... Die Soldaten dienen, aber der König nährt und beherbergt sie; und bis jetzt umsorgt uns der gütige König gut. - Wir werden sein Heiligtum nach unseren Möglichkeiten schmücken, wir gehen am Anfang wie die Einsiedler und Hirten ans Werk, später werden dann die Künste und der Prunk einziehen. -

Es bietet sich eine schöne Ernte in Paris! Ach, wieviel geistliche Not, welche Unwissenheit und Gleichgültigkeit gibt es in Paris! Über die Ewige Anbetung hinaus nehmen wir 3 seelsorgliche Aufgaben wahr (Die Oblate des Siegels /pain à cacheter/ verhindert den weiteren Text zu sehen, ebenso nach dem Wort "Exerzitien")...das Predigen des 40stündigen Gebetes in den Pfarreien; die Exerzitien, das Werk der Erstkommunion für Erwachsene. - O wieviel Männer sind in Paris heidnischer als die Heiden, ohne Erstkommunion, ohne kirchliche Trauung, ohne Taufe!

Welch hübsche Dinge, teure Tochter, erzählen Sie mir über Ihre Schwägerin, über Ihre Nichte usw. Aber, was soll ich dazu antworten? Daß Sie im Recht waren? J a. Was den Rest angeht, das heißt, sie zu besuchen und mit ihr zu reden, dabei meine ich folgendes: die ersten Schwierigkeiten sind vorüber, es bleibt der schmerzliche Eindruck dieser sehr traurigen Vergangenheit, von der Ihnen das ganze Kreuz, aber auch das ganze Verdienst und eine ungeheure Tröstung geblieben sind - ich meinerseits neige zur Ansicht, daß der Besuch stattfinden und die Bindung wieder hergestellt werden soll - wegen der Kinder und auf aufgrund des Prinzips des Opfers.

Es bleibt mir nur mehr Platz, Sie zu segnen und Ihnen zu beteuern, mit welch herzlicher Ergebenheit ich mit Ihnen vereint bin,

Eymard.

An Fräulein v. Revel

St.Helena-Straße

L y o n (Rhône).


Nr.0604

An Marianne

Alles für Jesus

Paris, Rue d'Enfer 114, am 5. Juli 1856.

Meine lieben Schwestern!

Ich möchte Euch meine Nachrichten senden; es geht mir gut, besser als in Lyon.

Das Werk des Heiligsten Sakramentes wird von Gott gesegnet. Wir waren bis jetzt mitten unter den Arbeitern. Wir bauen eine Kapelle für die Ewige Anbetung; ich hoffe, daß sie in zwei Wochen vollendet sein wird. Ich hatte nicht die Zeit, Euch Einzelheiten über dieses so schöne Werk zu berichten.

Es handelt sich um eine Ordensgemeinschaft, deren Zweck die ewige Anbetung mit dem ausgesetzten Hl. Sakrament bei Tag und bei Nacht ist; die Anbetung geschieht durch die Religiosen und durch Laien, die in der Welt leben und eine Vereinigung bilden.

Die Väter vom Hlst. Sakrament widmen sich der eucharistischen Seelsorge, d.h. der Predigt des 40stündigen Gebetes, welches in Paris eingerichtet wurde; sie erteilen Exerzitien, widmen sich dem Werk der Erstkommunion der Erwachsenen usw. Gott hat sich herabgewürdigt, sich meiner zu bedienen, um trotz meiner Armut und Unwürde dieses hl. Werk zu leiten. Bevor diese Gesellschaft in Paris gegründet wurde, gab es damit Schwierigkeiten und Prüfungen.

Der ehemalige Generalobere P. Colin hatte mich ermutigt, dieses Werk zustandezubringen; nachdem dieser von seinem Amt zurückgetreten war, wollte sein Nachfolger, der neue Obere, nichts davon wissen; somit wurde die Frage des Werkes dem Papst unterbreitet; dieser hat es stark ermutigt und geraten, damit anzufangen. Aber in Rom hat man geraten, das Werk nicht in der Gesellschaft Mariens zu gründen, aus Furcht, daß ein Werk das andere stören oder ihm hinderlich sein könnte. Der Rat in Lyon teilte dieselbe Ansicht. Sodann bin ich mit Einwilligung des Generalobern nach Paris gereist, um unter der Leitung von Gottesmännern in Exerzitien zu prüfen, ob es der Wille Gottes ist, daß ich für dieses Werk arbeite. Drei Bischöfe haben das Werk geprüft, die zwei von Paris und jener von Carcassonne; nach 12 Tagen Exerzitien, Gebeten und Überlegungen haben sie mir gesagt, daß sie glauben, Gott wolle, daß ich mich dem Werk des Hlst. Sakramentes weihe und daß dies in Paris geschehen solle; der Erzbischof hat uns in einem Haus aufgenommen, das der Diözese gehört; er begünstigt das eucharistische Werk, wo er nur kann. So bemühe ich mich nun, diese kleine Gesellschaft vom Hlst. Sakrament aufzubauen; wir sind hier mehrere vereinigt. Damit ich aber in Freiheit arbeiten konnte, mußte um Dispens von den Gelübden der Gesellschaft Mariens angefragt werden, um jene der Gesellschaft vom Hlst. Sakrament abzulegen und ein Religiose vom Hlst. Sakrament zu werden; dies ist eine schöne Bezeichnung, welche man uns gegeben hat.

Ich bin sehr glücklich über einen so schönen Anteil und eine so heilige Berufung.

Nun, meine teuren Schwestern, müßt Ihr eifrig für uns beten, damit wir das Werk Gottes ganz heiligmäßig vollbringen. Seit fünf Jahren zieht mich Gott zu diesem Gedanken hin - man kann eine so große Gnade nie teuer genug bezahlen. Ich kann Euch noch nicht sagen, wann ich nach La Mure kommen kann, zuvor müssen wir alles organisieren.

Grüßt mir den guten Herrn Cat; sagt ihm, daß mein Mittelsmann in Rom versagt hat und daß ich eine dritte Anfrage für ihn über den apostolischen Nuntius senden werde.

Euer im Herrn ergebenster Bruder

Eymard, p.S.S.S.

An Fräulein Eymard,

du Breuil-Straße,

La Mure d'Isère.


Nr.0605

An Herrn Creuset

Alles aus Liebe und zur Ehre Jesu in der Hostie.

Paris, Rue d'Enfer 14, am 5. Juli 1856.

Liebster Freund!

Ihr lb. Brief hat mir eine sehr große Freude bereitet; es ist der erste, den ich von seiten eines Sohnes und Bruders erhalten habe. Ich bin glücklich zu sehen, daß das eucharistische Werk, wofür zu arbeiten mir Gott die Gnade geschenkt hat, Ihre ganze aufrichtige Sympathie genießt, und ich nichts von Ihrer Zuneigung verloren habe.

Es hat mir viel gekostet zu Gott zu sagen: "Schneide ab, verbrenne, brich ab, wenn ich dir nur wohlgefalle und zu deiner Verherrlichung beitrage." Wenn ich den schönen Namen Marist geopfert habe, so habe ich doch dessen ganze Achtung und Liebe eines auf immer ergebenen Kindes bewahrt. Maria hat einen ihrer Ordensleute Jesus geschenkt, und dieser Ordensmann bin ich, leider so arm und so elend! Ich hege das milde Vertrauen, daß mich diese gute Mutter immerfort lieben und führen wird auf diesem neuen Weg. Übrigens: es handelt sich um nichts Neues: es geht um den ewigen Kult der göttlichen Eucharistie; es handelt sich um den eucharistischen Dienst, der ganz darauf ausgerichtet ist, Jesus in seinem Sakrament der Liebe bekanntzumachen und zu verherrlichen. - Ich kann elend, arm, leidend und sündig sein; aber Jesus bleibt reich an seinen Gnaden, er ist mein Heiland, der eucharistische Gott, der zu allen sagt: Kommt zu mir!

Ja, teurer Freund und Bruder, mit Freude schließe ich Sie dem eucharistischen Werk, seinen kleinen Leiden und schwachen Verdiensten an; ich gebe Ihnen den Titel: "eucharistischer Bruder". Als Gegenleistung schenken Sie uns Ihr Gebet, Ihre Leiden.

Wie oft habe ich mir gesagt: Möge es Gott gefallen, daß alle Kinder des guten Herrn Creuset groß wären! Er würde kommen und einen E h r e n w ä c h t e r mehr abgeben.

Als Ihre Reichtümer betrachten Sie stets das Vertrauen auf Gott, das Kreuz als Ihre Kraft, die göttliche Eucharistie als Ihre Zufluchtsstätte; und Gott wird Ihr Alles sein.

Gott segne Ihre Familie und erfülle Sie stets mehr und mehr mit seiner hl. Liebe.

Im Herrn verbleibe ich Ihr ergebenster

Eymard, P. S.S.S.

An Herrn Creuset,

Hl. Johannes-Straße 12,

Lyon.


Nr.0606

An Frl. Agarithe Monavon

Alles aus Liebe und zur Ehre Jesu in der Hostie.

Paris, Rue d'Enfer 114, am 6. Juli 1856.

Gnädiges Fräulein!

Dies ist der zweite Brief, den ich Ihnen schreibe. Der erste hat sich aus dem Paket verflüchtigt; von diesem erhoffe ich mir mehr Sicherheit.

Ich brauche Ihnen nicht mitzuteilen, daß ich wegen des eucharistischen Werkes in Paris bin; daß die kleine Gesellschaft des Hlst. Sakramentes in der Erde liegt und zu Füßen des Kreuzes keimt; und daß sich die zukünftigen Anbeter in Schweigen und Exerzitien darauf vorbereiten. - Der Zweck dieses Werkes ist die ewige und sühnende Anbetung; seine seelsorglichen Tätigkeiten sind alle jene Werke, die mit der göttlichen Eucharistie zusammenhängen: Exerzitien, Predigten beim 40stündigen Gebet, Werk der Erstkommunion der Erwachsenen usw.

Der große Hebel ist die Gnade Gottes und unsere Antwort auf diese Gnade. Wie haben wir es nötig, Heilige, Anbeterengel zu werden!

Das ist in kurzen Worten der Standpunkt , wo wir uns befinden. Als ich Ihnen von diesem Werk erzählte, dachte ich nicht an eine solchartige Entwicklung. Gott ist es, der alles geleitet hat! Andere behaupten, es sei die Illusion, die Eigenliebe, der Dämon gewesen. Ich selbst behaupte beim Anblick dessen, was Gott gewirkt hat und die Schwierigkeiten und vergangenen Prüfungen: es ist das Werk Gottes.

Meine Armseligkeiten, meine Sünden und meine Unwissenheit kommen von mir; die Gnade und die Güte Gottes gehören Gott und kommen von Gott.

Ich hoffe also, Sie in Paris zu treffen, gnädiges Fräulein, da Lyon für unsere Begegnung zu groß gewesen ist; hier laufe ich weniger und bin mehr allein; und ich preise Gott dafür.

Wenn Sie hinreichend gütig sind, mir zu schreiben, geben Sie mir Nachricht über den guten Herrn Foloppe und seine tugendhafte Mutter.

Und sobald Sie ein wenig gemurrt haben, auch die Ihrigen und Ihre Arbeit....

Allzeit im Herrn verbleibe ich, gnädiges Fräulein,

Ihr ergebenster Diener

Eymard

P. S.S.S.


Nr.0607

An Marg. Guillot

Alles aus Liebe und zur Ehre Jesu in der Hostie.

Paris, 8. Juli 1856.

Gute Tochter, wie soll ich Ihnen danken für die Reichtümer, die Sie uns senden! Als wir sie öffneten, waren wir wie Kinder, die schauen und nochmals schauen und dann tausend Projekte machen, tausend Pläne schmieden; so sind wir nun sehr reich. Wie gut ist doch Gott und gut durch Sie: möge es Ihnen seine Güte lohnen!

Ich habe es sehr lebhaft gespürt und spüre es noch immer, was eine Freundschaft zur ersten Stunde und in der ersten Not bedeutet; und was eine Freundschaft bedeutet, die wartet, die zuerst sehen will und die man um ihren Einsatz dringend bittet.

Auch Unser Herr wird dabei gut zu unterscheiden wissen wie ich.

Wir haben nicht am Lebensnotwendigen gelitten, wohl aber an notwendigen Gegenständen: was soll man machen? Wenn man in ein Haus kommt mit vier Wänden und ohne Küche noch Koch! Heute kann ich darüber lachen, wo wir jetzt das Allernotwendigste besitzen. Jeden Tag kommen Köche, die sich anbieten. Eines Tages hatten wir zwei Gäste zum Frühstück; aber wir besaßen für vier Personen nur drei Löffel; glücklicherweise habe ich es vorher bemerkt und dann gesagt, daß ich keinen Kaffee nehmen werde: ist das nicht köstlich?

Sehen Sie, wie gut Gott ist. Man mußte seine Mahlzeiten einmal da, einmal dort in den Gaststätten einnehmen. Ich habe zu Gott gebetet, uns jemanden zu schicken, und er hat uns einen jungen Mann geschickt.

Es ist immer so: nach einem kleinen Kreuz kommt ein Gnadengeschenk.

Gestern wollte ich gerade das Haus verlassen, um zwei Schultertücher zu leihen. In diesem Augenblick tritt eine Dame ein und bringt uns drei Schultertücher, dazu eine Decke und ein Segensvelum.

Wieviel Gnaden der Vorsehung trösten und erfreuen uns! Beachten Sie, gute Tochter, keinen dieser kleinen Stürme, was mich betrifft; zunächst werde ich Sie nie namentlich erwähnen noch etwas darüber erzählen, was Sie für Unseren Herrn tun.

Ich entschuldige gerne jene guten Leute, die ein schmerzliches Wort über mich sagen könnten; das ist wohl einleuchtend in den Augen der Freundschaft; sodann ist es im Hinblick auf die Gemeinschaft ein wenig gerecht, ein besonderes Problem zu opfern; man spricht nur von meiner persönlichen Entscheidung und nicht von jener, die nach meinen Exerzitien erteilt wurde: das alles ist aber nur eine kleine Wolke; aber ich danke Ihnen für alles, was Sie mir darüber berichten; ich werde versuchen, vorsichtiger zu sein bei den betreffenden Personen: aus Nächstenliebe. Seien Sie mir gegenüber indifferent und wie Fremde. Gott bewahre mich, einige Maristen bei uns aufzunehmen; das hieße alles richtig durcheinanderbringen; auch meine Gedanken sind darüber ganz im klaren, außer wenn der hochwst. P. Favre die Zustimmung gibt.

Hier nun einige Einzelheiten über unseren Beginn. Sie kennen die Prüfungen von Toulon und Lyon vor meiner Abreise nach Paris. Bis zu diesem Zeitpunkt begnügte ich mich, um eine zeitliche Erlaubnis von einem oder zwei Jahren anzusuchen, um das Werk flottzumachen, weil sich dafür in der ersten Stunde niemand einsetzen wollte. Lyon hat sich geweigert und mir erklärt: entweder verzichten Sie darauf oder Sie treten aus. Der hochwst. P. Favre litt darunter, er wollte alles versöhnen: sein Rat war gegen mich und gegen das Werk. Um P. Favre zu decken, wandte ich mich nach Rom und schrieb, man möge die Antwort an ihn, nicht an mich adressieren, diese Ehre stehe ihm zu. Die Prüfung bestand in der Verpflichtung zu schweigen; und ich ging nach Chaintré, das Handbuch zu vollenden. Vor seiner Abreise nach Rom erklärte mir der P. General zweimal: "Ich werde mit dem Papst über Ihre Angelegenheit reden, und ich hoffe, daß Sie sich allem unterwerfen werden, was der Papst sagen wird!" - "Aus vollem Herzen und unbedingt" sagte ich zu ihm; "bei mir handelt es sich um eine Gewissensfrage: man möge sie entscheiden, und alles ist erledigt."

In Rom begegnet der hochwst. Pater meinen Freunden, die ihm recht geben, aber ich war nicht anwesend. Er verweilt zwei bis drei Stunden im Wartesaal des Papstes, fest entschlossen, von meiner Sache zu reden. Während einer Stunde spricht er darüber mit Bischof Luquet, der den gleichen Gedanken hat wie die Schwester der Sühneanbetung und folglich unserer Sache entgegengesetzt war.

P. Favre vergißt zu Füßen des Papstes meine Angelegenheit. Gott hat es zugelassen, denn ich hatte sicher den Willensentschluß gefaßt, dem geringsten Zeichen, dem leisesten Wunsch zu gehorchen. Die Frage blieb nach seiner Rückkehr dieselbe; ich habe in Chaintré gebetet, ich wage sagen zu können, daß ich bis dahin nie soviel gebetet noch gelitten habe, um Gott zu beschwören, mir seinen hl. Willen kundzutun; und als die Stunde gekommen war, habe ich in mir etwas so Starkes und so Klares gespürt, daß ich - nach all den Bitten um gewöhnliche Erlaubnisse - um Befreiung von meinen Gelübden angesucht habe; und da er meine Entschlossenheit sah, befreite er mich davon; das ist die erste Phase meines Entschlusses und gleich folgt die zweite. Bevor ich Lyon verlassen habe und nach langem Gebet, schien es mir klug, mich einer letzten Prüfung zu unterziehen, nach Paris zu gehen und dort unter der Leitung von klugen und frommen Männern geistliche Übungen zu halten, ihnen alle Gründe dafür und dagegen zu unterbreiten und mich blind ihrer Entscheidung zu überlassen, und das ohne Widerruf. Ich unterbreite diesen Gedanken dem hochwst. P. General, der ihn mit Freude genehmigt und die Durchführung meiner Dispens bis nach den Exerzitien verschiebt. Ich komme nach Paris und will in der Nähe der Kapelle der Sühneanbetung sein; nach der ersten Messe bedeutete man mir wegzugehen; der Generalvikar, Oberer des Werkes, wollte nicht, daß man mich aufnimmt, oder die Ehrw. Mutter wollte nicht, ich weiß es nicht. Da ich nicht wußte, wo ich hingehen sollte und doch freie Exerzitien machen wollte, erzählte man mir von einer Gemeinschaft von Männern, die Exerzitanten aufnimmt; ich wurde am Tag Christi Himmelfahrt nach vielen Laufereien aufgenommen. Man gab mir ein Zimmer voller Zugluft, und ohne Heizmöglichkeit, dann ein anderes, das sehr feucht war; meine Leintücher sahen am Abend aus, als wären sie vom Tau benetzt worden; eine kärgliche Nahrung: Gott stützte mich.

Ich sprach mich zuerst bei einem frommen und klugen Bischof aus. Dieser wollte sich nicht der Angelegenheit annehmen und schickte mich zum Hilfsbischof von Paris; und ich kannte ihn nicht. Ich nahm mir zum Grundsatz, Gott ganz allein handeln zu lassen und verbot mir, nicht einen einzigen Schritt selber zu tun.

Nach vier Tagen Exerzitien und der gewissenhaften Darlegung der Gründe dafür und dagegen, gab man mir zur Antwort: „Kommen Sie in acht Tagen wieder; wir müssen beten, nachdenken und um Rat fragen."

In dieser Zwischenzeit besuchte mich der Pater General; ich erzähle ihm, was ich gerade oben berichtet habe; er lachte darüber und glaubte wie ich, daß meine Angelegenheit bereits gegen mich ausgegangen sei. Trotzdem fügte er hinzu: "Nun gut, ich will nur den Willen Gottes wie Sie; wenn man glaubt, Sie müßten sich diesem Werk widmen, dann werden wir uns unterwerfen; sollte die Sache aber für uns ausgehen, dann wären wir zufriedener."

Hernach kommt P. Lagniet auf Besuch und schlägt mir vor, aus diesem ärmlichen Haus auszuziehen; ich dankte ihm; er sagte mir, die Sache könnte im Sinne einer zeitweisen Erlaubnis geregelt werden, wie ich darum gebeten hatte..... Es war zu spät. Die Sache war schon zu weit fortgeschritten; dann sagte ich: "Es ist nutzlos, wenn man gegen das Werk ist, reise ich sofort nach Lyon ab"; und ich gestehe Ihnen, daß im Anblick dieses neuen Kalvarienberges, den ich vor mir auftauchen sehen sollte, hätten mein Herz und die Natur die Rückreise nach Lyon vorgezogen. Wieviel Anstürme, wieviele Versuchungen hatte ich zu überwinden! Ich erhielt sehr unliebsame Briefe. Ich sah alles, was man dachte und vor allem, was man sagte. Gott weiß es, Gott will es zum Guten, sagte ich mir, möge er dafür gepriesen sein! Ich glaube mit Ruhe und Liebe geantwortet zu haben; das kam von La Seyne und von Toulon.

Seit diesem entscheidenen Augenblick erfreute sich meine Seele ständig eines tiefen Friedens; und sobald ein Kreuz über mich kam, konnte ich leiden, aber Gott verlieh mir die Gnade, es in Unterwerfung und Dankbarkeit zu küssen.

Bewundern Sie die Pläne Gottes: während meiner Exerzitien löst sich die Gemeinschaft, die mich aufgenommen hatte (des hl. Herzens Mariä) auf, und wir treten an ihre Stelle, mein Reisekoffer ist von hier nicht mehr hinausgekommen.

Die für das Werk benötigten Personen befanden sich alle auf unserem Weg, jene die fremd sein sollten, haben uns nicht aufgenommen.

Wir hatten es ganz schön schwer mit den Resten der aufgelösten Gemeinschaft, wir wollten niemanden von ihnen, auch ihre Möbel nicht; und fast einen Monat lang mußten wir sie ertragen; wir wollten frei sein. Es ist auch eine Gnade, daß die Oberin der Sühneanbetung eine Haltung gemeinsamen Interesses eingenommen hatte; es steht uns frei, ihr in Freiheit Gutes zu erweisen, sie hat uns keine Unterstützung angeboten.

Gott wollte es so; und da P. Colin mit ihr für ein Männerwerk war, so hätte uns das gebunden und gehindert.

Zudem ist sie eine heiligmäßige Frau, aber man muß ihre Gedanken annehmen; und ich wollte nicht von einer Frau abhängen.

Für unser neues Zönakel hatten wir bis jetzt die Arbeiter im Haus, und der Erzbischof hat in seiner grossen Gefälligkeit alle Ausbesserungsarbeiten bezahlt, die sehr hoch zu stehen kamen.

Der Bischof ist auf unserer Seite; der Mietvertrag ist freilich noch nicht abgeschlossen, weil der Sekretär keine Zeit hatte; aber alles ist zugesagt und man hat uns erlaubt, eine Kapelle einzurichten, freilich auf unsere Kosten; aber schließlich ist dies ein Beweis des guten Willens. Man will das Eigentum, wo wir sind, verkaufen; und siehe da, seit sieben Jahren wird es zum Verkauf angeboten.

Wir waren vielleicht unvorsichtig bezüglich unserer Kapelle, die uns 3000 Fr. kosten wird; wir haben uns gesagt: wir geben sie Unserem Herrn, er wird uns soviel lassen, wieviel er will; und auch der Bischof hat uns erklärt: "Es ist möglich, daß Sie lange dort bleiben können; im übrigen werden wir Ihnen den Vorzug geben." Ein schöner Vorzug, wenn man nichts hat! Oder vielmehr: wir haben alles mit Unserem Herrn Jesus.

Es heißt, daß mein Mitbruder reich wäre; er hat 2000 Fr. Rente im Jahr, das ist alles; aber die Vögel des Himmels und die wahren Jünger sind sehr reich.

Wir fangen an glücklich zu sein, weil wir seit 17 Tagen das Allerheiligste haben. Wir werden erst dann die Aussetzung vornehmen, sobald die große Kapelle fertig sein wird. Sie wird mehr als hundert Personen fassen.

Wir tun nichts anderes, als Petrus und Johannes getan haben, als sie den Abendmahlssaal vorbereiteten; und sobald alles bereitsteht, wird Jesus seine Jünger dorthinschicken. Wir haben schon sieben eingerichtete Betten, zu 100 Fr. das Stück: sehen Sie, wie reich wir sind! Wir hatten drei Handtücher, dann sechs, jetzt haben Sie uns damit bereichert.

Und damit sei es für heute genug. Vor zwei Tagen habe ich dieselbe Sache meiner Schwester geschrieben: sie ist also auf dem laufenden.

Wie wird sie es aufnehmen? Um Gottes willen, Sie verstehen: wenn man schon so viele Pulverladungen verschossen hat, würde diese auf dem Schlachtfeld lediglich eine mehr ergeben.

Meine Gesundheit ist wie das Wetter, oder besser wie der lb. Gott es will. Ich hätte Bäder nehmen müssen, Gott wird sie ersetzen.

Ich halte soviel auf das Leben, wieviel der lb. Gott dafür mir schenkt, wenn ich nur seinen hl. Willen erfülle, dann bin ich glücklich.

Adieu, gute Tochter, wieviel Dank muß man doch dieser unendlichen Güte erweisen!

Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.0608

An Herrn Clappier

L. J. C.

Rue d'Enfer 114, Paris, 8. Juli 1856.

Lieber Herr Präsident!

Sie kennen ohne Zweifel meinen Entschluß, mich dem Werk vom Hlst. Sakrament in Paris zu widmen. Schon seit geraumer Zeit hat mich Gott zu diesem so schönen und so begehrenswerten Zentrum der Eucharistie hingezogen. Ich wollte zuerst dafür nur eine vorübergehende Erlaubnis; da sich die Sache jedoch als unmöglich erwiesen hat, habe ich um meine Freiheit gebeten. Und bevor ich von der Zustimmung des hochwst. P. Generalobern Gebrauch machte, begab ich mich in Exerzitien von 12 Tagen unter der Leitung von weisen und strengen Gottesmännern. Ich habe mich vollständig eröffnet. Ich habe die Gründe dafür und dagegen besprochen und meine gänzliche Gleichmütigkeit für das Ja oder das Nein bekundet. Gott hat mir diese Gnade gewährt; und wäre mir gesagt worden, nach Lyon zurückzukehren, so wäre ich von Herzen gerne und der natürlichen Neigung folgend dorthin zurückgefahren, ja sogar mit mehr Freude, denn beim Anblick des neuen Kalvarienberges, der sich vor mir erhob, hatte die Natur Angst.

Was für eine Überraschung war es für mich, als mir der Bischof von Tripolis und der Bischof von Carcassonne erklärten: "Wir glauben, daß Sie Gott für dieses Werk will, und daß es keinen Grund zum Zögern gibt!"

Der Erzbischof von Paris approbierte den Plan mit überraschender Güte und hat uns am selben Tag in einem Haus, das der Diözese gehört, die V i l l a C h â t e a u b r i a n d, aufgenommen.

Gott hat alles vollbracht, denn ich war hier unbekannt und besaß weder Empfehlungsschreiben, noch Befürworter, und keiner meiner Freunde unternahm dafür irgendwelche Schritte. Und somit schrieb ich dem hochwst. P.Favre meine Entscheidung; denn er hatte mir in Paris, als er mich während der Exerzitien besuchte, gesagt: "Nun gut! Wir werden die Entscheidung der Beurteiler als den Willen Gottes betrachten."

Dieser gute P. Favre war nach der Entscheidung wirklich zu gütig mit mir.

Ich verbrachte dann einige Tage im Haus der Maristenpatres in Paris. Ich gehe ziemlich oft hin; wir stehen in sehr brüderlicher Beziehung, und ich bleibe im Herzen und in der Zuneigung Marist.

Jene, welche diese Einzelheiten nicht kennen, mußten an mir Ärgernis nehmen; und man hat vor allem gesagt, ich wäre von den Herren Touche und de Cuers beeinflußt worden. In meinem Alter läßt man sich nicht mehr so leicht beeinflussen; und mag ich es auch vor meinen Exerzitien gewesen sein, so nicht während derselben.

Verzeihen Sie mir diese Einzelheiten, guter und teurer Präsident. Ich habe sie nicht geschrieben, um mich zu rechtfertigen noch damit Sie mich entschuldigen, sondern weil es ein Bedürfnis meines Herzens für Ihre alte und so gute Freundschaft war; und ich bitte Sie sogar, unseren Patres nichts davon zu erzählen. Ich weiß, daß P. Denis noch immer beim ersten Satz der Sache steht, die er noch immer persönlich und durch mich beurteilt glaubt.

Folgendes ist unser Zweck: Die ewige Anbetung in Zusammenarbeit mit der nächtlichen Anbetung von Paris, die aus 220 (Mitgliedern) besteht.

Als Apostolat haben wir:

1. Die Leitung der Assoziation; - 2. das Werk der Erstkommunion der Erwachsenen (ach, man erschrickt beim Anblick sovieler Menschen, die noch keine Erstkommunion gefeiert haben); - die Exerzitien von Männern und Priestern usw.

Wir haben nur e i n e n Gedanken und e i n Zentrum: die Eucharistie! Glücklich sind wir, wenn wir Spezialisten werden und die gleichgültigen und eigensüchtigen Menschen unserer armen Gesellschaft zum Glauben und zur Liebe der Eucharistie zurückführen können!

Sie werden für uns beten, guter Herr Clappier, und wir tun es ununterbrochen für Sie und Ihre vielgeliebte Familie, und vor allem für Ihre Gattin, von der es mir so leidtut, daß ich sie nicht nach Ars begleiten kann.

Allzeit im Herrn, verbleibe ich, teuerster Herr Präsident, Ihr demütigster und allzeit ergebener Diener

Eymard, S.S.S.

P. S.- Ich habe in diesen letzten Tagen das entscheidende Datum des Prozesses unserer Freunde Dando vernommen; es ist der 17. Möge ihnen Gott zu Hilfe kommen! An jenem Tag werde ich nach U. Lb. Frau vom Siege gehen und dort für sie die Messe feiern. Wäre Aix nicht soweit entfernt, glaube ich, daß Ihre Anwesenheit, teurer Herr, der größte Trost und der zur Hälfte gewonnene Prozeß bedeutete. Aber läßt sich das machen?

An Herrn Clappier,

Gerichtspräsident in Toulon.


Nr. 0609

An Vater Gaudioz

Rue d'Enfer 114, Paris, 1. Juli 1856.

Lieber Vater Gaudioz!

Wie gut sind Sie doch, daß Sie noch an mich denken, daß Sie mir so hübsche Sachen schicken und mir Ihre Freundschaft bewahren! All das hat mir eine mächtige Freude bereitet. Daraus ersehe ich, daß Ihre Freundschaft nicht wie der Wind ist, noch aus Eigennutz besteht, sondern in Gott begründet ist; also nochmals vielen Dank.

Ich kann es Ihnen nur dadurch vergelten, daß ich für Sie, Ihre lb. Familie und den Erfolg Ihrer Geschäfte bete, insbesondere aber, daß Ihnen Gott all seine Gnaden schenke, damit Sie aus allen verdienstreichen Gelegenheiten Ihrer schwierigen Situation Gewinn schöpfen.

Im Himmel, guter Vater, werden wir uns nicht mehr trennen; diese Welt der Verbannung ist nur ein Weg des Kreuzes und der Abschiede; aber für die Kinder Gottes ist es ein Durchgang, der zum gemeinsamen ewigen und göttlichen Zentrum führt.

Und Sie, liebe Frau und teure Schwester, vergessen Sie mich nicht in Ihren Gebeten und Bitten vor Gott. Recht oft besuche ich Sie am Leviste-Platz und segne Sie.

Bleiben Sie stets die gute Mutter, die anmutige Dame und die fromme Tochter Mariens; dann wird Gott zufrieden sein.

Leben Sie wohl, gute Freunde!

Im Herrn verbleibe ich

Ihr ergebenster

Eymard, S.S.S.


Nr.0610

An Frl. Giguet

Alles aus Liebe und zur Verherrlichung Jesu in der Hostie.

Paris, 20. Juli 1856.

Ich möchte Ihren Brief, meine teure Tochter, gleich beantworten. Ich bin betrübt, Sie immer noch leidend zu wissen; da es Gott aber so will, beten Sie dieses kleine Kreuz oder dieses große Kreuz an, welches Ihnen seine Liebe anbietet, um Sie in seiner Liebe und im Himmel wertvoller zu machen.

Sehen Sie in allem die göttliche Vorsehung, die Sie hegt und mit den Händen der göttlichen Liebe nährt. Ich begreife gut, daß die Natur darunter leidet, so bereitwillig der Liebe zur Verfügung zu stehen, aber Ihre Frömmigkeit und Ihre Liebe zu Gott werden Ihre scheinbaren Demütigungen leuchtend, herrlich und liebenswürdig erscheinen lassen. Somit also keine Tränen und keine Trauer mehr, meine teure Tochter, es ist Gott, der Sie so haben will, und Sie sind in seinen Augen wohlgefällig. Überlassen Sie das Vergangene seiner Güte und heiligen Sie recht die Gegenwart. Das Leben geht rasch vorbei und wenn es für Gott vorübergeht, dann ist die Gegenwart sehr mild und die Zukunft schön. Also Mut und Zuversicht!

Beten Sie immerfort für mich, ich bin Ihnen dafür sehr dankbar, denn ich brauche es sehr.

Gott segne, tröste und stärke Sie!

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.


Nr.0611

An Marg. Guillot

Alles aus Liebe zu Jesus in der Hostie.

Paris, 29. Juli 1856.

Meine liebe Tochter, danke für Ihre beiden Briefe. Ich finde sie stets kurz; so lassen Sie doch Ihrer Feder und Ihrer Einfachheit freien Lauf. Ich will ein wenig auf alles eingehen.

1. Zu Ihrem Rücktritt. - Ich wünschte, er geschehe ganz natürlich, d.h. daß eine andere an Ihrer Stelle gewählt würde: Sie können sich gewiß Ihrer Gesundheitsgründe bedienen, um diese schwere Last abzulegen, aber warten Sie die Wahl ab. Es ist besser, die Freiheit Gottes abzuwarten als ihr zuvorzukommen. Wenigstens hätten Sie eine schöne Dornenkrone gewonnen, und einen Beweis mehr für die Armseligkeit und Eitelkeit der Menschen; halten Sie am Grundsatz fest: Wenn Ihre Gegenwart als Rektorin eine Ursache des Kummers und der Verlegenheit für die Oberen der Gesellschaft darstellt, ist es besser, Gott zu bitten, Sie entweder dieser Last zu entheben oder den Kummer aufhören zu lassen.

Bezüglich der Sorgen, die von unterstellten Leuten kommen, so schenken Sie ihnen keine Beachtung; tun Sie keinen Schritt weder nach vorne noch zurück: das ist das Kreuz der Stelle.

2. Vielen Dank für das, was Sie mir über diese kleine Clique und dieser geplanten Sendung berichten; vor einem Monat hat man mir geschrieben; es ist Frl. Camus über Frau Bernard. Ich habe darauf nicht geantwortet. Ich werde es in einer angemessenen Weise tun und ihnen sagen, ruhig zu bleiben und sich zu begnügen, für uns zu beten. Eine Dame, die ich nicht empfangen habe, kam hierher und soll morgen wiederkommen, um von ihrer Seite zu fragen, was wir hier brauchen; die Antwort wird bald erteilt sein.

3. Meine Gesundheit steht ziemlich gut, unsere Kapelle kommt voran. Herr de Cuers ist ein frommer, treuer und für das Werk ganz begeisterter Gefährte und ein guter Bruder für mich. Wir haben einen braven Burschen als Koch hier; nur hat er nicht viel im Kopf und hält keine Ordnung; das läßt mich bezweifeln, ob wir ihn lange Zeit behalten werden; ein anderer steht bereit, außer der lb. Gott will uns noch einmal prüfen.

Unser kleines Zönakel war seit 20 Tagen gut bevölkert; wir waren fünf Priester, jetzt sind wir noch drei. Hochw. Audibert, Vikar in Toulon, ist gekommen, seine Berufung zu prüfen; er scheint gut geeignet zu sein; er soll Ende September oder im Monat Oktober zurückkehren, wenn es Gott will.

Seien Sie nicht traurig, gute Tochter, über all diese Gegenwinde, über all diese blinden Beurteilungen: wenn wir nur Gott für uns haben und er das Werk seiner Liebe segne, der Rest ist wie ein Sturm, der die Luft reinigt, und eine Prüfung, welche die wahre Freundschaft unter Bewährung stellt. Gott liebt uns sehr, indem er nur ferne Kreuze auferlegt; hier lebt alles in Frieden.

Dieser gute Meister hat mir die Sehnsucht ins Herz gelegt, verborgen zu leben und mit Geduld und Zuversicht auf die Zeit und Mittel zu warten, um in Erscheinung zu treten; und auf das, was man in der Welt Erfolg nennt, indem wir uns vermehren und ausdehnen.

Ich erbitte von der Gesellschaft Mariens nur eines: die Liebe des Herzens; im übrigen darf ich nicht auf sie zählen.

Bezüglich der Ansichten für oder gegen die untergebenen Patres überlasse ich sie dem lb. Gott, obgleich dies für die Natur schmerzlich ist: aber das ist das Blut des Opfers.

4. Ich teile vollständig Ihre Ansicht über Herrn Lallour; er ist ein Mann, der sein Geschäft machen wollte und sich dessen bediente, der Begabung hat und zu leben weiß, um das Vertrauen und seinen Prozeß zu gewinnen; es ist ein südländischer Kopf, auf den man nicht bauen kann.

Bezüglich seines Rezeptes: Sie können darüber hinweggehen; in der Medizin kann man den Unwissenden immer neue und außergewöhnliche Dinge anpreisen. Gott allein kennt das Geheimnis Ihres Zustandes.

Sie wissen, daß er es wohl versteht, Sie zu heilen und Sie zu kreuzigen.

Gute Tochter! Warum geben Sie alle Ihre Sachen für uns weg? Das macht mir Kummer ................. Um Gottes willen, tun Sie mir das nicht mehr an, wenn Sie uns tausend nützliche und wertvolle Sachen senden......

Frl. v.Revel hat mir schon lange nicht mehr geschrieben; das sagt Ihnen alles übrige. Nur ihre Seele ist mir teuer; mit diesem Alter sieht man sich vor und überlegt: das ist die Krankheit der Zeit.

Es ist unnötig Ihnen zu sagen, Ihre lb. Schwestern zu grüßen.

Ihr in J. und M. ergebenster

Eymard.


Nr.0612

An Elisabeth Mayet

Paris, 4. August 1856.

Gnädiges Fräulein und teuerste Schwester im Herrn!

Die Schnelligkeit meiner Antwort soll Ihnen meine Freude beweisen, die mir Ihr Brief gebracht hat. Eine Familienempfindung kann man nicht verlieren, und Ihre Familie war mir immer so teuer!

Glauben Sie mir, daß es mich viel gekostet hat, ein so großes Opfer zu bringen, und es kostet mich noch immer. Wenn nicht am Ende meiner Exerzitien drei Männer, die wegen ihres Charakters, ihrer Weisheit und ihrer strengen Prüfung verehrungswürdig sind, mir nicht versichert hätten, daß dies der Wille Gottes sei, so hätte ich diesen Schritt nie getan.

Ach, meine gute Tochter, das Opfer ist schön, wenn es ferne ist, aber wenn der Zeitpunkt gekommen ist, es auszuführen, dann verschwindet alle Vorstellungskraft, dann ist alle Sympathie besiegt und jede Illusion fällt.

Ich sehe ein, daß ich eine Rüge dafür verdiente, wenn ich diesen Entschluß allein aufgrund meiner Neigung und meiner frommen Empfindung gefaßt hätte; aber Gott sei Dank, während 12 Tagen strenger geistlicher Übungen habe ich den Eindruck gewonnen, daß ich mich in eine vollständige Gleichmütigkeit versetzt hatte.

Unter anderem ist mir der Trost geblieben, daß ich die Freundschaft mit dem guten Pater Favre erhalten konnte und die freundschaftlichen Beziehungen zu den lieben Maristenpatres fortsetzen kann.

Was Sie anlangt, meine teure Tochter, so verstehe ich Ihren Verlust; P. Colin war ein Heiliger, der sich in der hl. Wissenschaft und in der Seelenleitung aufgezehrt hat bewahren Sie ihm Ihre frommen Erinnerungen und schreiten Sie mit größerer Freiheit voran. P. Michon hat die Standesgnade; ich weiß, daß man mit ihm sehr zufrieden war; zudem besteht immer noch eine weitere Verbindung.

Vergessen Sie mich nicht bei Ihrem liebenswürdigen Bruder Toni und seiner lieben Gattin bei der heiligen Patriarchenfamilie von Pommiers und dieser lieben Maria, die Gott segnen wird.

Gott sei Ihr Alles!

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard

SSS


Nr.0613

An Frl. Stephanie Gourd

Alles zur Ehre und aus Liebe zu Jesus in der Hostie.

Paris, 5. August 1856.

Gott möge auf immer gepriesen und verherrlicht werden, gute Tochter, ob Ihres Sieges, den er Ihnen in seiner göttlichen Barmherzigkeit gewährt hat. Dieser Tag war schön im Himmel, und Jesus, Ihrem göttlichen Bräutigam, wohlgefällig. Sie beginnen, Ihre Mitgift auf seinem Herzen zusammenzustellen; und wie ich Ihnen sagte, freut sich die Seele, Jesus sagen zu können: Ich habe dich geliebt und liebe dich mehr als jedes Geschöpf, mehr als mich selbst!

Die Gnaden, die Ihnen von Unserem Herrn zuteil geworden ist, hat mich mit Freude und Trost erfüllt. Möge seine göttliche Güte in Ihnen vollenden, was sie so gut begonnen hat.

Verachten Sie jedes Zurück, fliehen Sie alles Nachprüfen und enthalten Sie sich selbst in Ihren Gebeten der Aufmerksamkeit für diese Person. Stellen Sie sie allen anderen Menschen gleich und vergessen Sie sie, wenn es geht. Gott wird sich seiner erinnern, wenn Sie ihn IHM überlassen, um allein an Gott zu denken.

Was geschehen ist, ist geschehen; überlassen Sie es Gott. Lassen Sie mich Ihnen jedoch in aller Einfachheit folgendes sagen:

Schätzen Sie die Gnaden und Tugenden Jesu Christi in den Menschen, ohne aber Ihrem natürlichen Herzen zu gestatten, sie zu bewundern und noch weniger sich an sie zu hängen.

Nehmen Sie sich in acht vor den frommen Männern, die eine besondere Absicht und ein persönliches Interesse haben können. Die Höflichkeit, die verpflichtenden Dienstleistungen und sogar die Frömmigkeit können Mittel werden, die Wertschätzung, das Vertrauen zu erlangen, wie Sie es selbst haben kommen sehen.

Legen Sie sich fest diesen großen Leitspruch in Ihre Seele: eine christliche Jungfrau darf nicht danach trachten, ein ihr fremdes Geschöpf zu beglücken. Sie muß ohne Erbarmen die irdischen Herzen leiden lassen, die sie unterjochen und ihre Krone wegnehmen wollen. Ach, gute Tochter, ich habe Personen mit empfindsamen Herzen, mit erhobenem Geist und großherzigem Willen gesehen, die zu Sklaven wurden, ohne es zu ahnen; und in der Angst, jemandem wehzutun, machten sie sich schuldig, anfänglich in einer passiven Weise, dann frei und absichtlich!

Seien Sie, lb. Tochter, eifersüchtig und stolz auf Ihr Herz, ein Gott beansprucht es und beansprucht es ganz und allein.

Bezüglich Ihrer Gesundheit: gönnen Sie sich den notwendigen Schlaf. Wachen Sie tagsüber in allen Ihren Übungen und Pflichten, damit Sie am Abend, wenn die Stunde des Zubettgehens gekommen ist, frei sind.

Ausnahmsweise kann man einmal mit weniger Schlaf auskommen, aber für gewöhnlich soll das, was fehlt, nachgeholt werden. Aber wie soll man vorgehen und eine Ausgewogenheit zwischen dem notwendigen Schlaf und der zu übenden Betrachtung finden? Wenn der Körper müde und die Seele niedergedrückt ist, muß der Ruhe der Vorzug gegeben werden; wenn es sich nur um eine kleine Unpäßlichkeit handelt, welche durch die Tätigkeit leicht verflüchtigt, dann soll man die Arbeit versuchen.

Ertragen Sie sich in Ihrer Armseligkeit, Armut und Unfruchtbarkeit; das ist Ihr Lebensstand; aber gehören Sie und geben Sie sich ganz Gott; er ist Ihr Reichtum.

Halten Sie Ihre Andachtsübungen, um Gott zu gefallen; das ist alles.

Adieu, gute Tochter! Beten Sie stets innig für das kleine Senfkörnlein, das in die Erde gesät wurde, damit es keimt unter dem himmlischen Segen.

Ich verbleibe im Herrn

Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.0614

An Frau Mathilde Giraud-Jordan

Alles aus Liebe zu Jesus in der Hostie!

Paris, Rue d'Enfer 114, am 6. August 1856.

Gnädige Frau und teure Schwester im Herrn!

Ich bin recht verspätet, Ihnen zuerst für Ihre Unserem Herrn gespendete Gabe zu danken, die mir von Frl. Monavon überbracht wurde, und dann für Ihren Brief, der allerdings schon recht alt ist, da er im Februar geschrieben wurde.

Ich hatte gehofft, in den Ferien nach La Mure zu reisen; ich dachte mit Freude, Ihnen dabei einen langen Besuch abzustatten und die Freude zu erleben, Ihren guten Herrn Gemahl kennenzulernen. Aber Gott will es nicht. Ich muß es jetzt ebenso machen wie Sie, als Sie Ihren Hausstand anfingen. Es ist keine Kleinigkeit, einen Haushalt zu beginnen.

Indes fängt unser kleines Zönakel an, Gestalt anzunehmen. Die Aussetzungskapelle ist fast vollendet. Hoffentlich werden wir nun bald die Arbeiter los und dann können wir uns in Ruhe und Frieden der Anbetung und dem Dienst des eucharistischen Jesus widmen.

Mit Freuden entnahm ich Ihrem letzten Brief, daß Sie sich reichlich mit ernsten und religiösen Büchern versehen haben. Eine schöne, heilige Bibliothek ist der Lebensnerv der Frömmigkeit und die Freude eines christlichen Hauses. Solange Sie jung sind, lesen Sie fleißig, denken Sie nach, bereiten Sie sich auf die Erziehung der Kinder vor, die Ihnen Gott in seiner Güte schenken wird.

Um übrigens der üblen Laune, der Langeweile und der geistlichen Traurigkeit vorzubeugen, kehren Sie eifrig zu Ihren kleinen religiösen Übungen zurück! Es ist eine bekannte Sache, daß jemand, der Gott gut dient, auch alle seine anderen Pflichten ordentlich erfüllt, und daß, wenn man Gott die Zeit schenkt, die ihm gebührt, man auch Zeit findet für alles andere.

Machen Sie wieder pünktlich Ihre kurze Betrachtung: sie ist der Kompaß im Leben und die Quelle der Tugend. Können Sie dieselbe einmal morgens nicht halten, so machen Sie als Ersatz dafür im Laufe des Tages eine kurze geistliche Lesung, und Ihre Seele wird nicht zu kurz kommen; und Sie werden weder Gott noch Ihre Seele, noch Ihre Pflichten aus den Augen verlieren.

Seien Sie immer glücklich und zufrieden in allem und mit allem, dann werden Sie alle, die Sie umgeben, glücklich machen.

Überbringen Sie bitte Ihrem Gatten, Herrn Giraud, meine herzlichen Empfehlungen.

In Unserem Herrn bleibe ich Ihr ergebenster

Eymard, P. S. S. S.


Nr.0615

An Frau Mathilde Giraud-Jordan

Alles aus Liebe zu Jesus in der Hostie!

Paris, Rue d'Enfer 114, am 6. August 1856.

Gnädige Frau und teure Schwester im Herrn!

Ich bin recht verspätet, Ihnen zuerst für Ihre Unserem Herrn gespendete Gabe zu danken, die mir von Frl. Monavon überbracht wurde, und dann für Ihren Brief, der allerdings schon recht alt ist, da er im Februar geschrieben wurde.

Ich hatte gehofft, in den Ferien nach La Mure zu reisen; ich dachte mit Freude, Ihnen dabei einen langen Besuch abzustatten und die Freude zu erleben, Ihren guten Herrn Gemahl kennenzulernen. Aber Gott will es nicht. Ich muß es jetzt ebenso machen wie Sie, als Sie Ihren Hausstand anfingen. Es ist keine Kleinigkeit, einen Haushalt zu beginnen.

Indes fängt unser kleines Zönakel an, Gestalt anzunehmen. Die Aussetzungskapelle ist fast vollendet. Hoffentlich werden wir nun bald die Arbeiter los und dann können wir uns in Ruhe und Frieden der Anbetung und dem Dienst des eucharistischen Jesus widmen.

Mit Freuden entnahm ich Ihrem letzten Brief, daß Sie sich reichlich mit ernsten und religiösen Büchern versehen haben. Eine schöne, heilige Bibliothek ist der Lebensnerv der Frömmigkeit und die Freude eines christlichen Hauses. Solange Sie jung sind, lesen Sie fleißig, denken Sie nach, bereiten Sie sich auf die Erziehung der Kinder vor, die Ihnen Gott in seiner Güte schenken wird.

Um übrigens der üblen Laune, der Langeweile und der geistlichen Traurigkeit vorzubeugen, kehren Sie eifrig zu Ihren kleinen religiösen Übungen zurück! Es ist eine bekannte Sache, daß jemand, der Gott gut dient, auch alle seine anderen Pflichten ordentlich erfüllt, und daß, wenn man Gott die Zeit schenkt, die ihm gebührt, man auch Zeit findet für alles andere.

Machen Sie wieder pünktlich Ihre kurze Betrachtung: sie ist der Kompaß im Leben und die Quelle der Tugend. Können Sie dieselbe einmal morgens nicht halten, so machen Sie als Ersatz dafür im Laufe des Tages eine kurze geistliche Lesung, und Ihre Seele wird nicht zu kurz kommen; und Sie werden weder Gott noch Ihre Seele, noch Ihre Pflichten aus den Augen verlieren.

Seien Sie immer glücklich und zufrieden in allem und mit allem, dann werden Sie alle, die Sie umgeben, glücklich machen.

Überbringen Sie bitte Ihrem Gatten, Herrn Giraud, meine herzlichen Empfehlungen.

In Unserem Herrn bleibe ich Ihr ergebenster

Eymard, P. S. S. S.


Nr.0616

An Frl. Stephanie Gourd

Alles aus Liebe zu Jesus in der Hostie.

Paris, 8. August 1856.

Meine liebe Tochter, Sie haben bereits meine Antwort auf Ihren ersten Brief erhalten. Ich habe Ihren zweiten Brief mit großer Aufmerksamkeit gelesen und war damit zufrieden. Ich sehe, daß Sie das Für und Dagegen gut überlegt haben.

Die Gegenwart, die Vergangenheit und die Zukunft wurden in Betracht gezogen; meine Schlußfolgerung lautet: behalten Sie, was Sie haben; es ist der beste, heiligste, für Jesus wohlgefälligste und für sein Herz ehrenvollste Teil.

Ich hätte Ihnen niemals eine derartige Versuchung gewünscht; da sie nun einmal eingetroffen ist, müssen Sie Gott preisen für den Sieg Jesu über ein Geschöpf. Ohne die Tugenden und Fähigkeiten einer Person herabzusetzen oder analysieren zu wollen, würde ich Ihnen sagen: bedauern Sie nichts; einen guten Soldaten erkennt man erst auf dem Schlachtfeld, ein Genie am Werk und eine echte Frömmigkeit in der Prüfung.

Im allgemeinen handelt man bei einer jungen und frommen Person, daß sie sich zu viel vom Augenschein oder den äußerlichen Eigenschaften vereinnehmen läßt. Ich behaupte nicht, daß es in der betreffenden Person keine wirklichen Eigenschaften gäbe; ja, es gibt solche, und ich preise Gott dafür; Sie haben aber, meine lb. Tochter, die Gegenseite, das Mögliche, das Ungewisse ... usw. nicht gesehen.

Oder besser: sehen Sie Jesus, seine Sehnsucht, Ihr Herz zu besitzen, seine reine und interessenlose Liebe allein für Ihr Glück. Wer unter dem Großteil dieser reichen und hochgestellten jungen Leute folgt seiner größeren Armut und seiner umfassenderen Hingabe? Ach, sie sind zu reich und zu groß, um allein Jesus als ihren Bräutigam und ihr Glück anzusehen!

Sie, lb. Tochter, sind glücklicher; er hat Ihnen die volle Gnade gewährt; und ich wage es zu sagen: er hat Ihnen auf Erden eine weiße Krone geschenkt und aufgesetzt, ohne daß Sie so recht deren Preis kennen.

Arme Tochter! Sie könnten vielleicht meinen, daß Sie durch eine Eheschließung Ihrem Vater einen Gefallen erweisen und dadurch den Tag seiner vollständigen Rückkehr zu Gott beschleunigen würden. Also so was! Der Heiland, Ihr Bräutigam, sollte weniger mächtig sein? Wenn nun diese Gnade der Lohn eines Opfers sein soll, dann ist sicherlich Jesus dazu verpflichtet.

Quälen Sie sich nicht über all diese Untersuchungen und Überlegungen, sie mußten sein; kehren Sie zurück zur Ruhe und zum Frieden, vergessen Sie diese Gedanken und weisen Sie sie ab.

Meine lb. Tochter, Gott geht nicht so vor, wenn er seinen hl. Willen kundtun will.

Wenn Sie Unser Herr kalt, trocken, unfruchtbar und ohne Tröstungen läßt, so müssen Sie sich sagen: ich verdiene sie nicht; und das ist wohl wahr. Diese Tröstungen würden mir nicht guttun. Ich würde mich für innerlicher und tungendhafter halten, als ich es tatsächlich bin.

Dieser gute Meister will meinen Glauben und meine Großherzigkeit prüfen und wissen, ob ich ihn aus reiner Liebe und ohne Eigeninteresse liebe und dafür arbeite. Aber wenn ich ihn in Treue liebe, wie wird dann sein göttliches Herz zufrieden sein, eine Seele zu finden, die mit ihm auf dem Ölberg, im Garten der reinen Liebe wacht!

Möge Sie Gott, lb. Tochter, mit seinem Segen und seinen Gnaden überhäufen und Ihnen eine Liebe schenken, die stärker ist als das Leben und der Tod.

Im Herrn verbleibe ich

Ihr ergebenster

Eymard, S.S.S.


Nr.0617

An Marg. Guillot

Alles aus Liebe zu Jesus in der Hostie.

Paris, 12. August 1856.

Danke, gute Tochter, für Ihr Schreiben, Ihre hübsche Sendung, für alles, was sie enthielt bis hin zu den Nadeln und Fäden. Wie haben wir gelacht, als wir das Verzeichnis des Inhaltes aufstellten; ich sage noch mehr: wir sind durch Sie zur Zeit sehr reich.

Ich verstehe, daß in einem Haus, an dem nur die Mauern vorhanden sind, alles nützlich wird; nochmals danke!

2. Eben habe ich dem hochwst. P. General einen Protestbrief gegen diese Sendungen der Tertiaren aus Lyon geschrieben. Ich habe ihm mitgeteilt, daß ich darüber von einer Dame in Paris in Kenntnis gesetzt worden bin.

Ich habe Frl. ........ geschrieben, um klipp und klar jede Sendung zu verweigern.

Ich wäre gewiß unangenehm berührt, wenn dies nicht aufhören sollte. Das Interesse oder ein anderes Motiv könnten der Gesellschaft schaden und die gute Harmonie stören.

3. Ich habe den Arzt um seine Meinung über Sie befragt. Er meint, es handle sich um eine chronische Krankheit; das einzige Heilmittel besteht darin, das Gehen zu vermeiden; das läßt sich leicht sagen. Ihr Zustand liegt also in Gottes Hand, und die Ärzte begreifen davon nichts.

Bedienen Sie sich aller dieser Gesundheitsgründe und des Bedarfs an Ruhe und Frieden, um Ihre Wiederwahl zu verweigern; führen Sie Ihre (lange) Amtszeit ins Treffen, seit Sie Rektorin sind, damit man wohl wisse, daß Sie nicht mehr darauf Wert legen. Sollten Sie dennoch wiedergewählt werden, ja, dann geben Sie eine beherzte und klare Erklärung ab, aber bis dahin werden Sie mir ja noch schreiben.

Ich will Ihnen eine Gnade Gottes mitteilen, aber unter einer Bedingung: daß Sie weder mehr noch weniger tun; sonst verheimliche ich sie Ihnen. Ich schicke mich gerade an, vor dem Untersuchungsrichter zu erscheinen. Ich war bereits beim Kommissär wegen unseres Kochs, der uns seit seinem Einstand bestohlen hat; er besaß einen Nachschlüssel und wurde schließlich auf frischer Tat ertappt; nun sitzt er im Gefängnis und wahrscheinlich kommt er ins Zuchthaus. Ach! Ich muß ein wenig überall hinkommen. Aber welche Prüfung! Seien Sie jedoch beruhigt, die Nahrung bleibt gesichert. Er hat das Geld gestohlen, das zur Ausschmückung der Kapelle bestimmt war. Gott wird dafür sorgen; es ist sein Werk.

Meine Gesundheit ist augenblicklich nicht sehr stark; die Hitze hat mir zu schaffen gemacht, aber alles wird vorbeigehen. Preisen Sie den Herrn für uns und für alle Gnaden, die er uns zuteil werden läßt.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.

P. S. - Gestern konnte ich Ihnen meinen Brief nicht absenden; so füge ich ein paar Worte hinzu: Sie verstehen, daß es im Autoritätsbereich eine offizielle Sprache und eine intime Sprache gibt. Es reicht wohl aus für mich, daß der hochwst. P. General mir gegenüber liebevoll und ein Freund im üblichen Sinn des Wortes ist, das Weitere ist ein wenig der menchlichen Armseligkeit zuzuschreiben und zeigt uns die Schwäche und Unbeständigkeit. Es ist vielleicht eine große Gnade; es bleibt uns die Freiheit erhalten, die Liebe vereinigt uns, was braucht es mehr?

An Frl. Guillot Margarete,

Friedensrichterstraße 17, Fourvière,

Lyon (Rhône).


Nr.0618

An Mariette Guillot

Alles aus Liebe zu Jesus in der Hostie.

Paris, 13. August 1856.

Teuerste Tochter in Christus, dem Herrn!

Wie haben Sie mich doch durch Ihr Schreiben erfreut, und vor allem, indem Sie mir einfach geschrieben haben, was sich in Ihrer Seele abspielt!!! Tun Sie es jedesmal so, wenn Sie dessen bedürfen, meine gute Tochter, und seien Sie sicher: das macht mir große Freude. Hier sind nun meine Antworten auf Ihre verschiedenen Fragen.

Sie wirken eifrig für Ihr Heil, und Gott liebt Sie, aber wie Martha inmitten der Laufereien, der Sorgen und Opfer jederlei Art. Das ist Ihr Weg und das wird Ihre Krone sein. Eines Tages werden Sie dafür Gott ewig preisen.

Ich versichere Ihnen meinerseits, daß ich, auch wenn ich die arme Natur beklage, Sie preise, wenn ich sehe, daß die Natur trotz all Ihrer Opfer keinerlei Tröstung findet, keine Sympathie, keinen Dank: das ist ausgezeichnet. Gott will Ihr Alles sein, Ihr einziger Zeuge, Ihr einziger Lohn. Danken Sie ihm für diese Gnade.

2. Zu Ihrer Betrachtung: führen Sie diese fort wie bisher; ziehen Sie die Nächstenliebe der Frömmigkeit vor oder tun Sie so, daß beides gleichzeitig geschieht. Sie sind zu alt, um eine neue Betrachtungsmethode zu beginnen; setzen Sie jene fort, die Sie gewohnt sind, ein kleines Potpurri, wie man sagt, ein wenig von allem: das ist die Betrachtung der Armen, der Kranken, der Unwissenden, aber sie ist Gott angenehm. Fügen Sie, wenn Sie dazu imstande sind, einen Tagesgedanken oder ein Geheimnis, einen Heiligen oder etwas über einen auergewöhnlichen Zustand Ihrer Seele an.

Gott verlangt nichts Weiteres von Ihnen, meine gute Tochter.

3. Zu Ihren Beichten: Legen Sie diese wie üblich ab, mit dem Verlangen, sich fest in den Stand der Gnade zu vesetzen und besser zu arbeiten; den Rest überlassen Sie der göttlichen Barmherzigkeit. Am Schluß Ihrer Anklagen begnügen Sie sich mit folgenden Worten: Ich klage mich insbesondere aller jener Fehler meines vergangenen Lebens an, die ich gegen die Nächstenliebe oder die Geduld, die Demut, in Gedanken, Worten und Werken begangen habe; und das ist mehr als ausreichend, ohne andere Einzelheiten anzufügen; zur Abwechslung genügt es, einmal einen Fehler gegen die Nächstenliebe, ein anderesmal jene gegen die Geduld usw. zu bekennen; aber lassen Sie jene gegen die Keuschheit beiseite, das bringt Sie nur durcheinander und in Verwirrung.

Wohlan, gute Tochter, Mut und Zuversicht! Das ewige Leben ist alldas der Mühe wert, und noch viel mehr. Opfern Sie sich oft an Gott, ganz seiner Güte und seiner Liebe; und seine Gnade wird den Rest besorgen.

Adieu, arme Tochter.

Ihr in Jesus ergebenster

Eymard, S.S.S.

An Fräulein Mariette.


Nr.0619

An de Cuers

Alles aus Liebe zu Jesus in der Hostie.

Tours, 26. August 1856.

Liebster Mitbruder!

Ich möchte Ihnen meine Nachrichten senden; ich bin hier in Tours. Ich habe die vorzügliche Mutter Marceau und den heiligmäßigen Herrn Dupont angetroffen; dieser hat mich sehr erbaut und vor allem schön gesprochen. Er geht ganz auf in seinem schönen Werk des Hl. Antlitzes; es ist sein Gedanke, sein Wort, sein Leben; man muß ein Wort dazwischenfügen: das ist ganz natürlich und richtig, man muß wohl für eine Sache seinen Mann stellen. Er betet für uns, das ist ausschlaggebend.

Ich werde am nächsten Freitag Frau Sauvestre in Poitiers aufsuchen und Ihnen von dort aus schreiben.

Ich habe die Familie Leudeville besucht und über unser WERK mit ihr geplaudert; man wird uns die Monstranz und den Aussetzungsthron stiften; damit haben wir alles. Das ist schon viel und wir müssen dafür Gott danken.

Ich glaube, es wäre gut , daß Sie das Wichtigste für die Kapelle anschaffen würden. Ich wäre glücklich, wenn ich dies bei meiner Ankunft erledigt vorfinden würde, wenigstens teilweise; machen Sie es, wie es Ihnen Gott eingeben wird; dann wird alles recht sein.

Ich erwarte es kaum, Sie wiederzusehen. Beten Sie um den Segen für meine Reise.

Ihr im Herrn ergebener

Eymard

P.S.S.S.

P.S.- Liebster Mitbruder!

Sollten Sie mir nach Poitiers schreiben müssen, hier meine Anschrift: bei Frau Sauvestre de la Bouralière, Karmelitinnenstraße 13 (Vienne);

und in Tours: bei Frau Marceau

Erzbistumsstraße

(Indre-et-Loire)


Nr.0620

An Frau Tholin

Alles zur Verherrlichung und Liebe Jesu in der Hostie.

Paris, 5. September 1856.

Teure Schwester im Herrn!

Ich komme von einer Reise aus der Bretagne zurück, die ich zur Verherrlichung unseres guten und milden Meisters unternommen habe; bei der Rückkehr fand ich Ihren Brief mit einem länger zurückliegenden Datum. Vielleicht komme ich mit meiner Antwort zu spät; Gott hat es gewollt.

1. Ich bedauere es sehr, daß Ihr guter Pfarrer nicht weiß, daß es in Paris zahlreiche Werke gibt, in denen der Herr Pfarrer der Hauptverantwortliche ist, in denen aber ein Laie Präsident ist, und sogar eine Dame; und diese Situation bereitet überhaupt keine Schwierigkeiten.

Die nächtliche Anbetung der Männer wurde hier sogar von Fräulein v. Mauroy gegründet: das ist sehr ärgerlich.

2. Was tun? Dem Herrn Pfarrer Ihren Rücktritt anbieten und ihn ersuchen, er selbst möge darüber und über Ihre Beweggründe den Kardinal in Kenntnis setzen; Sie sollen es vorziehen, daß diese Benachrichtigung besser durch ihn als durch Sie geschieht; Sie sollten als Beweggründe Ihre Furcht angeben, ein Hindernis für das Gute zu sein. Bis zum Eintreffen einer ausdrücklichen Antwort bleiben Sie auf Ihrem Posten als Präsidentin.

Ehre sei Gott! Ja, sein Reich komme! Das ist auch mein Gedanken, mein Verlangen, mein Glück, mein Leben und mein Sterben. Das ist mein beständiges Gebet: daß das Reich seiner Liebe komme und sich ausbreite über die ganze Erde, und sie von ewigem, himmlischem Feuer entzünde. Wie oft sage ich zu unserem guten Herrn angesichts des prächtigen eucharistischen Thrones, den wir ihm errichten: Könnte ich doch der Schemel deiner Füße sein; mag ich leiden, gedemütigt werden, sterben, alles ist mir lieb und recht, wenn du nur herrschest!

Legen Sie uns recht zu Jesu Füßen nieder und in sein Herz hinein, auf daß seine Güte uns segne und mit heiliger Liebe entflamme.

Schreiben Sie mir, wann Ihr milder Heiland es Ihnen eingeben wird.

In Jesus Christus verbleibe ich

Ihr ergebenster

Eymard, P. S.S.S.

P.S.- Herr Adolf soll Vertrauen haben und wie ein Kind dem Weg Gottes folgen: Ihr Gebet wird sein triumphierendes Schwert sein.


Vorhergehende Briefe / Folgende Briefe

Index Briefe Bd. 2 / Index Französisch / Index Eymard