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2. Jan. 1862: Der Brief an Marg. Guillot wird im Drucktext hier aufgeführt; auch der Autograph der Dienerinnen hat 1862; aber im Jänner 1862 befand sich P. Eymard in Paris; wohl aber befand sich Eymard im Jänner 1863 in Angers (nach Troussier). - Siehe also unter 2. Jänner 1863!


Nr.1082

An Marg. Guillot

Marseille, 19. Jänner 1862.

Teure Tochter im Herrn!

Ich schreibe Ihnen in der Eisenbahn, weil ich weder die Zeit noch die Möglichkeit gehabt habe, es in Marseille zu tun.

Ich fahre zu einem kurzen Besuch zu meiner Schwester. Am Samstag früh werde ich meine Messe in Fourvière feiern, wenn es möglich ist; dort werde ich kurz Ihre lb. Schwestern sehen, dann Frau Marcel.

Am Nachmittag werde ich nach Tarare weiterreisen, wo ich mich einige Tage aufhalten werde; dann geht es weiter nach Paris, wo ich am Wochenende anlangen werde. Dies ist meine Reiserute. Sollten Sie mir schreiben, dann bitte mit Anschrift bei Ihren Schwestern oder nach Tarare beim Herrn Pfarrer von St. Magdalena.

Ich litt ein wenig unter dem kalten Mistral und hatte eineinhalb Tag lang leichte Gliederschmerzen. In der Eisenbahn vergeht das alles.

Die Meeresluft ruft bei mir gewöhnlich eine geringfügige Lungenreizung hervor.

Ich war über unsere kleine Gemeinschaft in Marseille sehr erbaut; sie ist beispielgebend; der Meister erfährt dort einen gebührenden Dienst und ist gewiß zufrieden. P. de Cuers ist zwar äußerlich etwas rauh, im Grunde aber sehr gut. Wenn man ihn näher kennt; es ist ein heiligmäßiger Mann und hat in allem eine geradlinige Absicht. Der lb. Gott hat ihn sehr geprüft, er schuldet ihm einen reichlichen Segen, und er segnete ihn wirklich.

P. Leroyer ist ein wahrer Apostel des Hlst. Sakramentes.

P. Locudent hat sich hier schlecht betragen, er hat Uneinigkeit erzeugt, er hat die Gemeinschaft nach außenhin verunglimpft und die Berufungen entmutigt; noch nie hatten wir einen so kläglichen Novizen.

Leider! Nachdem wir doch so gütig zu ihm waren!

Bitte geben Sie dem guten P. Champion Nachricht von uns, ich werde ihm später schreiben; entschuldigen Sie mich bei der ehrw. Mutter vom Guten Hirten und sagen Sie ihr, daß die Not keine Gesetze kennt.

Sagen Sie Schwester Benedikte, daß mich ihr Brief gefreut hat und daß ich noch größere Genugtuung empfinde, wenn sie recht klug ist und viel betet. Meine ergebensten Grüße an alle Ihre Mitschwestern, ich habe sie nicht vergessen, sie gehören ja zur Familie; wie könnte man sie vergessen?

Ich segne Sie alle, vor allem die Mutter Oberin und Dienerin aller in der Liebe Unseres Herrn.

Im Herrn verbleibe ich Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.1083

An Marianne

Marseille, 19. Jänner 1862.

Liebe Schwestern!

Ich schreibe Euch kurz, um Euch zu sagen, daß ich im Zug nach Valence bin, wo ich heute übernachte und morgen, Montag abend gegen 6 Uhr in La Mure ankomme.

Euer im Herrn ergebenster Bruder

Eymard, Sup. S.S.

An Fräulein Eymard Marianne,

du Breuil-Straße, La Mure d'Isère.


Nr.1084

An de Cuers

Paris, 9. Februar 1862.

Lieber Pater!

So stehe ich nun wieder im Alltagsleben. Ich habe das Haus in Ordnung angetroffen; einer fehlt im Dienst, es handelt sich um Fr. Alois, der als Letzter aus Moulins zu uns gekommen ist. Sein Vater ist ein Mitläufer des w e l t l i c h e n L e b e n s. Er hat alles gesehen, was den religiösen Orden nachgesagt wird und hat seinen Sohn zum Austritt gezwungen, obwohl er vorher seine s c h r i f t l i c h e Erlaubnis zum Eintritt abgeben hatte.

Bei meiner Rückkehr hat mir P.Champion ziemlich eindringlich dargelegt, was ich Ihnen nun unterbreiten will.

Die Autorität muß in allem respektiert werden, was das allgemeine Recht vorsieht und nicht ein Privileg darstellt; nun möchte er, daß die Konventmesse des Mutterhauses stets vom Obern gehalten werden solle. Er meint, dies verlange die Ordnung und die Angemessenheit: ein Vater müsse seinen Kindern die Kommunion reichen: er soll der Mittelpunkt und die Einheit im Gebet bilden: in den anderen Orden, sagte er, wird es so gehandhabt.

Dasselbe muß dann bezüglich des Wochenoffizianten zutreffen; dieser muß im Chor, sobald sein Offizium zu Ende ist, wieder auf seinen gewöhnlichen Platz gehen, wenn eine andere liturgische Handlung stattfindet. Lieber Pater, was denken Sie darüber? Ich persönlich wünschte eher keinen Unterschied, aber es heißt hier, daß diese Frage keine persönliche Angelegenheit sein darf.

Ebenfalls will man, daß sich alle erheben sollen, wenn der Obere eintritt usw.

Antworten Sie mir, wie Sie die Dinge vor Gott und zum Besten aller sehen.

Ich will Sie oft im Geiste sehen, ich bin immer mit dem Herzen bei Ihnen, insbesondere zu Füßen des Guten Meisters.

Es geht mir gut. Ich bin mit vielen Arbeiten im Rückstand, sodaß einem Angst werden könnte; es wird alles an die Reihe kommen.

P. Clavel hat am 8. Dezember seine Gelübde abgelegt und uns einen lieben Brief geschrieben.

Tausend eucharistische Grüße an alle!

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard, S. S.


Nr.1085

An Wwe. Martin

Paris, 11. Februar 1862.

Gnädige Frau!

Ich möchte Ihnen danken für Ihr religiöses Gedenken und die Huldigung an Unseren Herrn; Andachtskerzen haben auf dem Altar gebrannt aus Dankbarkeit für die empfangene Gnade; wir bitten diesen guten Meister, sie fortzusetzen, Sie zu segnen und zu einer glücklichen Mutter zu machen.

Er ist so gütig, daß er Ihnen mehr schenken wird als alle unsere Wünsche und Sehnsüchte! - Haben Sie auch immer großes Vertrauen in seine zärtliche Güte, - weihen Sie ihm Ihre Frucht, setzen Sie sich noch mehr ein in seinem schönen Dienst, dann wird man Sie seligpreisen im Himmel und auf Erden.

Die Heiligen sind stets die Frucht der Gebete und Bußen.

Ich bitte Sie, Madame, sich in Ihren Gebeten ein wenig meiner zu erinnern.

In Unserem Herrn verbleibe ich Ihr

hochachtungsvoller und ergebenster Diener

Eymard

Sup.


Nr.1086

An Marianne

Paris, 17. Februar 1862.

Liebste Schwestern!

So bin ich nun mitten aller meiner so vielfältigen Beschäftigungen und habe keinen Augenblick für mich; das ist sehr oft ein Opfer und man soll sich sagen: Mein Gott, ich opfere ihn dir! - Ich habe das Geld, das Ihr mir geschickt habt, richtig erhalten und danke Euch dafür.

Bei meiner Ankunft in Grenoble habe ich in U. Lb. Frau von La Salette die Anbetung vorgefunden und ich habe dort am Abend gepredigt. Es war viel Volk anwesend wie immer.

Am Freitag früh stattete ich dem Bischof einen Besuch ab und konnte seine Einladung zusammen mit einem guten Bischof Amerikas, den ich kenne und der sich dort aufhielt, zu einem Essen nicht verweigern. Das hat mich für Lyon in Verspätung gebracht, wo ich zuerst nur durchgereist war. In Tarare habe ich Exerzitien über das Hlst. Sakrament gepredigt, eine Stadt mit 12.000 Seelen; dort gibt es 700 Anbeter und Anbeterinnen; ich war dort sehr erbaut und aufgemuntert, ich habe morgens und abends während sieben Tagen gepredigt; und es gab dort eine sehr zahlreich besuchte Generalkommunion. Der lb. Gott hat noch viele gute Seelen. Sicher, Ihr hättet in La Mure eine gute Voksmission nötig, denn - leider! - herrscht dort große Kälte und trotzdem gibt es warme Herzen.

Diese arme Franziska ist also gestorben! Ich habe selber angefangen, ihre 40 Messen zu feiern und ich tue es mit Freude, denn ich achtete sie sehr; sie ist sicherlich gerettet. Aber niemand von uns war im Fegfeuer; ich weiß nichts darüber.

Wir haben ein sehr schönes Wetter... Meine Gesundheit hält sich gut. - Frl. Guillot geht es ziemlich gut, auch ihren Schwestern. Ich habe Frl. Prost gesehen, ich werde ihr zu helfen versuchen.

Wohlan, meine guten Schwestern, wenn man das Hlst. Sakrament hat, das man kennt, liebt und oft empfängt, dann kommt man über viele Dinge hinweg. Der Meister ersetzt bei weitem alle seine Diener; lebt nur gut in der hl. Sammlung in Unserem Herrn.

Ich segne Euch,

Euer im Herrn ergebenster Bruder

Eymard, Sup.

An Fräulein Marianne Eymard,

du Breuil-Straße, La Mure d'Isère.


Nr.1087

An de Cuers

L. J. C.

Paris, 19. Februar 1862.

Lieber Pater!

Ich danke Ihnen sehr für Ihr Antwortschreiben samt dessen Inhalt, nämlich:

1) über die Messe des Obern; das war auch mein Gedanken, ich wollte Ihre Ansicht hören.

2) Mit Ihrer kleinen und liebevollen Warnung bezüglich der Mahlzeiten gebe ich Ihnen recht; seitdem halte ich mich an diese Regel.

3) Betreffs London: P. Champion befürwortet diese Idee; er hat geschrieben, aber noch keine Antwort erhalten; das heißt, es ist eine wichtige Angelegenheit.

Ich bete viel für dieses dritte Haus und biete mich mich Unserem Herrn an, um für dieses Haus zu leiden, denn eine Gründung bedeutet eine Kreuzigung und eine Auferstehung, falls Gott sie will und uns als treu erachtet.

4) Ich habe Herrn Gondon seine 100 Fr. übergeben; er brauchte sie dringend; seine Sache läuft; ich habe seinen Rechnungsstand gesehen; er hat die Staatsbeamten beeindruckt und hofft auf eine Entschädigung.

5) Sie denken ernsthaft an Rom, gut so; ich meine, daß Gott diese Idee noch nicht klar will; wenn nämlich die Gesellschaft nichts zu empfangen hat, brauche ich nicht hinreisen; zudem meine ich, daß der jetzige Zeitpunkt zur Besprechung besonderer Angelegenheiten bei der Anwesenheit sovieler Bischöfe nicht günstig ist: der hl. Wille Gottes geschehe! Ich habe mit P. Champion darüber gesprochen, er will nicht recht; wenn vielleicht der richtige Zeitpunkt gekommen ist, wird er sich durchringen.

6) P. Champion war während drei bis vier Tagen durch das umgehende Fieber sehr erschöpft; trotzdem ist er nicht im Bett geblieben; nun ist er seit drei Tagen wieder voll hergestellt. Den anderen geht es gut - mit Ausnahme von Fr. Simon aus Verdun, der ein wenig Kopfweh hat.

7) Herr Foquet wird, wenn es Ihnen recht ist, den Tabernakelschlüssel in Ordnung bringen und denselben mit dem Ring zusammenlöten, wenn Sie wollen. Sie können ihm den Schlüssel mit der Post schicken, das kostet Sie nur 10 Centimes; dies ist vielleicht das beste Mittel, zu einem hübschen Schlüssel zu kommen.

8) Ich habe alle Ihre kleinen Auslagen beglichen. P. Carrié hat Ihr Wachs bestellt; der Gute Meister muß seine Beleuchtungsauslagen ein wenig selber bezahlen.

Wenn Sie Kisten nach Paris senden, ziehen Sie bitte das Bruttogewicht der Kisten ab, sonst muß man das Gesamtgewicht als Wachs bezahlen.

9) Ich habe mit Bedauern vernommen, daß Sie und ebenso der gute P. Leroyer ein wenig krank waren. Ich bitte Sie: pflegen Sie diese Lampe, damit sie lange brenne! Ich danke dem guten P. Leroyer für das, was er mir geschickt hat; ich habe damit eine große Freude und nütze es.

10) Wie wir es besprochen haben, versuchen Sie, guter Pater, Ihren kleinen Novizen ein wöchentliches Gespräch über ihre Seelenleitung zu bieten; dies ist ein wirksames Mittel, sie heranzubilden und an die Gesellschaft zu binden.

Ich umarme alle i n o s c u l o s a n c t o

und verbleibe in der Liebe des Guten Meisters,

Ihr ergebenster

Eymard S.S.


Nr.1088

An Herrn Jos.-Aug. Carrel

L. J. C.

Paris, 20. Februar 1862.

Ich möchte Ihren liebenswürdigen Brief beantworten: er hat mich anfangs erschreckt, denn das Problem läßt sich schwerlich lösen. Ich habe einige Tage zugewartet und gebetet.

Sie haben recht, die Sache ins Reine bringen zu wollen, es ist der Mühe wert. Zudem sind Sie darin der einzige Betroffene. In den Fragen des Gewissens muß man sich stets auf die Prinzipien stützen und eine präzise Regel zur Hand haben. Nun, ich antworte folgendermaßen:

Es gibt drei Arten von Eindrücken: Die Eindrücke des Charakters, die nebensächtlichen Eindrücke und jene der Leidenschaft. - Die nebensächlichen Eindrücke haben wenig Bedeutung, weil sie nicht vorauszusehen sind und keine Verwurzelung im Willen haben; sie haben nur die Bedeutung als einfache Versuchungen, die zu mißachten sind. - Die Eindrücke des Charakters sind ernsthafter zu nehmen; sie haben ihre Wurzel und Kraft in unserer Natur; sie können leicht zu natürlichen Versuchungen werden und haben daher eine größere Macht über uns: als solche erscheinen mir Ihre Eindrücke, teurer Freund, die Sie mir anhand von drei Begebenheiten dargelegt haben. Diese drei Tatsachen stellen keine schwerwiegende Ursache, ja nicht einmal eine freiwillige Ursache der Sünde dar, weil die Bewegung der Versuchung, der Kritik und der inneren Verurteilung auf einem guten Grundsatz und nicht auf Personen beruht, nämlich auf der Liebe zur O r d n u n g, zur G r o ß m ü t i g k e i t und zur S e l b s t e n t s a g u n g.

Die Anwendung dieses Grundsatzes muß freilich in der Folge persönlich getroffen werden, sei es durch Vergleich, sei es auch durch Parallelen; darin liegt die wahre Versuchung.

Die erste Bewegung ist ein reiner Eindruck und ohne Sünde; die zweite könnte - wenn sie überlegt war und keinen g e r i c h t l i c h e n A u f t r a g darstellte, eine läßliche Sünde werden. Aber welche Art von läßlicher Sünde? Bei Ihnen war es ein anfänglicher Eindruck läßlicher Art, weil Sie lebhaft, brennend und kämpferisch waren; Sie müssen sich dafür nachher vor Gott verdemütigen, wenn es dabei um Fremde geht oder um Personen, über die Sie kein Recht oder eine Verantwortung haben. Aber Sie sind in Ihrem Recht und tun Ihre Pflicht, wenn es sich um die Ihrigen, Ihre Angestellten handelt; und hier hat die Gerechtigkeit Vorrang vor der Nächstenliebe. Aber üben Sie die Gerechtigkeit in einer möglichst nachsichtigen Weise aus.

Ich brauche Ihnen nichts über die Eindrücke der Leidenschaft zu sagen; dies betrifft Sie nicht, Gott sei Dank! Diese Eindrücke stellen nicht den Grundsatz dar, sondern die Folge einer bösen Leidenschaft, die angestrebt oder gewollt ist: so sind die Eindrücke eines rachsüchtigen, eifersüchtigen, unreinen Menschen sehr gefährlich, weil sie nicht von einer Bewegung der Schwäche, sondern der Sklaverei, eines bösen Hintergrundes ausgehen. - Obgleich im Prinzip die Eindrücke niemals a u s s i c h s e l b s t eine Sünde darstellen, sondern nur eine Versuchung für einen empfindlichen Bereich sind, so müssen Sie dennoch unter der Herrschaft einer Leidenschaft gefürchtet werden.

Dies, teurer Freund, ist meine Antwort. Ich bin mit Ihrer Frage zufrieden; sie hat mir gezeigt, daß Sie das Heil und Ihren Wunsch, in Sicherheit darauf zuzugehen, allem anderen voranstellen. Sie gibt mir auch die Genugtuung, Ihnen für Ihre so liebenswürdige Gastfreundschaft zu danken und Ihnen meine herzliche und ergebene Verbundenheit zu erneuern, ebenso auch Ihrer teuren Familie, die ich wie meine eigene liebe.

Im Herrn verbleibe ich Ihr ergebenster

Eymard, Sup.


Nr.1089

An Frau Mathilde Giraud-Jordan

L. J. C.

Paris, 23. Februar 1862.

Liebe Frau Mathilde!

Ich will nun alle Ihre Fragen beantworten; diese beweisen mir, daß Sie mich richtig verstanden haben und daß Sie den guten, ernsten Willen haben, Gott aus ganzem Herzen und durch Ihr ganzes Leben anzugehören.

Stellen wir zuerst den Hauptgrundsatz auf:

Seien Sie Gott, Ihren Pflichten und dem Nächsten gegenüber erfüllt vom Geist der Liebe - der Liebe zum Willen Gottes, wie er in jedem Augenblick an Sie herantritt, und weil Gott es so will.

So wird dann alles zu einer abwechsungsreichen Übung in der Gleichförmigkeit mit diesem göttlichen Willen. Dieser liebenswürdige Wille Gottes wird Ihre Richtschnur sein und in allen anderen Belangen werden Sie frei bleiben.

Sie sollen nur, im allgemeinen wie im besonderen, einen allumfassenden Gedanken haben: G o t t w i l l e s, G o t t w i l l e s n i c h t m e h r, G o t t w i l l e s n i c h t.

Das Mittel, um in den Geist dieses großen Grundsatzes einzudringen, ist das Gebet, ist die Betrachtung über die Vortrefflichkeit dieses hlst. Willens während einiger Tage hindurch; ist die Lektüre eines diesbezüglichen Buches, wie die Abhandlung über die G l e i c h f ö r m i g k e i t m i t d e m W i l l e n G o tt e s von Rodriguez, u. a.; ist das häufige Erwecken kleiner Liebesakte, der alle unsere Handlungen und Zustände l e i t e t, bei denselben m i t w i r k t und ihnen n a c h f o l g t.

Nun zu den Einzelheiten in Ihrem Brief.

Sie schreiben: "Den Willen Gottes in den Standespflichten zu erkennen, ist ziemlich leicht; was mich verwirrt, das sind die inneren Einsprechungen inbezug auf Dinge, zu denen man nicht verpflichtet ist, wie z.B. auf ein erlaubtes Vergnügen zu verzichten, sich eine Abtötung auferlegen, usw.".

Antwort. - 1. Folgen Sie diesen Einsprechungen, wo es sich um geratene, nicht gebotene Dinge handelt, wenn dieselben von innerem Frieden und einem Zug der Gnade begleitet sind; das verlangt Gott von Ihrem guten Herzen.

Jene Einsprechungen aber, die Sie mit Ihren übrigen Pflichten in Konflikt bringen, die Ihre Seele beunruhigen, verwirren und Sie im Unklaren lassen, ob Gott es will oder nicht, schlagen Sie sich aus dem Sinn: d i e s e l b e n s i n d e i n f a l s c h e s L i c h t.

2. Seien Sie großmütiger bezüglich der Abtötung der Sinnlichkeit, wenn Ihnen der Gedanke daran kommt; lassen Sie denselben aber fallen, wenn er Ihnen erst nach begonnener Handlung einfällt; dann ist es zu spät; es handelt sich dann nur mehr um eine Beunruhigung, wie sie bei vielen frommen Seelen vorkommt und der Unschlüssigkeit des Gewissens entspringt.

3. Verachten Sie diese Angst vor einem zu vollkommenen Leben; sie kommt daher, daß Sie sich zu viel mit der Abtötung, dem M i t t e l, befassen, anstatt mit der heiligen Freiheit eines Lebens in Gott, diesem großen Lebensprinzip.

4. "Wie oft ungefähr", fragen Sie, "soll ich mir festlegen, im Laufe des Tages an Gott zu denken?"

Antwort. - Wählen Sie sich ein äußeres Zeichen, das Sie an Gott erinnert: z.B. wenn die Stunde schlägt, wenn Sie eine etwas länger andauernde Handlung beginnen, einen Besuch empfangen usw.

Die Liebe dankt an das, was sie liebt. Je größer die Liebe, umso süßer und gleichzeitig freier ist die Erinnerung.

Die Liebe zu Gott sei natürlich, d.h. sie stehe in natürlicher Beziehung zu dem, was Sie tun, und zu Ihrer Seelenverfassung - sie sei dem beigemischt, was Sie lieben.

5. "Welche Bußübung?" - Sie sei kurz, und geschehe, wenn Sie frei und allein sind. Sonst n i e m a l s; eher morgens als abends, wenn Sie abends nicht a l l e i n sind. In diesem Falle wäre sie lieber wegzulassen.

6. Verrichten Sie Ihre Betrachtung nicht mit der Feder, sondern stets mit dem Herzen und ein wenig auch mit dem Geist, wenn er sich dazu fähig fühlt. Aber verweilen Sie nicht zu lange beim bloßen Nachdenken; Ihre Erwägungen sollen mehr vom Herzen kommen und ein Zwiegespräch mit Gott sein usw.

7. Eine Beichte alle 14 Tage genügt. Sollte indes etwas Außergewöhnliches, ganz Bestimmtes vorkommen, das ein unübersteigbares Hindernis bildete, zur hl. Kommunion zu gehen, so wäre es besser, die Lossprechung zu suchen; denn die hl. Kommunion ist das Endziel und die Vollkommenheit des Lebens.

8. Die hl. Kommunion ist für Sie die große Übung der christlichen Tugenden, der königliche Liebesakt, der Morgentau.

Sie müssen demnach zur hl. Kommunion gehen, weil sie die erhabenste Gnade der Heiligung ist - wie ein gutes kleines Mädchen, das nichts hat; wie eine brave Bettlerin, die auf alles angewiesen ist und der sich Unser Herr mit bevorzugter Gunst schenken will.

9. Was die Gewissenserforschung am Abend betrifft, so erforschen Sie sich zuerst über Ihre Pflichten gegen Gott, dann gegen den Nächsten, dann bezüglich der inneren Verfehlungen, die Sie im Gewissen erkennen oder spüren - weiter nichts.

Was die inneren Regungen der Eigenliebe, Trägheit und Zerstreuung angeht, so muß man sie loszuwerden versuchen, je nachdem sie auftauchen, so wie man die Mücken im Sommer verjagt oder den Staub wegwischt, den der Wind bringt.

10. Um Ihren Hauptfehler, die Trägheit, zu bekämpfen, ist das beste Mittel, niemals eine Pflicht aufzuschieben, wenn der Augenblick, sie zu erfüllen, gekommen ist, und Sie es ohne allzu großer Beschwerlichkeit tun können.

Lieben Sie Gott recht herzlich, gute Tochter, aber mit einer Liebe des Geistes, der seine göttliche Schönheit und Wahrheit betrachtet, mit einer warmen, kindlichen Liebe des Herzens, einer hingebungsvollen Liebe, die flackert wie die Flamme des Feuerherdes, die nie in sich selbst zurücksinkt.

Leben Sie wohl! Ich segne Sie und werde stets für Sie und all die Ihren, die mir sehr teuer sind, recht beten.

Eymard, S.


Nr.1090

An Frau Jordan

L. J. C.

Paris, 23. Februar 1862.

Gnädige Frau und teure Schwester im Herrn!

Sie schelten recht stark, aber ich habe mich wirklich nur einige Stunden in Lyon aufgehalten, obwohl ich zwei Nächte dort verbracht habe. Die ganze übrige Zeit habe ich auf dem Berg von Fourvière zugebracht, um dort die Gemeinschaften zu besuchen usw.; folglich hat Lyon nicht den Hauptanteil meiner Zeit genossen!

Dann muß ich auch anfügen, daß ich es nicht verstehe, mich von den Leuten loszumachen; und somit halte ich mich länger dort auf, wo ich nicht sollte; kurzum, Sie haben genug gescholten oder wenigstens so getan als ob; Sie sind doch eine langjährige Tochter des Herrn!

So bin ich nun ganz bereit, Ihre zwei Nichten zu empfangen und ihnen soviel Zeit zu widmen, wieviel sie wollen; aber sie müssen kommen; und weil in Paris die Besorgungen viel Zeit beanspruchen, wäre es besser, wenn sie mir am Vorabend ein paar Worte schreiben und die Stunde ihrer Ankunft angeben würden.

Ich bin freilich jeden Tag um 16 Uhr im Hause; das ist die Zeit des liturgischen Segens; ich bin vorher oder um 16.30 Uhr frei.

So sind Sie denn nun ganz von Besorgungen und Besuchen in Anspruch genommen, und fühlen sich wohl dabei; umso besser! Oft bedarf das innere Leben einer gewissen äußeren Tätigkeit und selbst einiger Anstrengung nach außen; so zerstreut sich die Seele nicht - sie übt sich vielmehr und gibt von ihrer Überfülle. Verkehren Sie auf diese Weise zugleich mit Gott und mit dem Nächsten; bewahren Sie die Gegenwart Gottes mitten in der Welt; und wenn Sie zu viel vom inneren Leben verbraucht haben, füllen Sie das leere Gefäß der Seele von neuem, damit Sie wieder einen übervollen Vorrat haben; das ist notwendig!

Ich bete stets für Sie. Es gibt im Leben große Gestalten, die man niemals vergißt, weil sie wie ein stets lebendiger Spiegel vor Gott sind.

Leben Sie wohl, ich schließe ab und segne Sie,

Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.1091

An Frl. Danion

L. J. C.

Paris, 25. Februar 1862.

Teuerste Tochter im Herrn!

Es ist nur einige Tage her, seit ich aus Marseille zurück bin, und erst heute war es mir vergönnt, Ihren Brief zu lesen.

Ich möchte ihn sogleich beantworten.

Zuerst danke ich für Ihre Messen; es freut mich, sie jeden Dienstag selber zu feiern.

In unserem Haus in Marseille habe ich 11 Anbeter angetroffen, 3 davon sind Priester; sie verstehen die Hlst. Eucharistie, und das besagt alles. Sie lieben sie und setzen sich ganz für den Dienst an sie ein. Das WERK strahlt auf ganz Marseille aus. Dort ist der Kult des Hlst. Sakramentes durch das ewige 40stündige Gebet hinreißend. Stellen Sie sich eine Kirche mit dem 40stündigen Gebet vor, die die ganze Nacht offensteht. Bis Mittag ist sie gewöhnlich voll; von Mitternacht bis 5 Uhr früh sind noch viele Leute da, und zwar in jeder Pfarrei.

Auf der Rückreise nach Paris habe ich in Tarare bei Lyon haltgemacht; dort habe ich der Stadtbevölkerung mit 12.000 Seelen eucharistische Exerzitien gepredigt. Es gibt dort 700 Anbeter und Anbeterinnen, und in den zwei Pfarreien wird tagsüber ununterbrochene Anbetung gehalten. Das ist sehr trostreich und erbaulich.

Hier in Paris sind wir unsere 14, darunter 7 Priester, die übrigen sind Aspiranten und Brüder.

Unser Werk der Erstkommunion für Erwachsene weitet sich aus. 150 bis 160 Arbeiter haben das Glück, auf die Erstkommunion vorbereitet zu werden; es sind arme Lumpensammler, elende Fabriksarbeiterkinder, die verlassen sind. Eine schöne und liebenswerte Aufgabe; das ist die königliche Sendung der eucharistischen Hochzeit.

Die Reichen, Großen und selbst hohe Gelehrte gehen der Eucharistie aus dem Weg; die armen Unwissenden der Welt ersetzen sie. Es bedeutet mir eine tödliche Pein, viele Priester zu sehen, die gar keine Verehrung des Hlst. Sakramentes zeigen, die nur auf äußerliche Arbeiten oder auf die Wissenschaft Wert legen. Leider! Was leisten sie übrigens? Nichts. - Fruchtloser Widerhall, tote Worte; sie verstehen es beinahe nicht mehr, über Unseren Herrn zu reden. Das ist betrüblich, herzzerreißend!

Daher gilt es, sein Herz mit unzerreißbaren Ketten an den Altar zu fesseln.

Ach, teure Schwester, beten wir, leiden wir, bringen wir uns selbst vor der anbetungswürdigen hl. Hostie zum Opfer; nie war dies notwendiger; nie bedurfte es mehr der Sühne. Was tun denn die Christen? Die frommen Seelen? Die Hölle ist entfesselt, das Reich des Bösen breitet sich aus, die Feuersbrunst des unreinen Lasters greift rasend um sich, die Finsternisse des Unglaubens werden dichter und umfassen weitere Kreise; und wir schlafen! Und wir sagen: Es geht alles gut! Ach, wehe uns! Wenn man doch sehen könnte, was die Herzen Jesu und Mariä leiden müssen, wie die Engel trauern!

Ich schließe, liebe Schwester, ich begebe mich zur Anbetung Unseres Herrn und Gottes, für Sie und für mich, in Vereinigung mit Ihnen und allen Seelen, die ihn lieben.

Ihr Schweigen werde ich niemals rügen oder verurteilen; Sie befinden sich aber noch nicht im Himmel, gute Schwester; erst dort schreibt man sich nicht mehr und wird auch nicht mehr gekreuzigt. Teilen Sie doch etwas besser Ihre Zeit ein.

In Unserem Herrn verbleibe ich

Ihr ergebenster

Eymard, S.


Nr.1092

An de Cuers

L. J. C.

Paris, 28. Februar 1862.

Lieber Pater!

Für ein so schönes WERK braucht es wohl gar manche Prüfungen! Ich gestehe, daß mich jene, die sich auf Michael beziehen, recht getroffen hat; ich hatte das Opfer gebracht für das, was er gestohlen hatte, aber die Messen beunruhigten mich.

Endlich hat uns der Herr ermöglicht, das Geld für die Brotrechnungen eines Monats aufzutreiben. Ich war zu froh, etwas im voraus anzahlen zu können.

Wir haben Ihr Geld erhalten und es nach Ihren Weisungen verwertet; danke für die 25 Fr. zugunsten des Hauses, behalten Sie aber Ihre kleine Vorsehung für sich und Ihre Bedürfnisse, die mit zunehmender Familie größer werden.

Was die sich vorstellenden Kandidaten angeht, achten Sie, ob sie von Gott kommen; ob sie von Unserem Herrn gezogen und zu ihm hingezogen werden; wir müssen jene als Brüder aufnehmen, die Gott erwählt hat und die seiner Gnade entsprechen, die mit ehrenhafter Tugend, gutem Leumund und mit gutem Willen kommen.

25 Jahre ist ein schönes Alter, es gefällt mir; Gott stärke den Stellvertreter. Ach, es gibt so wenige Priester, die den Mut haben, mit allem zu brechen, weil sie von tausend Nichtigkeiten festgehalten werden!

Bezüglich des Frühstücks Ihrer Novizen gehen Sie so vor, wie Sie es für das Beste halten; es kann sich um empfindliche Mägen handeln, denen jene Kost, wie wir sie hier haben, nicht ausreichen würde. Ich halte es meinerseits für das Vernünftigste, diese Entscheidung dem klugen Ermessen der Obern zu überlassen. Ich finde jedoch den Vorschlag sehr gut und werde aus ihm einen Nutzen ziehen.

London steht noch im B r i e f w e c h s e l, der Lord wurde noch nicht gefunden; P. Bernin in London ist für diese Idee eingenommen, er wird es mit anderen Mitteln versuchen, die Sache ist in Ausarbeitung, P. Champion ist voll Seeleneifer: beten wir! Aber Adieu Sutane außerhalb des Hauses, die kirchliche Autorität hat sie aus schwerwiegenden Gründen der Klugheit verboten. Alle halten sich an diese Entscheidung des Provinzkonzils; man trägt nur mehr das weiße Kollare und einen kirchlichen Gehrock. Jeder, der London kennt, redet so: wenn Sie also Sie London reisen, werden Sie an der Klausur festgehalten werden.

Im Haus gibt es nichts Neues. - Der göttliche Meister lebt und regiert.

Leben Sie wohl! Tausend Grüße an alle.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.


Nr.1093

An Frau Chanuet

Paris, 6. März 1862.

Gute Mutter und Schwester im Herrn!

Endlich komme ich zu Ihnen! Und warum erst jetzt? Ich weiß es nicht; aber meine Erinnerung an Sie ist vor Unserem Herrn gewiß nicht schweigsam und stumm geblieben; Ihr Gedanken und Ihr Opfer habe ich stets vor Augen; dies läßt mich ausrufen: es ist angenehm und sehr angenehm vor dem Herrn!

Was Sie jetzt mitmachen, erfahren alle jene, die einzig Gott suchen und wollen; sein heiliger Wille ist für Sie anziehend genug, aber nicht klar genug, um Ihnen Frieden und Zuversicht zu spenden; an gewissen Augenblicken der Gnade ist alles strahlend schön und hinreißend, dann folgt jedoch der Kummer, die Angst und sogar die Verwirrung; Angst und Furcht regen sich, alles erhebt sich: das ist der Ölgarten des Opfers.

O wie habe ich unter diesem Zustand gelitten! Nicht sosehr unter dem Zweifel meiner Berufung, als vielmehr unter meiner Unwürdigkeit, meiner Vermessenheit. Ich betete um die Gnade, eher eines plötzlichen Todes zu sterben, als dem Willen Gottes zuwiderzuhandeln. Gott stützt uns in einer solchen Kriegssituation, man spürt in seinem Inneren eine mächtige Kraft, die das Gewöhnliche übersteigt. Und dann - in einem bestimmten Moment der Gnade - vergißt man alles, was man durchgemacht hat; man liebt die Opfer und sehnt sie geradezu herbei; man nimmt alles auf sich, man will alles, wie Gott es will und weil er es will. Man darf jedoch nicht dem praktischen Zweifel, d. h. der Indifferenz für beide Wege, die Tür öffnen; man muß vielmehr sein Herz dem Vollkommeneren zuneigen, dem, was Unserem Herrn zur größeren Ehre gereicht. Die Indifferenz würde der erste Schritt zur Untreue darstellen. Gott bewahre!

Sobald in Ihnen also, gute Mutter, der Gedanken mit all seinen Emotionen aufsteigt, Ihre Kinder zu verlassen, binden Sie einen Blumenstrauß daraus und blicken Sie auf Abraham, auf die Gottesmutter, auf Unseren Herrn.

Wenn die Schwierigkeiten nur von Ihnen stammen, vom Opfer Ihrer Freiheit, Ihren Annehmlichkeiten, Ihrer Person: Alleluja (trotz der Fastenzeit); dies ist das Opferlamm mit Wohlgeruch, der wahre Isaak; je mehr solche Schwierigkeiten auftauchen, umso größer wird der Triumph sein.

O wünschen Sie sich, bald zu kommen! Stellen Sie sich in den Schatten dieser göttlichen Palme, welche die einsame Seele zu Füßen ihres schattenspendenden Stammes nährt und kleidet: außerhalb der großen Berufung Unseres Herrn gibt es nur vorübergehende Berufungen.

Seien Sie wenigstens im Herzen, im Geist, im Leben stets hier; dann werden Sie daheim nur auf Mission sein, das wird Ihre Arbeit des gegenwärtigen Zeitpunktes sein.

Leben Sie wohl, gute Mutter! Jetzt, wo die Tür offensteht, werde ich unternehmungslustiger und klüger sein.

Im Herrn verbleibe ich Ihr ergebenster

Eymard.

An Frau Mutter Chanuet,

St. Helena-Straße 18

Lyon.


Nr.1094

An Frau Blanc v. St. Bonnet

Paris, 10. März 1862.

Gnädige Frau und teure Tochter im Herrn!

Ich füge ein paar Zeilen dem Brief Ihres lb. Bruders bei, um Ihnen zu sagen, sich stets für die Liebe Unseres Herrn bereitzuhalten, g a n z i h m zu gehören, wie s e i n E i g e n t u m, s e i n G u t, damit er aus Ihnen mache, was er will, und Sie zu allem befähige, was ihm gefällt.

Sehen Sie eifrig in allen Dingen Unseren Herrn, aber Unseren Herrn in seiner Güte, in seiner göttlichen und liebenswürdigen Vorsehung des Heiles, die alles zu unserem größeren Wohle ordnet.

Kommunizieren Sie stets mit dem Gehorsam eines Kindes, mit der Einfachheit der Liebe und Dankbarkeit eines Bettlers. Ihr natürliches und übernatürliches Leben muß Ihnen von der Hl. Eucharistie zufließen. Gehen Sie stets zu ihr mit der Sehnsucht nach dem lb. Heiland, der Sie ruft, Sie erwartet und liebt.

Sie haben nichts, aber Sie brauchen Jesus; Sie haben weder Tugenden noch Verdienste anzubieten, aber Sie haben Ihr Herz und die Gnade, die Ihnen Gott schenkt.

Ich danke dem lb. Gott, daß es Ihnen etwas bessergeht und insbesondere dafür, daß Sie ganz dem hl. Willen Gottes ergeben sind; das ist das Allerbeste, was Sie tun können.

Meine aufrichtigste Hochachtung an Ihren Gatten, an die Mutter und die ganze Familie, an Fräulein Zenaide und alle Ihre Kinder. Ich segne Sie.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard Sup.


Nr.1095

An Frau Jordan

Paris, 10. März 1862.

Gnädige Frau und teure Schwester im Herrn!

Fahren Sie fort, Ihren Imbiß zu nehmen wie bisher; nicht der Hunger ist der Beweis, daß man richtig fastet, sondern der gute Wille und die Beobachtung des äußerlichen Gesetzes.

Aus Ihrem Schreiben ersehe ich, daß Sie bei den anderen anfangen, dann zu sich kommen; das ist ein Fortschritt in der Nächstenliebe; aber ist dieser Alptraum der Reise nach Lyon noch nicht vorüber? Dies ist eine gewonnene Erfahrung, daß ich gestohlen habe und festgenommen werden muß; wenn ich einmal auf der Straße bin, gehöre ich nicht mehr mir noch sonst jemandem.

Ich habe Ihre guten Nichten getroffen; es sind drei Charaktere mit guten Eigenschaften.

Ich habe Ihnen die ganze mir zur Verfügung gestandene Zeit gewidmet; auch Sie sollen mit mir zufrieden sein, weil ich Ihnen gehorcht habe.

Was meine Beschlüsse anlangt, werden Sie selber sagen: Gott, die Gnade und die Zeit - das sind die drei mächtigen Faktoren im Leben des Christen; wer nur Gott und seinen Willlen im gegenwärtigen Augenblick sucht, ist immer eifrig und in Frieden.

Ihrer lb. Mathilde sei gedankt für ihren kleinen Brief; ich hoffe, daß ihr die Mutter meinen Brief vorliest und erklärt, falls es notwendig ist; dadurch wird sie ebenfalls einige fromme Wünsche aussprechen.

Danke Ihrer guten Freundin des 4. Bezirkes, die Ihnen so zugetan und ergeben ist. Ich habe heute früh ihr Schreiben erhalten; ich bin wie immer darüber erfreut. Ich teile ihren Gedanken, hoffe aber auf besseres.

Leben Sie also wohl, gute und alte Tochter im Herrn. Sie wissen wohl, daß Sie Rechte besitzen, die sonst niemand hat; auch ich rechne sehr damit, daß Sie von Gott für mich eine jener Gnaden erhalten werden, welche es braucht, um heilig zu werden.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.


Nr.1096

An Frau v. Couchies

Jesus in der Hostie.

Paris, 12. März 1862.

Liebe Dame!

Ich habe weder diese noch die kommende Woche etwas vor, somit können Sie kommen.

Am Mittwoch verlasse ich gewöhnlich bis 16 Uhr das Haus, aber nicht jede Woche.

Ich freue mich über Ihre Nachricht bzgl. Ihrer lieben und hervorragenden Tochter; ich bin glücklich, wenn ich ihr etwas Gutes erweisen kann, ebenso auch Ihnen, ausgezeichnete Dame, Ihr im Herrn ergebenster

Eymard Sup.


Nr.1097

An Frau Chanuet

L. J. C.

Paris, 14. März 1862.

Gute Mutter und teure Schwester im Herrn!

Ich heiße gewiß Ihren Plan gut, daß Sie einige Tage nach Lantigné gehen; dann werden Sie hierherkommen, um von Ihrem Betstuhl Besitz zu ergreifen und in der Folge können Sie zurückkehren und Ihre Übersiedlung usw. regeln.

Ich wünsche, daß Sie in Ihren Entscheidungen ruhig und geordnet vorgehen; Ihre Abreise soll w ü r d e v o l l, l i e b e n s w ü r d i g und h e i l i g sein; sie wird es auch so sein.

Halten Sie sich vor Augen, gute Tochter, daß Sie dem himmlischen Hofstaat entgegenschreiten, daß Sie mitten unter den Engeln leben werden, daß Jesus Vater, Gatten, Kinder, Himmel und Erde ersetzen wird, und daß folglich alles eine Ehre, einen Gewinn, Liebe und Glück bedeutet.

Ich stelle Sie gerne tagtäglich dem guten Meister vor und segne Sie,

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard

Sup.

An Frau Wwe. Chanuet,

St. Helena-Straße 18

Lyon.


Nr.1098

An die Familie Rosemberg

Paris, 14. März 1862.

Meine teuren Freunde!

Wie soll ich meinen Brief beginnen? Wären Sie nicht so weit entfernt, würde ich hinkommen und es Ihnen mit einem Akt der Reue sagen, denn ich bin seit einem Monat hier und habe noch einen Stoß Briefe vor mir liegen; aber ich wende mich an Sie mit jener zarten Freundschaft in Unserem Herrn, die Sie mir eingegeben haben, und die zwei Taufen noch fester geknüpft haben; Sie sind meine lb. Familie, ich mag Sie gern und mit dieser Bezeichnung opfere ich Sie alle Tage unserem guten Meister. O ja! Ich bete für Sie alle Tage; meine Wünsche, die Sie kennen, sind stets dieselben: lieben wir innig Unseren Herrn Jesus Christus, lieben wir ihn königlich in seinem liebenswürdigen Sakrament, dienen wir ihm mit Freude und Glück wie die Engel und die Heiligen im Himmel. Seien wir stets mit dem lb. Gott zufrieden, mit seinem heiligen und stets anbetunswürdigen Willen. Alles wollen wir als etwas Gutes betrachten, was aus seiner väterlichen Hand kommt. Überlassen wir ihm in Liebe die Sorge um die Zukunft, die Vergebung des Vergangenen und wandeln wir unter der schönen Sonne seiner Gnade!

O wie unglücklich sind jene, die Jesus, diesen guten Erlöser, nicht kennen! Wie undankbar sind jene, die ihn verachten! Wie schuldbar sind jene, die ihn verleugnen! Und es gibt heutzutage so viele, welche nach Menschen, nach einem Lehrer suchen, um zu wissen, ob sie an J. Chr. glauben, ihm dienen und ihn ehren sollen.

O wieviel laue Apostaten und Söldner hätten wir, wenn man wählen müßte zwischen einer Lebensstellung und dem Glauben, zwischen einem Schutzherrn und J. Chr., Luther oder dem Papst!

Beten wir, liebe Freunde, sehen Sie doch, wie der gute Meister die Angelegenheiten seiner Kirche ganz allein zu bewältigen vermag! Wie er seine Feinde beschämt! Wie sie besiegt werden, weil sie Feinde Gottes sind, Feinde der Kirche und jeder ehrlichen Gesellschaft.

Ich habe großes Vertrauen auf die göttliche Barmherzigkeit und auf den Schutz der Unbefleckten Gottesmutter.

Sie befinden sich in ununterbrochener Danksagung, teure Freunde, bleiben Sie stets dabei, Gott möge Ihnen tausendmal mehr das Thema der Liebe geben!

Ich segne Vater, Mutter und Kinder, ich umarme die ganze Familie, insbesondere meine kleine Magdalena und diese reizende Katharina.

Danke für Ihre Porträts, sie haben mir das größte Vergnügen bereitet; ich lasse Sie alle vor mir stehen und stelle Sie ab Sonntag, 16., bis zum Monatsende unter das Hlst. Sakrament; es gibt auf Erden keinen schöneren Platz; dort ist der Ort, wo Sie alle gesegnet werden!

Gewiß wird es mir ein Fest bedeuten, nach Tours zu reisen, sobald es der lb. Gott will; ich habe dort so liebe Freunde im Herrn. Es ist schon so lange her, seitdem ich den Vater Dupont nicht mehr gesehen habe! Ich habe Hunger danach. Richten Sie ihm diesen Gruß des lb. Gottes aus; dieser Gruß wird eines Tages ewig sein.

Adieu, teure Freunde, meine herzlichen Grüße an all Ihre Freunde, die auch die meinen sind.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard

Sup.


Nr.1099

An de Cuers

Paris, 22. März 1862.

Lieber Pater!

Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, welches Bedauern ich beim Lesen Ihres Briefes empfunden habe. Ich verstehe Ihren persönlichen Kummer; ich sehe ja, daß Sie mit Ihren Absichten nur die Liebe zur Gesellschaft und Ihre Befürchtung, sie zu schädigen, im Auge haben.

Ohne auf die Erörterung Ihrer Gründe einzugehen, möchte ich Sie bitten, bis auf weiteres im Amt zu bleiben; ich bin noch nicht bereit, einen anderen Obern zu ernennen; Sie haben doch die erste Gnade, ein anderer braucht Belehrungen.

Ich kenne alles, was Sie tun können, und was nicht, lieber Pater, lassen Sie dies meine Sorge sein; Ihr Gewissen soll sich damit trösten, daß Sie Ihre Situation klar dargelegt haben; Sie können ruhig bleiben in der Gnade Gottes und im heiligen Gehorsam.

Ich bin überzeugt, daß ein Wechsel zu diesem Zeitpunkt mehr schaden als nützen würde. Also, guter Pater, ich habe Kreuze genug, ersparen Sie mir doch ein weiteres! Ich bitte Sie darum im Namen Unseres Herrn: tragen Sie noch ein wenig Ihr Kreuz, heutzutage Oberer zu sein bedeutet keine Ehre, sondern ein Opfer: die Zeit ist noch nicht gekommen.

Nur Mut, guter Pater, betrachten Sie Ihre Lage als eine Versuchung. Ich segne Sie i n o s c u l o s a c r a e d i l e c t i o n i s.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard S.S.S.


Nr.1100

An Frl. Zenaide v. St. Bonnet

L. J. C.

Paris, 30. März 1862.

Geehrtes Fräulein!

Ich möchte Ihnen schnell für Ihre lb. Grüße danken; ich habe Ihren Brief mit ganz besonderem Interesse gelesen, kommt er doch von einer Seele, die mir Gott anvertraut hat und von einer Familie, die ich liebe. Und zuerst ein Ja, wir beten jetzt und in Zukunft für Sie und all die Ihren, das ist ein geistlicher und ewiger Vertrag vor Gott.

Nein, nein, Unser Herr wird Sie nicht im Stich lassen, er wird Sie nicht aufgeben ...Ihr Platz wird stets gehütet werden, Sie haben den Platz der Liebe in seinem göttlichen Herzen. Sie gehören ganz diesem guten Meister, Sie gehören allen für ihn, Sie sind in allen in ihm.

Diese Empfindung ist kein Übel, aber sie kann sehr weit fortschreiten; wenn sie sich bis zur Verwirrung, zur fortgesetzten Trauer entwickelt, dann muß man dieses Gefühl aufhalten, ja es sogar durch Ihre kindliche Unterwerfung unter den hl. Willen Gottes bekämpfen.

Der lb. Gott verbietet es nicht, die Seinen zärtlich zu lieben, im Gegenteil, er will es. Versuchen Sie, all diese Zuneigungen letzten Endes auf Unseren Herrn zu lenken, er ist die königliche Liebe Ihres Herzens.

Ich begreife, daß die Leiden Ihrer Familie Ihnen mehr zusetzen als Ihre eigenen; dies ist stets das Siegel und der Beweis der wahren Freundschaft; tragen Sie auch in dieser Hinsicht alle Kreuze zu Gott, damit er sie entferne oder segne.

Ich werde Ihnen später meine Betrachtungen senden, ich muß sie überarbeiten und ergänzen; scheuen Sie sich aber nicht, mich wieder darum zu bitten. Ich bin ein guter Schuldner, aber ein wenig nachlässig und vergeßlich.

Ich wünschte wohl, daß Ihr Bruder sein Feld verkaufte, aber zu einem guten Preis und bald, dann könnte er sich ausruhen; ich verspreche Ihnen eine Novene nach dieser Meinung; sie wird am Mittwoch zu Ehren des hl. Josef beginnen.

Ich begreife Ihren Kummer und Ihre Freude bezüglich der Entscheidung von Frau Ch(anuet); ich bin selber überrascht darüber. Ich dachte nicht an diese Berufung zu einem so frühen Zeitpunkt, aber Gott hat daran gedacht, er wollte dieses großmütige Herz, diese Seele, die nach dem Guten brennt; Sie werden sie nicht verlieren, sie wird stets die gute Mutter, die lb. Großmutter und traute Freundin bleiben; sie wird ihre Kinder besuchen, sobald es nützlich ist. Ich bin überzeugt, daß ihr großmütiger Entschluß allen ihren Familien zum Wohle gereichen wird; sie gehörte allen, sie wird es immer bleiben, aber in einer anderen Weise.

Wir halten Ihnen hier Ihren Platz frei, gute Tochter, aber Ihre Aufgabe ist noch nicht vollendet; bleiben Sie dort und gehören Sie stets ganz Unserem Herrn durch die Hingabe des Herzens und die fortwährende Entsagung Ihres Willens.

"Schwester Benedikte liebt Sie sehr, sie ist zufriedener mit Ihnen, seien Sie stets ganz innerlich, ganz einfach mit Unserem Herrn, sagt sie, es geht Ihnen besser, gewinnen Sie diese Freundin, die Sie innig liebt, öffnen Sie ihr Herz für Gott, denn sie ist traurig; sie wäre eine schöne Seele, wenn sie etwas mehr ins Innere Jesu vordringen würde."

Somit habe ich meine Besorgung ausgeführt. Ich empfehle mich Ihrem Gedenken vor Gott.

Im Herrn verbleibe ich Ihr ergebenster

Eymard.

Bemerkung:

Dieser Brief befand sich unter den Originalbriefen, welche uns vom erzbischöflichen Ordinariat von Lyon im Juni 1953 übergeben wurden. Man wußte nicht, an wen er adressiert war; man dachte an Fräulein v. Couchies (Sr. Philomena); aber der Inhalt stimmt derart mit dem Tenor der 2 Briefe an Fräulein Blanc von St. Bonnet vom 12. Dezember 1861 und vom 19. Juni (Fronleichnam) 1862 überein, daß es keinen Zweifel mehr daran gibt.


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