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Index Briefe Bd. 6 / Index Französisch / Index Eymard


Nr.2181

An Frau X (ohne Namen)

Paris, 19. Juni 1868.

Gnädige Frau und teuerste Tochter in Unserem Herrn Jesus Christus!

Ich danke Ihnen, daß Sie mir Ihre Nachrichten geschickt haben: Sie wünschen, die meinen zu bekommen: es geht mir besser und ich fühle mich für den Anbetungsdienst wiederhergestellt, meine Schmerzen sind fast zur Gänze verschwunden.

Sie haben also sehr gelitten, gute Dame, die innere Gnade vereinigte Sie umsomehr mit Gott, als die äußerlichen Schmerzen ärger wurden.

Möge Sie Unser Herr heilen! O Sie tun gut daran, sich an Gott zu wenden, wie er ist: gütig und liebevoll. Dies ist das beste und kräftigste Mittel, ihm stets in Freude zu dienen; Gott erhalte Ihnen immerfort diese Freude des Herzens, die soviel Kummer mildert und soviele Schmerzen erleichtert: die Freude! Sie ist das Glück, einem so gütigen Gott zu dienen! Der Trost, von ihm geliebt zu werden.

Sie halten die Absolution in Ehren: Sie handeln gut, dies bedeutet, die Reinheit der Seele zu lieben, wie man in der Welt die äußerliche Reinlichkeit und den Prunk liebt.

Wir beten alle Tage für Sie, gute Dame; vergelten Sie es uns in Ihrer frommen Güte!

Im Herrn verbleibe ich ganz Ihr

Eymard.


Nr.2182

An P. Chanuet

Paris, 20.Juni 1868.

Lieber Pater!

Erwarten Sie mich nicht am Montag. Ich bin nach Paris zurückgekehrt. Am Dienstag wird Frau Maréchal um 11.30 Uhr in St.Chéron eintreffen: schicken Sie bitte den Wagen.

Ich wünsche mir eine gute Gelegenheit, Ihnen Geld zu schicken; wenn ich keines bekomme, wird es erst am Dienstag möglich sein.

Sicher, es ist ein Grundprinzip: ohne Abtötung keine Tugend; ohne Geist der Abtötung ist kein Fortschritt möglich... Man kommt nur durch den Tod zum geistlichen Leben.

Sie sind erleuchtet worden, lieber Pater, fördern Sie diese Erleuchtung! O wie glücklich sind Sie! Wie beneide ich Sie um Ihre Gnade, ferne und außerhalb des Weltbetriebes zu leben!

In Unserem Herrn verbleibe ich

ganz Ihr

Eymard, P.


Nr.2183

An Frau Marechal

Paris, 22. Juni 1868.

Gute Dame!

Ich möchte Sie zuerst einmal um Entschuldigung für meine Verspätung bitten, sie war nicht gewollt. Wir beten ohne Unterlaß für die Frucht des Segens und den Sohn der Gnade, den Ihnen Gott geschenkt hat.

Heute abend beginnen wir eine Novene zum Hlst. Sakrament um Ihre prompte und vollständige Entbindung.

Sofort, wenn dieses ersehnte Kind zur Welt gekommen sein wird, sollen Sie es gleich der Gottesmutter weihen, sie wird es Ihnen gut beschützen.

Mut und Zuversicht, gute Dame! Erinnern Sie sich der Worte Jesu, daß die Freude, Mutter zu sein, alle Schmerzen, die dem glücklichen Tag vorangegangen sind, vergessen lassen.

Bitte drücken Sie Ihrem Gemahl die aufrichtigsten und ergebensten Grüße in Unserem Herrn Jesus Christus aus

von Ihrem untertänigen Diener

Eymard.


Nr.2184

An Fr. Gourd

A. R. T. E.

Paris, 26. Juni 1868.

Teure Tochter im Herrn!

Ich möchte Sie kurz von der Ehrw. Mutter grüßen lassen; sie befindet sich in Vichy. Gewiß, unser Herr hätte sie ganz gut in Angers heilen können, aber er hat seine Gnadenpläne.

Oft glaubt man an ein Ziel, aber Unser Herr hat ein anderes, noch größeres.

Wenn Sie die Mutter nach Thorins bringen könnten, damit sie die Luft des lb. Gottes genießen und atmen kann, würden Sie etwas Gutes tun.

Wenn ich vier freie Tage erhalten kann, werde ich Sie alle besuchen.

Ich segne Sie alle innig im Herrn,

Eymard.


Nr.2185

An Frl. Thomas

A. R. T. E.

Paris, 11. Juli 1868.

Teure Tochter in Christus, dem Herrn!

Danke für Ihr kurzes Schreiben. Ich erwartete es von Ihnen.

Sicherlich müssen Sie sich auf Dornen gefaßt machen, denn das persönliche Interesse erscheint dann oft in seiner ganzen Kraft. Sie werden die Dornen mit dem Feuer der Nächstenliebe mildern und vielleicht zerstören Sie sie.

Sie möchten eine wahre Nachricht über meinen Gesundheitszustand. Ich leide an rheumatischen Gichtschmerzen, einmal mehr, einmal weniger. Der Arzt sagte, dies dauere acht Tage. Gott sei dafür gepriesen!

Bleiben Sie lange? Er will, ich solle aufs Land oder ins Bad von Néris usw. gehen.

Ich habe die 500 Franken von M. Michel erhalten. Ich empfehle mich Ihren Gebeten.

Wenn man leidet, betet man recht schlecht.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.

Meiner Schwester geht es besser, aber sie verläßt das Haus noch nicht.

Vielleicht werde ich sie besuchen, wenn ich aufs Land gehen muß. Ich habe ihnen nichts gesagt, denn ich bin zu diesem Zeitpunkt unfähig zu reisen.


Nr.2186

An Frau Wwe. Marechal

(Paris), 12. Juli 1868.

...So sind Sie also Großmutter geworden - würden Sie sagen, daß ich darüber froh bin? Was der lb. Gott schickt, ist gut; wenn es gut gepflegt wird, wird es sehr gut! -

Ich bin furchtbar geplagt von einem Gicht-Rheuma an der linken Hand. Dies ist ein kleiner Dorn des Lebens.


Nr.2187

An Fr. Gourd

Paris, 13. Juli 1868.

Gnädige Frau und teure Tochter im Herrn!

Seit acht Tagen leide ich am Arm an einem Gichtrheumatismus; dies hat mich gehindert, Ihnen Antwort zu geben. Ich hoffe, Sie am Mittwoch, den 15. oder übermorgen zu sehen. Die Schmerzen sind weniger heftig; machen Sie sich jedoch keine großen Umstände, denn ich gedenke nicht lange bei Ihnen zu bleiben, weil ich meine kranke Schwester besuchen möchte.

Bis bald, ich bleibe mit Ihnen ganz vereint im Herrn,

Eymard.

A. S.- Meine lb. Grüße an die Mutter. Ich schreibe ihr nicht, weil ich sie ja sehen werde und weil mir das Schreiben beschwerlich ist.


Nr.2188

An P. Heinrich Billon

(Fest des hl. Heinrich=15. Juli!)

Paris, 14(?) Juli 1868

Liebster Pater!

Ein schönes Fest des hl. Heinrich! (Dieser Brief wurde zum Fest des hl. Heinrich vom Jahr 1868, d.h. nur einige Tage vor dem Tod des ehrw. P. Eymard, A.d.H.).

Ich danke Ihnen für die Wünsche zum Fest des hl. Petrus!

Möge Ihnen Gott alle Gnaden der Heiligkeit und der Freude in seinem heiligen Dienst gewähren.

Später werde ich etwas ausführlicher schreiben.

Ihr in Unserem Herrn ergebenster

Eymard.


Nr.2189

An M. Guillot

Paris, 16. Juli 1868.

Teure Tochter!

Ich konnte heute nicht abreisen. Ich rechne damit, morgen, Freitag, aufzubrechen, um am Abend wie Sie in Vichy anzukommen.

Meine Schmerzen sind gut erträglich; sie rauben mir die Fähigkeit zu schreiben.

Meine aufrichtigen und ergebenen Grüße im Herrn Ihren lieben Schwestern im Herrn.

Ganz Ihr

Eymard.

An Frau Guillot

Haus Barré

Rue de la Tour, Vichy (Allier)


Nr.2190

An Frl. Thomas

Paris, 16. Juli 1868.

Teure Tochter in Christus, dem Herrn!

Ich reise morgen um 9 Uhr früh nach Vichy ab, wo ich einige Tage bleibe; dann gehe ich sofort nach La Mure; dort erwarte ich Ihre Nachrichten. Es kostet mich ein Opfer abzureisen, ohne Sie zu segnen und Sie in Ihre neue Wohnung einzuführen.

Heute früh wurde Ihnen alles überbracht. P. Stafford und Fr. Johannes haben alles geleitet und überwacht: alles ist nun erledigt; nichts ist zerbrochen; die Aufstellung Ihres Pianos hat 1 1/2 Stunden gebraucht: es klingt gut.

Mein Rheumatismus ist tagsüber von geringer Bedeutung; nachts hingegen ist er ungemütlicher; vielleicht wird er durch die Reise verscheucht? Wäre La Mure nicht so ferne, würde ich Sie einladen, meine arme Schwester zu besuchen. Ihre Gebete werden mir folgen.

Ich segne Sie, wie Sie mit mir im Herrn verbunden sind,

Eymard.


Nr.2191

An Fr. Lepage

Orléans, 17. Juli 1868.

Teuerste Frau im Herrn!

Immer in Verspätung bei Ihnen! Dies erklärt sich aus einer Reise und auch durch einen akuten Rheumaanfall am linken Arm, an dem ich seit 12 Tagen leide.

Die Ärzte zwingen mich abzureisen. Ich werde 5 bis 6 Tage in Vichy bleiben und von dort werde ich vielleicht nach Grenoble fahren; so ist es in meinem Plan vorgesehen. So wird es mir eine große Freude sein, Ihnen in Allevard einen Besuch abzustatten. Schreiben Sie mir nach Vichy den Tag Ihrer Ankunft in Grenoble: Haus Barre, Rue de la Tour, Vichy (Allier). Wenn es mir möglich ist, gleichzeitig mit Ihnen anzukommen, werde ich es tun.

Bezüglich der Reise nach La Salette mache ich mir Sorgen, wie Ihr Vater wegen seines Bruches den Auf- und Abstieg bewältigen wird. Und wenn Sie erst auf der Rückreise hingingen?

Sie haben das Glück und den Frieden bei den Karmeliterinnen wiedergefunden. Gott sei dafür gepriesen! Nichts ist mit diesem Seelenzustand zu vergleichen. Sammeln Sie darum Vorrat für die Zukunft.

Ich verabschiede mich im Herrn.

Meine gottergebenen Grüße an Ihre gute Schwester.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.


Nr.2192

An Fr. v. Grandville

A. R. T.

Vichy, 19. Juli 1868.

Gnädige Frau in Christus, dem Herrn!

Endlich kommt Nachricht von Ihnen!

Danke herzlich, denn es liegt mir viel daran. Man vergißt die alten Freunde der ersten Stunde nicht - und Sie waren in Paris, als wir die Gründung begannen.

Ich sehe, daß Sie sich immer wieder über die alten Armseligkeiten beklagen; Sie müssen Sie abschütteln, sogut Sie können, denn sie machen den Weg zum Himmel länger und mühseliger, ohne jeden Vorteil für diese Welt.

Es gibt Tugenden, die erst beim letzten Atemzug erblühen; solche Tugenden sind die Abtötung, die Sanftmut, die Geduld, die Selbstverleugnung. Es heißt also, sie alle Tage begießen und neu pflegen. Hier ist die Treue die Tugend schlechthin; vom Falle aufstehen heißt sich heilen.

Werden Sie nie mutlos; das wäre Undank und geistlicher Stolz. Gehen Sie stets den Weg des Gehorsams und Vertrauens, und Sie werden das himmlische Ziel erreichen.

Mit den zunehmenden Jahren vermindern sich die Kräfte der Natur: so sterben wir nach und nach und müssen uns damit abfinden! Zum Glück altert das Herz nicht, im Gegenteil, es verjüngt sich, indem ihm zugute kommt, was die anderen Fähigkeiten verlieren.

Lieben Sie recht unseren Heiland. Ja, ich will recht für Ihre lb. fromme und gute Schwester beten, damit Gott sie Ihnen noch lasse.

Ich bin hierhergekommen, Kranke zu besuchen. Ich leide an Gichtrheuma und man hat mir einige Wochen des Ausruhens verordnet. Von hier aus will ich dann meine kranke Schwester in La Mure d'Isère aufsuchen und von dort hinaufsteigen nach U.Lb. Frau von La Salette, wo ich Sie nicht vergessen werde.

Aus ganzer Seele segne ich Sie in unserem Heiland.

Eymard, Sup.


Nr.2193

An Marianne

Vichy, 19. Juli 1868.

Liebste Schwestern!

Ich hoffe, daß ich gegen Ende dieser Woche bei Euch ankomme. Ich bin hierhergekommen, um die Mutter Guillot und andere mir bekannte Personen zu besuchen. Ich muß nach Lyon reisen und werde nach La Mure gehen, um Gott und U. Lb. Frau von La Salette zu danken, daß Ihr geheilt worden seid, denn Eure Krankheit hatte mich sehr beunruhigt und ich habe den lb. Gott so gebeten, Euch zu heilen.

Meine rheumatischen Schmerzen lassen nach; letzten Endes waren sie auch nicht ernsthaft, da sie von einem Gelenk auf das andere sprangen; das war der Grund, warum sich die Ärzte gezwungen sahen, mich auf einen kurzen Urlaub und in die frische Luft zu schicken.

Ich bin sehr zufrieden, Euch besuchen zu können; ich habe mir diese Gunst vom lb. Gott nicht erwartet, denn ich habe soviele Dinge, die mich in Paris festhalten.

Also bis bald. Kommt mir nicht entgegen und bereitet nichts im vorhinein vor; sobald ich in Grenoble sein werde, sende ich Euch gleich einen Eilbrief, Euch meine Ankunft in La Mure anzukündigen.

Euer Bruder im Herrn

Eymard.


Nr.2194

An Friedr. Stafford

Vichy, 19. Juli 1868.

Lieber Pater!

Hier bin ich nun, der Arzt will nicht, daß ich gegen meinen Gicht-Rheumatismus eine Bäderkur beginne, sondern ich soll in unsere Berge gehen.

Ich werde also von hier morgen oder übermorgen (nach La Mure d'Isère) weiterreisen.

Ich ersehe aus mehreren Briefen des Fr. Aimé, vor allem aus seinem letzten vom 16.,daß sein Kopf krank ist. Was am besten getan werden muß, ist, ihn zu uns nach Paris zu schicken. - Das wäre ein Unglück, wenn er den Kopf verlieren würde. Alle, auch die kräftisten Briefe richten bei ihm nichts aus; er würde sich vielleicht zu böser Mittel bedienen, um zurückzukommen; so schicken Sie ihn sofort weg.

Ich habe dem P. Crépon in Paris diesbezügliche Weisungen erteilt. Das ist ein Beweis, der uns zeigt, daß wir ihn im Laienstand und in der Verdemütigung lassen sollen. - In Saint-Maurice hat man ihn zuviel bevorzugt. P. Chanuet gibt es zu. Das ist eine Lektion.

Adieu, lieber Pater! Beten Sie für mich; ich werde versuchen, meine Exerzitien an meinem Gnadenwallfahrtsort in U.lb. Frau in Laus zu machen, wenn mir mein Rheumatismus ein wenig Ruhe läßt.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard, S.

P. S. - Frl. Guillot ist hier; sie leidet und ist gezwungen, ihre Behandlung zu unterbrechen; sie ist sehr krank. Die Damen Gourd sind auch hier.


Nr.2195

An Marianne

o.D. (v o r dem 19. Juli! - Sh. im Original Bd. III, S.148)

Kopie eines Briefes von Frau A.T..., welcher an die Schwester von P. Eym. geschickt worden war; am Ende des Briefes schrieb P. Eym. mit Bleistift fast die letzten Zeilen, die sie von ihm erhalten haben.

J. M. J.

Aus meiner trauten Einsamkeit

Meine liebe arme und heilige Schwester!

Ich möchte Euch ein paar Zeilen schreiben, um Euch wegen unseres lb. Paters zu beruhigen. Er ist nicht tot, noch krank noch gegen Euch verärgert; weil er aber weiß, daß ich Euch über ihn Nachricht sende, ist er etwas weniger in Verlegenheit. Ich weiß wohl, daß sich bei Euch die Dinge anders verhalten, ich würde mich wohl ebenso wie Ihr verhalten; und ich begreife vollkommen die volle Freude, welche Ihr empfindet, wenn Ihr Nachrichten von ihm erhaltet; das ist wohl natürlich und ganz gerecht.

Wie ist der Teufel doch böse und gewiegt, Euch all diese Unruhe in den Geist zu setzen! Könnt Ihr annehmen, daß unser lb. Pater, der Euch so gern hat, es erlauben würde, daß man ihm etwas gegen Euch sagen würde! Wenn Ihr gesehen hättet, wie traurig und besorgt er gewesen ist, als ihm Eure Krankheit mitgeteilt wurde, dann käme Euch kein einziger all dieser Gedanken.

Das richtige Wort ist Zeitmangel; er ist andauernd so in Anspruch genommen! Und zudem war er stark leidend, aber nicht krank; er hatte rheumatische Schmerzen, die ihn stark erschöpft haben; und ich glaube Euch sagen zu können, ohne ein Geheimnis auszuplaudern, daß er vorhat, Euch zu besuchen. Ich bin ganz sicher, daß er darunter sehr leiden würde, wenn er Euren ganzen Kummer wüßte, den Ihr Euch seinetwegen bereitet.

Ich will ihm in meinem Brief etwas Platz lassen und werde den Brief nicht zur Post bringen, bevor er einige Zeilen hinzugefügt hat.

Ich bin sehr erfreut zu hören, daß es Euch besser geht; faßt also Mut und eßt gut, damit er Euch bei seiner Ankunft gekräftigt vorfindet.

Erwarte ihn jedoch nicht in diesen Tagen, weil er anderswo hingehen muß, bevor er zu Euch kommt. Und zudem ist er von Paris noch nicht abgefahren, er sollte heute abreisen, war aber verhindert. Mut und Vertrauen! Zweifelt nicht mehr über die Zuneigung unseres lb. und heiligen Paters, das würde ihm sehr nahegehen.

Ich nehme herzlich Anteil am Unglück unserer lb. Nanette. Hoffen wir indes, daß sie sich zu Unrecht aufregt und fürchtet, nicht mehr arbeiten zu können; sagt mir also genauer, was ihr zugestoßen ist. Ich versichere Euch, daß ich eifrig für Euch beide zum lb. Gott bete alle Tage in der lb. Kapelle der Liebe unseres teuren Jesus. Betet beide innig für meinen 4. Sohn, damit auch er die Laufbahn der Gesellschaft vom Hlst. Sakrament wählt und darin wächst; in dieser Zeit braucht er unser Gebet ganz besonders. Armer Kleiner! Der Teufel tut alles, was er kann, um ihn zu hindern, dem Weg zu folgen, auf den ihn Gott ruft. Unterlaßt es also nicht, jeden Tag für ihn und für meinen lb. Infanteristen zu beten.

Vergeßt auch mich nicht in Euren Gebeten; ich brauche es mehr, als man glauben würde.

Frl. Thomas ist in diesen Tagen nicht in Paris, sie ist für einige Zeit weggefahren, um zu einer Tante zu gehen, die sehr krank war und gestorben ist; übrigens war sie 85 Jahre alt; in diesem Alter gibt es wenig Hoffnung auf Heilung. Sie kam für einige Tage nach Paris zurück und ist dann neuerlich weggefahren wegen Familienangelegenheiten; daher kann ich ihr Euren Auftrag nicht ausrichten.

Wohlan, Gott befohlen, meine zwei lb. und heiligen Seelen! Möge unser lb. Jesus meine ganze Liebe zu Euch ausdrücken! Könnte ich persönlich Euch besuchen und trösten, so versichere ich Euch, daß dies bald geschehen würde; aber der lb. Gott will es nicht, er will mich zu seinen Füßen haben; soll ich mich nicht sehr glücklich schätzen? Ach, bittet ihn sehr für mich, daß ich diesen lb. Jesus wenigstens ein wenig liebe!

Jene, die Euch mehr liebt, als Ihr es Euch vorstellen könnt, und die Euch zärtlich beide umarmt, könnte ich anders tun, als die Schwester meines teuren Paters zu lieben, ich, die ich nichts Halbes tun kann!...

A.T.

Aus der Hand des Paters mit Bleistift geschrieben:

Ich werde mich auf eine Reise in Richtung Lyon begeben, liebe Schwestern; ich werde es so einrichten, daß ich Euch besuchen kann; das wird um den 25. dieses Monats sein, aber ich werde Euch noch den Tag bestimmen. Ich hatte etwas rheumatische Schmerzen, jetzt geht es besser.

Auf bald, liebe Schwestern.

Eymard.


Nr.2196

An die ehrw. Mutter Franziska v. Larochengely

Paris, fg St.Jacques 68, 20. Juni

Ehrwürdigste Mutter!

Die Überbringerin dieses Briefes ist ein englisches Fräulein aus sehr guter Familie, sie ist vor einiger Zeit zum katholischen Glauben übergetreten und wünscht, einige Wochen in Ihrem hl. Haus zu verbringen: sie ist gezwungen, von der englischen Dame, bei der sie wohnte, wegzuziehen.

Wenn sie eine Berufung zum Ordensleben hätte, würde sie Ihnen für die anglophonen Exerzitienteilnehmerinnen sehr nützlich sein, denn es scheint, daß sie eine brillante Ausbildung genossen hat.

Ich bete für Sie, meine gute Mutter, und bleibe

im Herrn ganz Ihr

Eymard

(Mit Bleistift hinzugefügt:)

Ich werde Sie morgen besuchen.


Nr.2197

An Frau Gourd

Kommunizieren Sie, beten Sie, handeln Sie wie eine Arme Gottes, und Gott wird das ersetzen, was Ihnen fehlt;

Gott segne Sie und führe Sie bei der Hand!

Unterscheiden Sie gut, was von Gott, von der Vernunft, von der Vorstellung, von einem Rest an Skrupeln oder vom Teufel kommt.- Und beurteilen Sie alle Dinge an deren Ursache und Grundsatz.

Gehen Sie zu Gott durch alles, was Ihnen begegnet, ohne daß Sie sich an etwas festklammern, außer an seinem hl. Willen und sein Wohlgefallen. Bietet sich eine Gelegenheit zur Übung einer Tugend, nützen Sie sie, um Gott zu gefallen. Machen Sie aber nicht daraus eine Dauerbeschäftigung, es handelt sich um eine himmlische Botin, nicht mehr.

Konzentrieren Sie Ihr geistliches Leben auf Ihr Herz, auf das Verlangen, ganz Gott zu gehören und für Gott dazusein. Was den Geist, den Verstand, das Gedächtnis, sogar die Überlegung betrifft, lassen Sie dies an der Eintrittstür des Heiligtums der göttlichen Liebe. Bekämpfen Sie Ihre Zerstreuungen und Abschweifungen der Phantasie nicht direkt. Betrachten Sie dies alles als etwas, was Ihrem Verlangen zu lieben und Gott zu dienen, fremdartig ist; und so wird das Herz, wenn Sie nicht verwirrt und nicht unruhig sind, ganz langsam diese Fähigkeiten zu Gott hinlenken.


Nr.2198

An Frl. Stephanie Gourd

o.D.

Danke, gutes Fräulein, für Ihre paar Zeilen über Ihre gute Mutter; Gott lasse sie Ihnen gesund werden.

Und als Krankenwächterin teilen Sie die Rechte und den Kummer.

Bewegen Sie sich durch die Nächstenliebe und Gottesliebe zu Gott hin. Dies ist die Ernte der Zeit. Schonen Sie sich ein wenig, indem Sie die kleinen Augenblicke für den Schlaf sparen, den Sie so dringend benötigen.

An der Seite des Vaters und der Mutter seien Sie immer fröhlich, das ist das Glück des Hauses.

Nur Mut! Stets einfach mit Gott, etwas mehr Sammlung in Ihnen, gut und hilfsbereit zu diesem teuren Nächsten und überglücklich in Ihrer Gnade.

Ich segne Sie im Herrn.

Eymard, S.


Nr.2199

An Frl. Stephanie Gourd

o.D.

Teure Tochter, ich habe Ihren heutigen Brief mit Aufmerksamkeit und Dank gelesen. Ich danke Gott, daß er Sie vor diesem Netz bewahrt hat; Ihr Herz gehöre Gott und nur Gott. Was die Rückkehr zum Denken, zu den Bildern der Vorstellungskraft, zu einigen wiederkehrenden Gedanken von früher betrifft, so schenken Sie dem keine Aufmerksamkeit; nur wenn dies etwas Konstantes werden will, wenden Sie Ihr Herz dem Herrn zu und sagen zu ihm: N u r f ü r d i c h a l l e i n u n d f ü r i m m e r.

Kein Zurück, keine Grübelei, keine Erklärungen! Die Wolke ist vorbei. Es ist ein Glück, daß Sie bei der Beichte nicht auf Einzeldinge eingegangen sind. Halten Sie sich daran. Wenn das Ansehen eines Bildes, dieses Buches Sie in der Erinnerung verfolgt, dann schaffen Sie es weg, wenn nicht, behalten Sie es!

Arme Tochter! Wie hat Sie Gott doch lieb! Ich wollte überhaupt nicht von den Küssen reden, die anstandshalber in Frage standen, sondern von der Hinterlist des Teufels und des alten Menschen.

Dienen Sie Gott in der Einfachheit der Absicht, in der Freiheit des Tuns und in der hl. Auslieferung an seine hl. Vorsehung. Die Zukunft! Das ist die ewige Liebe Gottes!

Beten Sie für denjenigen, der Ihnen im Herrn ergeben und vereinigt ist.

Eymard,

S.S.S.


Nr.2200

An Frl. Stephanie Gourd

o.D.

Ich habe Ihr Brieflein mit viel Vergnügen gelesen. Ich wiederhole mit Freude: O wie liebt Sie Gott! Wenn Ihnen diese alten Gedanken wieder einfallen, so danken Sie Gott, daß er Sie auserwählt und vorgezogen hat; und wenn Sie dadurch belästigt werden, sagen Sie es Ihrer lb. Mutter.

Wenn der Besuch stattgefunden hat, so gibt es keine Freiheit wie für jene, von der die Rede ging; das ist besser.

Bleiben Sie zu Hause mit Anstand, Gott wird Ihnen den Schatten des Bildes zeigen, auch wenn es keinen gibt, leider! Vom Frühling zum Winter ist es nur ein Schritt.

Daß Sie versuchten, die Gegengründe zu finden, ist gut; es ist aber besser, die erhabene Vollkommenheit Unseres Herrn, seine so gute, zarte und dauerhafte Liebe zu erwägen. Möge Ihnen Gott diesen hl. Trost gewähren und Ihr Alles sein.

Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.2201

An Frl. Stephanie Gourd

o.D.

8. Ja, Ihrer lb. Mutter alles sagen, sie ist der Beichtvater Ihres Herzens und das Zentrum Ihres Lebens. Werten Sie es gut aus, Ihr ganzes kindliches Herz in ihr mütterliches Herz auszuschütten! Wie sind Sie glücklich, eine Mutter zu haben, und dabei noch eine so gute Mutter!

Nur Mut, gute Tochter! In Ihrem Alter ist man ohne Sorgen, ohne Kummer, ohne Bosheit; man freut sich vielmehr über Gott wie ein einfaches und zufriedenes Kind, man freut sich über seine Familie und die Güte Gottes und liebt ihn aus ganzem Herzen.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard, S.S.


Nr.2202

An Frl. Stephanie Gourd

o.D.

So sind wir nun im Monat des hl. Josef; dies ist der Monat Ihrer lb. Mutter; wir begehen ihn mit allen unseren Kräften und stellen Sie mit uns zu Füßen dieses großen Heiligen.

Ihre arme Mutter braucht Sie und Ihren Gnadeneinfluß. Seien Sie an ihrer Seite so, als trügen Sie Unseren Herrn in Ihren Händen; es gibt einen Einfluß der Gnade, so wie es einen natürlichen Einfluß gibt: der erstere ist mehr geistlicher Art, aber auch wirklich ... und er stimmt mit dem göttlichen Willen überein.

Ich bitte Sie, mich vor Gott nicht zu vergessen; Ihre Seelen sind mir in ihm stets gegenwärtig.

Im Herrn verbleibe ich Ihr ergebenster

Eymard, S.


Nr.2203

An Frau Gourd

o.D.

Mit großer Danksagung an Gott habe ich Ihre Nachrichten erhalten; Gott lasse diese angekündigte Besserung wachsen und sich festigen!

Ohne Zweifel: der hl. Wille Gottes geschehe! Da er es aber erlaubt zu beten und ihn anzuflehen, so erbitten wir für Sie das Leben und die Gesundheit, damit Sie noch ein wenig zu seiner Verherrlichung, zum Wohl Ihrer lb. und guten Tochter und zum geistlichen Nutzen Ihres Mannes arbeiten können.

Ich werde in großer Dankbarkeit mit ein paar Worten Ihre Nachrichten erhalten. Ich bin einverstanden mit der Aufnahme von .............

Halten Sie sich in zarter Vereinigung mit dem Herrn in Ihrem Zustand der Schwäche und des Leidens, indem Sie oft mündlich einige gute Stoßgebete zum guten Meister erheben, wie z.B. Mein Gott, ich gehöre ganz dir! Herr Jesus, mein guter Meister, ich liebe dich in deiner Güte und in deinem hl. Willen.

Das Leben oder der Tod, nichts anderes gefällt mir als dein Wohlgefallen.

Ich grüße Sie ganz eucharistisch im Herrn.

In ihm bleibe ich Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.2204

An Frau Gourd

o.D.

Ich wäre froh zu wissen, was Sie beim Dienst am Meister machen; ich weiß, daß Sie mit der Weinlese beschäftigt sind (sie ist gut und ertragreich). Gott sei Dank dafür! Seien Sie eine gute Winzerin, bewundern Sie diese Traube, aus der der Wein entsteht, der Wein der Jungfrauen, die Eucharistie!

Wie klug und von Gott geliebt wären Sie, wenn Sie es vermöchten, in jedem Geschöpf eine eucharistische Beziehung oder einen eucharistischen Gedanken zu finden! Die Liebe geht zu allem und führt alles zur Liebe. Lieben Sie so Unseren Herrn und guten Erlöser.

Leben Sie wohl, teure Tochter, ich segne Sie aus ganzer Seele im Herrn.

Eymard.

An Frau Gourd.


Nr.2205

3 autographische Fragmente, die am 2. Band von Rodriguez im Haus von Marseille aufgeklebt sind.

Nach meinem Dafürhalten handelt es sich hier um keine Fragmente von Briefen im eigentlichen Sinn. Diese Zeilen erwecken den Eindruck, auf einem Brief geschrieben worden zu sein, der an den ehrw. Diener adressiert war und von diesem, mit dieser Randbemerkung versehen, dem Autor des Briefes zurückgeschickt worden war.

Das große Fragment wurde auf dem unbeschriebenen Raum unter dem Brieftext geschrieben; die kleinen Fragmente wurden jedoch innerhalb des Brieftextes zwischen den Zeilen angebracht. Dies ist ersichtlich aus den vorhandenen Spuren einer anderen Schrift, welche den Text der kleinen Fragmente umgeben und dem großen Fragment vorausgehen.

R.R(obin).

Das Exemplar von Rodriguez hat anscheinend zuerst dem ehrw. Diener gehört und kam ohne Zweifel in den Besitz des Briefschreibers, ebenso wie eine Gesamtausgabe der Bibel, mit der Unterschrift Eymard's.

R.R(obin).

Eingeklebt in einem Rodriguez-Buch

1. Fragment

Die Liebe ist das Leben und bewirkt das Leben. Lieben Sie Gott wie das Feuer, das ständig nach neuer Nahrung sucht, wie das Kind, das in seiner Mutter und nicht in sich selbst lebt.

Die Liebe erfaßt alle Tugenden und bindet sich an keine von ihnen; sie ist bei allen Opfern dabei und nennt sie Liebe; sie erfaßt alle Geschöpfe wie die Sonne und bleibt doch rein und einzig in Gott fruchtbar.

Dies sind meine Wünsche und mein letzter Segen.

Eymard.

Eingeklebt in einem Rodriguez-Buch

2. Fragment.

Gott möge Sie in dieser Einstellung erhalten.

Eingeklebt in einem Rodriguez-Buch

3. Fragment.

Kommunizieren Sie wie das Kind, lechzen Sie nach Jesus, wie der Hirsch in der Einöde.


Nr.2206

Eymard berichtet im Album von La Salette

La Salette, 1. August 1865

/Am 1. August 1865 hält P. Eymard abends in La Salette die Unterweisung. Er berichtet von einer Bekehrung und schreibt sie hernach ins Album des Wallfahrtsortes. Wie ist doch seine Handschrift so rasch gealtert! P. Eymard schreibt:/

Ein Familienvater in Lyon, ein Handelsunternehmer, widersetzte sich seit langem den milden und drängenden Bitten seiner frommen Schwester, doch wieder zu Gott und zu seinen christlichen Pflichten zurückzukehren. Er solle doch seinen Kindern ein gutes Beispiel geben, es gehe um das Glaubenserbe der Familie, er möge doch an seine frühere christliche Zeit denken. Alle diese Motive berührten ihn jedoch nicht, im Gegenteil, er zog alles ins Lächerliche und wurde unwillig, wenn man ihm etwas mehr zusetzte.

Als alles nichts half, sagte ihm die Schwester eines Tages: "Nun gut, Bruder, da alles nichts nützt, werde ich nach La Salette pilgern, um von der Gottesmutter deine Bekehrung zu erflehen!" - "Du kannst sogar nach Rom oder Jerusalem pilgern", entgegnete ihr der hartnäckige Bruder, "geh' nur, du wirst mich bei der Rückkehr so antreffen, wie du mich verlassen hast!" Die Schwester machte sich auf; sie war etwas niedergedrückt, denn ihr Bruder wollte ihr nicht versprechen, ein Ave Maria für sie zu beten. Ihre Wallfahrt geschah in großem Glauben, sie betete auf dem heiligen Berg mit Eifer und Tränen; sie bat alle Pilger um ihr Gebet. Sie hatte den Eindruck gewonnen, daß sie von der hl. Jungfrau erhört worden sei und daß sie ihren Bruder bei der Rückkehr besser disponiert antreffen werde.

Sie kehrte zurück, kam in Lyon an, ging zu ihrem Bruder und sagte etwas bewegt: "Nun also, bin ich erhört worden? Ich habe viel für dich gebetet und habe alle Mühen dieser Wallfahrt für dich aufgeopfert!" Der Bruder blieb stumm und war etwas erregt. Die Schwester sprach weiter: "Du erwiderst mir nichts, mein Bruder?" - "Was soll ich dir erwidern? Ich will so bleiben, wie du mich vor deiner Abreise gesehen hast; ich lasse dir die Freiheit und du läßt mir die meine; ich tue niemand etwas zu leide, ich bin ein ehrlicher Mensch. Auf Wiedersehen, meine Schwester, geh' und ruhe dich gut aus!" - Die Schwester sagte darauf nur: "Ach, es ist unmöglich, daß mich Unsere Frau von La Salette nicht erhört hat. Hast du wirklich ein Herz, das härter ist als ein Stein?" Mehr brachte sie nicht heraus. Der Bruder zog sich fast erzürnt zurück.

Die arme Schwester konnte vor Trauer fast keinen Schlaf finden, sie betete und bestürmte die gute Mutter, ihr zu Hilfe zu kommen.

Frühmorgens klopfte jemand an ihre Tür. "Wer ist dort?" - "Ich bin's, dein Bruder!" - "Was willst du?" - "Ich halt' es nicht mehr aus, steh' auf, ich will mit dir reden!" Sie stand auf. Ihr Bruder stand vor ihr und gestand: "Bringe mich zu deinem Beichtvater, ich will beichten. Die ganze Nacht habe ich gelitten wie eine Seele, die verdammt ist; ich habe nachgedacht und eingesehen, daß ich eher wie ein Tier als ein Christ gelebt habe; mein Verhalten jagt mir Furcht ein, ich will mich bekehren". Die arme Schwester begann vor Freude zu weinen, umarmte ihren Bruder und begleitete ihn zu mir. Die Bekehrung war nicht schwer, die Gottesmutter hatte gründlich gearbeitet. Er beichtete und nach einiger Zeit der Vorbereitung konnte er an der Seite seiner Schwester die hl. Kommunion empfangen. Er war der glücklichste Mensch auf Erden und verkostete das echte Glück in der Familie Gottes. Und er hielt durch. Sein Beispiel war eine gute Lehre für seine Angestellten und eine große Freude für seine Familie. Der Baum fährt weiter fort, Früchte des Heiles zu bringen.

Eymard.


Nr.2207

P. Eym. schreibt ins Album von La Salette

La Salette, 3. Aug. 1865

/Vor dem gleichen Zuhörerkreis wie am 1. Aug. 1865 berichtet P. Eym. in La Salette über eine Heilung, von der er bereits Fräulein de Brissac Mitteilung gemacht hatte (Sh. Brief Nr. 0905). Eymard schreibt den Bericht am 3. August 1865 auch ins Album von La Salette/:

Vor einiger Zeit erkrankte eine fromme Person. Und weil ihre Freunde merkten, daß ihre Krankheit zur Besorgnis Anlaß gab, ließen sie ihren Beichtvater, einen Religiosen vom Hlst. Sakrament, rufen; es war am Abend, bei den Eucharistinern hatte man gerade die Matutin gebetet. Weil der Beichtvater lange nicht zurückkehrte, machte ich mich auf den Weg zur Kranken, die mir bekannt war. Der Pater kam gerade von der Kranken und stand unten im Hof. "Nun, wie geht es der Kranken?" - "Nicht gerade schlecht", antwortete er mir, "ich glaube, daß keine Todesgefahr besteht". - "Haben Sie ihre Beichte abgenommen?" - "Ja, vorsichtshalber". - "Nun gut, da ich schon hier bin, begleiten Sie mich zur Kranken, ich möchte sie grüßen". Der Pater begleitete mich zur Kranken; diese erkannte mich. Ich richtete ein paar Worte vom gütigen Gott an sie und sprach mit ihren Freundinnen über ihre so plötzliche Krankheit; auf einmal merkte ich, daß die Kranke in Agonie fiel; sie hörte mich nicht mehr, ihre Augen waren gläsern geworden, ihre Glieder bewegungslos, kalter Schweiß trat auf, das einsetzende Röcheln zeigte ihr nahes Ende an. "Sie ist verloren, schnell die Krankensalbung", rief ich laut.

Bei diesem Ruf warf sich ihre Freundin auf die Kranke und rief Unsere Frau von La Salette an; mit Tränen flehte sie: "Unsere Liebe Frau von La Salette, rette sie!" Sie flößte der Kranken etwas Wasser von der wunderbaren Quelle ein. Man hatte keine Zeit, das Krankensalbungsöl zu holen, denn kaum war der Kranken das Wasser von La Salette gereicht worden, hörte das Röcheln und die Atmung auf, ihre Glieder versteiften sich, die Todeskälte begann, alles deutete auf das Ende hin. Man ließ ihren Kopf, den man vorher zur Linderung gestützt hatte, auf das Kissen zurücksinken. Alle begannen zu weinen, denn sie war gut und fromm.

Ich kniete mich vor ihrem Bett nieder, um das De profundis zu beten. Während dieser Rezitation konnte ich nicht anders, als mich bei der hl. Jungfrau zu beklagen und mir innerlich zu sagen: "Ist es möglich, daß die gute und mächtige Frau von La Salette der Kranken nicht einmal die Zeit gewährte, die Sterbesakramente zu empfangen?"

Fünf bis sechs Minuten vergingen. Dann jedoch begann sich die Kranke ganz unerwartet zu bewegen, sie setzte sich auf und sah uns an mit einem überraschten Blick. "Was ist hier los?" sagte sie, "Sie haben alle ein so trauriges Aussehen". Diese Bewegungen und Worte versetzten uns derartig ins Staunen, daß ihr niemand etwas zu antworten vermochte. Ich stand auf und lehnte mich zitternd an die Wand. Die anderen brachten nur Laute der Verblüffung hervor. Ich faßte Mut und sprach: "Wir alle hielten Sie für gestorben". - "Aber es geht mir gut, ich leide keine Schmerzen" erwiderte sie. Nun plauderte sie mit allen und kurz darauf brachte man ihr eine Suppe, die sie aß.

Mit meinem Mitbruder kehrte ich ins Kloster zurück und dankte Gott. Ich dachte, daß die arme Person sicher noch einige Tage der Erholung brauchte. Doch am nächsten Morgen, als ich bei meiner Messe um 6 Uhr die hl. Kommunion austeilte, kniete die Wiedererstandene als erste Person an der Kommunionbank. Die Ehrfurcht vor der hl. Funktion und dem geweihten Orte hielt meine Überraschung in Schranken, aber meine Dankbarkeit steigerte sich. Die Heilung war vollständig. Nach Abschluß der Meßfeier hieß ich diese glückliche Person ins Sprechzimmer rufen und befragte sie, was ihr eigentlich am Vorabend passiert sei.

Sie berichtete: "Ich befand mich an der Schwelle vom Diesseits ins Jenseits und merkte, daß mein Leben nur mehr an einem hauchdünnen Faden hing. Da schien mir, als sähe ich Unsere Lb. Frau von La Salette, die zu mir sagte: 'Meine Tochter, ich habe dir Barmherzigkeit erwirkt'; dann öffnete ich die Augen, ich konnte wieder hören, ich fühlte mich geheilt."

- "Welche Kleider trug die Gottesmutter?" fragte ich sie. - "Sie trug eine Krone aus Lichtstrahlen, ich sah sieben Schwerter, die alle ihr Herz durchbohrten; dazu sah ich an ihr ein Kreuz, umgeben von einem Hammer auf der einen Seite und von einer Zange auf der anderen."

"Wie sahen ihre Kleider aus?"

"Ich kann sie nicht genau beschreiben, sie waren weiß, aber so weiß, daß nichts damit zu vergleichen ist."

"Und ihr Antlitz?"

"Ach, wie gütig und würdig sah es doch aus. Es war eine herzbewegende Güte, die einen direkt auf sie zugehen läßt; überdies zeigte sie eine so große Würde und ein so edles Aussehen, daß in mir ganz spontan Ehrfurcht, aber eine liebevolle Ehrfurcht aufgekommen ist".

Dies ist also der Bericht einer Gnade, deren glücklicher Zeuge ich sein durfte. Die Person lebt noch heute und zeigt Unserer Lb. Frau von La Salette große Dankbarkeit und Verehrung, die sie stets glücklich und ergeben sein läßt.

La Salette, 3. August 1865.

(Unterzeichnet) Eymard.

(1) Anmerkung von hochw. P. René Robin in Marseille:


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