Vita dei santi

Die heilige Apollonia

 

Text mit Internet von einem Forscher der Heiligenbiographien erhalten.

 

Heute zählt man die heilige Apollonia nicht zu den sogenannten "berühmten" Heiligen. Im römischen Brevier wird sie nicht erwähnt. Sie wird weder wegen ihrer übernatürlichen Kraft oder Werken die sie geschrieben hätte studiert. In der christlichen Tradition wurde sie aber besonders vom Volk sehr verehrt. Davon zeugen ihre vielen Abbildungen, Kirchen und Oratorien, die ihr in ganz Europa geweiht sind.

Einzelheiten ihres Lebens kennen wir nicht.. Allerdings wissen wir über ihr Martyrium sehr viel. Eusebius erwähnt in seiner "Historia Ecclesiastica" (VI, 41)  einen Briefteil von Bischof Dionysius an Fabian von Antiochien geschrieben. Dieser berichtet von einigen Tatsachen während der Christenverfolgung, die vor Kaiser Decius ausgebrochen war und deren er Zeuge war. In den letzten Regierungsjahren von Philipp (244 - 249) wurde das Volk von einem bösartigen Wahrsager aufgehetzt. Daraufhin folgte ein grässliches Blutbad, bei dem auch die Schwächsten nicht erspart wurden.

Dionysius schreibt:

"Alle fielen in die Wohnungen der Christen ein. Sie betraten die Häuser ihrer Bekannten und ihrer Nachbarn und raubten und zerstörten. In den Kleiderfalten trugen sie die Wertgegenstände weg. Dinge die sie nicht brauchen konnten, verbrannten sie. Man könnte meinen, dass ein Feind die Stadt zerstört hätte....Die Heiden verschleppten dann auch die schon betagte Jungfrau Apollonia. Sie schlugen ihr den Kinnladen ein und die Zähne aus dem Mund. Dann errichteten sie einen Scheiterhaufen vor der Stadt und drohten sie zu verbrennen, sollte sie die heidnischen Worte nicht aussprechen. Sie bat einen Augenblick um Freiheit. Diese erreicht, stürzte sie sich in die Flammen und verbrannte."

Das Martyrium ereignete sich im Jahre 249 in Alexandrien von Ägypten. Die Heilige Jungfrau muss daher am Ende des II, oder zum Beginn des III. Jahrhunderts geboren sein, da Dionysius sie schon als betagt, während der Verfolgung, bezeichnet.

Der Bischof spricht mit Anerkennung von ihrem Leben. Sie schenkte Gott ihr Leben durch ihre Keuschheit und ihr Gebet. Sie schenkte ihr Leben der Gemeinde durch die vielen Werke der Nächstenliebe. Vielleicht haben deswegen die Henker so große Grausamkeit bei ihr angewendet. Der Bischof erwähnt in seinem Brief mit keinem Wort die Verwunderung oder den Vorwurf des freiwilligen Todes von Apollonia. Dieser Tod könnte als Selbstmord angesehen werden.

 

Der selige Jacopo da Varazze (1230 - 1298) schreibt in seiner «Legenda Aurea» (1260):

 

"Ihre erbarmungslosen Peiniger waren sehr verwundert, als sie eine Frau sahen welche mehr Qualen erleiden wollte, als sie ihr bereiten wollten. Diese furchtlose Märtyrerin konnte von den Qualen nicht besiegt werden. Ihr Geist war von den Flammen der Wahrheit erfüllt und war stärker als irgendeine andere Flamme. Das, von Menschenhand angezündete Feuer konnte daher die ihr von Gott eingegebene Flamme nicht löschen. Ihr Herz hielt jeder Prüfung stand.

Groß und wunderbar war der Kampf dieser Jungfrau. Dank der Barmherzigkeit Gottes, schritt sie in das Feuer, ohne verbrannt zu werden. Sie brannte und wurde nicht verzehrt. Es schien, dass weder Feuer noch Qualen sie berühren konnten. Wer den Kampf vermeidet findet Sicherheit in der Freiheit, aber keinen Ruhm. Die starke Jungfrau und Märtyrerin Apollonia wies die Freuden des Lebens zurück, missachtet den Wohlstand der Erde. Sie wünscht nur ihrem Bräutigam, Jesus Christus zu gefallen. Unter den Märtyrern, zeichnet sich diese glorreiche und triumphierende Jungfrau aus. Der starke Geist dieser Frau wird durch den Kampf nicht geschwächt. Durch den Wunsch nach dem Himmel, besiegt sie jede menschliche Angst und erhält den Preis von Christus. Ihr Glaube schützt sie besser als ein Schwert und damit kämpft sie gegen die Genüsse des Fleisches und gegen jede Qual und siegt. Dies gewährt uns Jesus, der mit dem Vater und dem Heiligen Geist für immer lebt".

 

Die Verehrung dieser Heiligen verbreitet sich erst im Osten und später auch im Westen. Ihr Fest wird am 9. Februar gefeiert. Dieser Tag wurde con einem christlichen Schriftsteller, Adone, erwähnt. In Rom, in der Nähe der Kirche Santa Maria in Trastevere wurde ihr eine Kirche, mit anschließendem Friedhof, geweiht. Heute existiert diese nicht mehr.

Zu Ehren der Heiligen wurden in ganz Europa viele Kirchen und Oratorien erbaut. Da ihr Martyrium eine große Bedeutung im täglichen Leben hat, hat sich ihr Kult so stark verbreitet. Die heilige Apollonia ist die Beschützerin gegen Zahnschmerzen und Mundkrankheiten und die Schutzpatronin der Zahnärzte. In all den Jahrhunderten litten viele Menschen an Zahnschmerzen und daher wurde die Heilige sehr oft und fast überall angefleht.

In Deutschland werden 14 Heilige "Nothelfer" genannt. "Diejenigen welche im täglichen Leben und in der Not helfen". Die heilige Apollonia zählt zu diesen. Meistens wird sie mit der Palme des Martyriums und der Zange mit denen ihr die Zähne entrissen wurden, in der Hand haltend, dargestellt, oder es wird die Szene des Martyriums beschrieben.

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Die Heiligen sind nicht nur ein Teil der Vergangenheit der Kirche, sondern sind auch noch heute gegenwärtig. Was finden wir noch heute in einer Figur, wie die heilige Apollonia, das zu der heutigen Christenheit spricht?

 

In ihr: ihre Lebensweise ist wie die vieler anderer Menschen, die ihr Leben Gott weihen und sich den Mitmenschen widmen. Oft ist ihre Lebensweise nur wenigen Mitmenschen bekannt. Sie leben und wirken innerhalb eines Landes, oder einer Gemeinschaft. Die Heilige bildet für diese Menschen eine Stütze, ein Vorbild und eine Hilfe. Sie kann zum Vorbild werden, für alle die, die in diesem Sinn wählen, ihrem Leben den richtigen Wert zu geben. Ihre Einsamkeit Gott zu opfern und diese durch Gebet und Nächstenliebe auszufüllen.

Außerdem: der Mut den die heilige Apollonia durch ihr Martyrium bewies, kann auch heute noch als Beispiel für die Christen gelten, die jeden Tag ihr kulturelles Martyrium in dem nachchristlichen Westen darbringen. Die Heilige kann vielen ihren Glauben und ihre Kraft geben, wenn diese die Wahrheit bezeugen oder bekannt geben: nicht gegen die Personen, sondern gerade für sie. Sie gibt ihnen die Gewissheit, dass sie den anderen Menschen den größten Dienst erweisen.

Und auch: das Martyrium der Heiligen kann daran erinnern, dass die christliche Reife sich nicht nur durch den Wunsch Gutes zu tun zeigt, sondern auch durch die Fähigkeit das Böse zu ertragen. Dies ist eine bekannte und alte Wahrheit. Einigen kann das eigenartig erscheinen, aber man soll sich dessen besinnen.

In der Verehrung für die heilige Apollonia finden wir auch noch andere wertvolle Wahrheiten. Apollonia hat sozusagen die schmerzhafte Erfahrung der Zahnschmerzen heilig gesprochen. Nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch in der Gegenwart. Da Heilige diese Lebenserfahrung haben zeigt, dass Gott über alles was seine Kinder betrifft besorgt ist. Es sagt uns, dass das Leben auch in den Momenten des Schmerzes wertvoll ist. Wertvoll, weil wir die Möglichkeit haben Gott zu dienen und zu lieben, uns ihm völlig zu schenken und die Kommunion zu empfangen. In diesem Sinne ist das Leben der Heiligen in der Geschichte verbreitet und hilft in jede Handlung Dank und Liebe zu geben.

Sicherlich, all dies wird in der Volksverehrung nicht zur theologischen Diskussion oder Abkommen. Es ist aber eine reale, empfundene und tiefe Erfahrung, welche Menschen und Gemeinschaften wachsen und reifen lässt.

Die Verehrung der Heiligen zeigt sich nicht nur in der Verherrlichung der Person, sondern bringt auch die Bildung und das Wachstum neuer Gemeinschaften hervor, schafft eine Identität, historischen und geistigen Sinn, einen Zusammenhang... 

Das Volksfest das bei der frommen Feierlichkeit entsteht zeigt wie tief das Christentum im Leben des Volkes verankert ist. Es ist ein kostbares Gut, das man schützt und vergrößern muss.

 

 

Die Heiligen werden von Heiligen geboren.

Die heilige Apollonia, Witwe und Märtyrerin aus Japan.

 

In den Missionen ist es seit je der Brauch bei der Taufe die Namen der Heiligen zu verwenden. Auch wenn in den Kulturen und Sprachen die Namen Fremdwörter bleiben und im täglichen Leben nicht gebraucht werden. In Japan gibt es eine andere selige Apollonia, Witwe und Märtyrerin. Wie ihre Namenpatronin hat sie ihr Leben Christus geopfert.

Sie stammte aus einer adeligen Familie und war eine aufmerksame Christin, voll von Nächstenliebe. Witwe geblieben, erzog sie ihren Enkel Gaspare. Auch er ein Märtyrer und Seliggesprochener. Sie wirkte gemeinsam mit ihm und gewährte den verfolgten Missionaren, bei Lebensgefahr, Asyl. Vielleicht erhoffte sie dadurch die Glorie zu erreichen. Apollonia wurde verhaftet und während dem Blutbad von Nagasaki, am 10. September 1622, enthauptet.

Am 7. Juli 1967 wurde sie selig gesprochen.