Wir werden abgelöst. Die räder rollen unter uns weg, wir stehen dumpf, und wenn der Ruf:"Achtung—Draht!" kommt, gehen wir in die Kniebeuge. Es war Sommer, als wir hier vorüberfuhren, die Bäume waren noch grün, jetzt sehen sie schon herbstlich aus, und die Nacht ist grau und feucht. Die Wagen halten, wir klettern hinunter, ein durcheinandergewürfelter Haufe, ein Rest von vielen Namen. An den Seiten, dunkel, stehen Leute und rufen die Nummern von Regimenten, von Kompagnien aus. Und bei jeden Ruf sondert sich ein Häuflein ab, ein karges, geringes Häuflein schmutziger, fhaler Soldaten, ein furchtbar kleines Häuflein und ein furchtbar kleiner Rest.
  Nun ruft jemand die Nummer unserer Kompagnie, es ist, man hört es, der Kompagnieführer, er ist also davon gekommen, sein Arm liegt in der Binde. Wir treten zu ihm hin, und ich erkenne Kat und Albert, wir stellen uns zusammen, lehnen uns aneinander und sehen uns an.
  Und noch einmal und noch einmal hören wir unsere Nummer rufen. Er kann lange rufen, man hört ihn nicht in den Lazaretten und den Trichtern.
  Noch einmal: "Zweite Kompagnie hierher!"
  Und dann leiser:"Niemand mehr zweite Kompagnie?"
Er schweigt und ist etwas heiser, als er fragt:"Das sind alle?" und befiehlt:"Abzählen!"
  Der Morgen ist grau, es war noch Sommer, als wir hinausgingen, und wir waren 150 Mann. Jetzt friert uns, es ist Herbst, die Blätter rascheln, die Stimmen flattern müde auf:"Eins—zwei—drei— vier—", und bei zwieunddreißig schweigen sie. Und es schweigt lange, ehe die Stimme fragt: "Noch jemand?" —und warte und dann leise sagt: "In Gruppen—", und doch abbricht und nur vollenden kann: "Zweite Kompagnie —", mühselig: "Zweite Kompagnie—ohne Tritt marsch!"
  Eine Reihe, eine kurze Reihe tappt in den Morgen hinaus.
  Zweiunddreissig Mann.(ss.138-139)